Dramatischer Fall von häuslicher Gewalt in Bozen

Frau [20] geknebelt, damit Nachbarn ihre Schreie nicht hören

Dienstag, 14. September 2021 | 09:46 Uhr

Bozen – Was mit einer erquickenden Liebesgeschichte begonnen hat, ist für eine junge Frau (20) aus Südtirol zur Hölle auf Erden geworden. Dennoch stellte sich die 20-Jährige auch nach erlittener Gewalt und Demütigung hinter ihren Partner. Es ist eine Geschichte, die so oder in ähnlicher Form immer wieder vorkommt, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.

Als die 20-Jährige mit ihrem Partner, einem 30-jährigen Tunesier, zusammengekommen ist, war noch alles wunderbar. Er war fesch, hatte gute Manieren und bald schon zog die junge Frau mit ihm zusammen. Dann aber zeigte sich laut ihren Anschuldigungen sein wahres Gesicht. Er hielt sie zu Hause wie eine Gefangene, verbot ihr den Kontakt zu Freunden und Verwandten und schließlich soll er sie auch geschlagen haben. Damit die Nachbarn ihre Schreie nicht hören konnten, soll der Mann ihr den Mund mit Klebeband verschlossen haben. Laut den Vorwürfen soll er sogar den Duschschlauch in ihren Rachen geschoben haben, damit sie keinen Ton herausbringen konnte.

Nach derartigen brutalen Gewaltattacken zeigte sich der 30-Jährige wieder zuckersüß und bat um Entschuldigung. Nach Monaten des Martyriums zog die 20-Jährige schließlich die Konsequenzen und erstattet bei einem ihrer “Freigänge” Anzeige gegen ihren Peiniger. Polizei und Staatsanwaltschaft nahmen diese Anzeige äußerst ernst. Was die Frau nicht wissen konnte: Ihr Partner stand bereits im Visier der Fahnder, weil er nebenher in den Drogenhandel verstrickt war. Es dauerte nicht lange und für den Tunesier klickten – auch wegen der Anzeige der Frau – die Handschellen.

So fand sich die 20-Jährige plötzlich alleine wieder. Doch wie es oft in solchen Fällen ist, kommen die Frauen mit dieser Normalität nicht zurecht. Offenbar bereute sie die Anzeige. Nach mehreren Besuchen bei dem 30-Jährigen im Gefängnis wollte das Opfer die Anzeige zurückziehen. Doch weil in diesen Fällen häuslicher Gewalt von Amts wegen ermittelt wird, können die Mühlen der Justiz nicht mehr aufgehalten werden.

Beim Beweissicherungsverfahren wurde auch die 20-Jährige zur Aussage gebeten: Sie erzählte zwar von den Gewaltepisoden ihres Lebensgefährten, betonte aber gleichzeitig, wie groß ihre Liebe für ihn sei.

Nun liegt der Ball bei der Staatsanwaltschaft. Sie muss beschließen, ob sie das Hauptverfahren für den Tunesier beantragen wird. Für den Mann gilt ein Annäherungsverbot.

Von: luk

Bezirk: Bozen