Von: ka
Bozen – Das Ergebnis der Spontanbefragung „Würdet ihr Laborfleisch essen?“, ist an Eindeutigkeit kaum zu überbieten. Auf die Frage, ob sie künstlich hergestelltes Fleisch probieren und essen würden, antworteten vier Fünftel der Teilnehmer mit einem klaren Nein.
Dabei liegen die Vorteile von Laborfleisch auf der Hand. Durch die Herstellung von Fleisch in Laboren würden nicht nur die klimaschädlichen Aspekte der Tierhaltung wegfallen, sondern auch das Tierwohl berücksichtigt. Das bisher gekannte Elend der „Fleischfabriken“, in denen mit Medikamenten behandelte Tiere bis zu ihrer Schlachtung gemästet werden, könnte der Vergangenheit angehören.
Aber in den Augen der Gegner wiegen die Nachteile schwer. Dass Laborfleisch herkömmliches Qualitätsfleisch zu ersetzen vermag, wird nicht nur von Fleischgenießern, sondern auch von Köchen aller Couleur bezweifelt. Den Befürwortern von Fleisch aus dem Labor scheint nicht bewusst zu sein, dass der Genuss von Fleisch eng mit der Esskultur der jeweiligen Regionen und Länder verbunden ist. Nicht wenige Skeptiker meinen, dass ihnen mit der Einführung von Laborfleisch einen Teil ihrer Kultur genommen werde.
Die Verfechter von Laborfleisch unterschätzen, dass für viele Menschen, die bereits durch die voranschreitende Globalisierung verunsichert sind, die heimische Esskultur, zu der nicht nur die gewohnten Fleischgerichte mit ihrem typischen Geschmack, sondern auch Spezialitäten wie Tiroler Speck oder auch San Daniele-Schinken gehören, „Biotope der Identität“ sind. Die Angst, dies alles zu verlieren, und die Furcht, nur mehr einen globalen Einheitsbrei „genießen“ zu können, heben viele Vorteile des Laborfleischs auf.
Essen, Identität und Kultur sind untrennbar miteinander verbunden. Befürworter von Laborfleisch sollten berücksichtigen, dass Essen mehr ist als nur die Zufuhr von Kalorien, Vitaminen und anderen nützlichen Elementen. Den Bürgern darf Laborfleisch keinesfalls „untergeschoben“ werden. Essen ist Kultur, Essen ist Identität.