Dutzende Waffen und 6.401 Schuss Munition sichergestellt

Fehlendes Arzt-Attest: Zahlreiche Waffenscheine in Südtirol entzogen

Donnerstag, 29. August 2024 | 11:56 Uhr

Von: luk

Bozen – Zu Beginn eines jeden Jahres führt die Quästur von Bozen eine umfassende Überprüfung der Waffenscheine durch. “Diese Kontrollen sind notwendig, um sicherzustellen, dass alle gesetzlichen Anforderungen für den Besitz und das Führen von Schusswaffen erfüllt werden”, so Quästor Sartori am Donnerstag auf einer Pressekonferenz.

Die Quästur ist jene Behörde, die es Personen in Südtirol erlaubt, Schusswaffen zu besitzen und zu tragen. Außerdem obliegt es auch der Quästur diese Genehmigungen zu Verlängern. Dabei wird überprüft, ob die Berechtigten weiterhin die erforderlichen Anforderungen erfüllen.

In Südtirol gibt es eine Vielzahl von Personen, die im Besitz einer gültigen Erlaubnis zum Besitz, Transport oder Führen von Waffen sind. Dazu gehören Sportschützen, Jäger, Sicherheitskräfte und andere Personen, die aus beruflichen oder privaten Gründen, wie etwa der Ausübung von Sportarten oder Jagd, eine Waffe benötigen.

214 Waffenscheine aufgehoben

Im laufenden Jahr hat das Waffenbüro der Quästur 424 Schreiben an Inhaber von ablaufenden Waffenscheinen verschickt, die noch kein ärztliches Attest vorgelegt hatten. Davon wurden 210 Mahnschreiben nach Vorlage des Attests als erledigt betrachtet, während 214 Erlaubnisse aufgrund fehlender medizinischer Bescheinigungen widerrufen wurden.

Es wird umgehend gehandelt

Seit 2018 ist Italien den europäischen Normen zur Regulierung des Waffenbesitzes gefolgt, die durch die EU-Richtlinie 853/2017 eingeführt wurden. Diese Richtlinie, die durch das Gesetzesdekret Nr. 104/2018 in Italien umgesetzt wurde, zielt darauf ab, die Bedingungen für den Waffenverkehr innerhalb der EU zu harmonisieren und den Mitgliedstaaten spezifische Sicherheitsvorkehrungen vorzuschreiben.

Die Quästur ist für die kontinuierliche Überprüfung der psychophysischen und verhaltensbezogenen Anforderungen zum Besitz und zum Führen von Waffen zuständig. Im Falle eines Fehlens dieser Anforderungen werde umgehend gehandelt.

Im Jahr 2024 wurden auf Anordnung von Quästor Paolo Sartori folgende Maßnahmen ergriffen:

zwei Widerrufe von Waffenscheinen für Selbstverteidigung
32 Widerrufe von Waffenscheinen für die Jagd
25 Widerrufe von Waffenscheinen für den Sportgebrauch

Zusätzlich wurden folgende Waffen sichergestellt:

35 Pistolen
11 Revolver
64 Gewehre (darunter 2 Kriegswaffen)
4 Säbel
6.401 Munitionseinheiten

Weitere etwa 250 Waffen wurden von den Inhabern, die die gesetzlichen Anforderungen nicht mehr erfüllten, zurückgenommen und entweder an vertrauenswürdige Personen oder Waffenhändler zur Veräußerung übergeben.

Wo die Behörden hellhörig werden

Die Widerrufe und Sicherstellungen erfolgten aufgrund des Verlusts der erforderlichen Anforderungen. Entzogen wurden die Waffenscheine etwa, wenn der Inhaber durch Trunkenheit am Steuer, Vergehen unterschiedlicher Art (insbesondere gewalttätige Delikte wie Körperverletzung) oder die Beteiligung an akuten familiären oder nachbarschaftlichen Streitigkeiten, negativ aufgefallen ist.

“Schusswaffen sollten in einem sicheren Ort aufbewahrt werden, der für Minderjährige und Unbefugte unzugänglich ist, wie beispielsweise ein verschlossener Raum oder ein Waffenschrank. Fehlfunktionen können zu schweren Unfällen führen. Moderne Waffen sind zwar mit Sicherheitssystemen ausgestattet, die das Risiko von Unfällen minimieren, aber ohne regelmäßige Wartung kann diese Sicherheit beeinträchtigt werden, was die Gefahr für den Besitzer und die Umgebung erhöht.
Im Falle eines Diebstahls oder Verlusts einer Waffe muss unverzüglich die Polizei informiert werden. Ansonsten kann man für spezifische Straftaten belangt werden”, so die Quästur.

Einsätze, die zum Nachdenken anregen

Am 10. Mai 2024 führten Exekutivbeamten der Quästur einen Einsatz in der Wohnung eines 70-Jährigen durch, um ein Gewehr abzuholen. Der Mann hatte eine Aufforderung zur Vorlage eines ärztlichen Attests, das für den weiteren Besitz der Waffe erforderlich war, nicht erfüllt. Er widersetzte sich den Anweisungen der Polizei, verschanzte sich in seiner Wohnung in der Capristraße und weigerte sich, die Tür zu öffnen. Um die Situation zu entschärfen, wurde das spezielle Einsatzkommando der Polizei hinzugezogen, das das Gebäude absicherte. Einem Polizeibeamten gelang es schließlich, durch ein Fenster in die Wohnung zu gelangen und den Mann dazu zu bewegen, das Gewehr freiwillig zu übergeben. Der Einsatz endete erfolgreich und ohne Gefahr für Nachbarn oder andere Anwohner.

Quästor Sartori nannte heute auch einen zweiten Einsatz aus der jüngsten Vergangenheit: In einer versteckten Kiste in einer Wohnung eines verstorbenen Bozners entdeckten und beschlagnahmte die Staatspolizei mehrere nicht gemeldete Waffen. Darunter zwei Pistolen und ein Maschinengewehr.

Bezirk: Bozen

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