Von: ka
Bozen – Verglichen mit der Zeit nach dem Lockdown vor einem Jahr stellt die Bozner Stadtpolizei einen spürbaren Anstieg der Verkehrsunfälle fest. Diese bedauerliche Entwicklung dürfte nicht nur für die Landeshauptstadt, sondern für ganz Südtirol gelten. Besonders an Wochenenden scheint es im ganzen Land zu krachen, wobei es in vielen Fällen leider nicht nur bei einem Blechschaden bleibt.
Seit dem Bekanntwerden dieses wenig erfreulichen Trends wird fleißig Ursachenforschung betrieben. Wie der Kommandant der Bozner Stadtpolizei, Sergio Ronchetti, meint, ist ein Teil der Unfälle auf das gestiegene Verkehrsaufkommen zurückzuführen. Die Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus hat viele Menschen dazu bewegt, von öffentlichen Verkehrsmitteln erneut auf das Auto, Motorrad oder Fahrrad umzusteigen. Mit der gestiegenen Anzahl von Verkehrsteilnehmern lässt sich die Häufung der Unfälle – zumindest zum Teil – leicht erklären.
Aber das – und damit betritt man zugegeben das Reich der Spekulation – dürfte nur die halbe Wahrheit sein. Während der langen dunklen Lockdown-Monate waren den Südtirolern Ausflugsfahrten mit dem Auto oder Spritztouren mit dem Motorrad verwehrt geblieben. Die zurückgewonnene Freiheit und die sommerlichen Temperaturen gepaart mit der Rückkehr der Lebensfreude könnten nicht wenige Südtiroler dazu verleitet haben, die verlorenen Monate „nachzuholen“. Es liegt vermutlich in der menschlichen Natur, dass es bei dieser „Aufholjagd“ der eine oder andere übertreibt und dabei manchmal Risiken eingeht, die in normalen Jahren vermieden worden wären. Mit der Ansteckungsangst und der Lust, die verlorenen Monate „wettzumachen“, sowie mit der damit einhergehenden gestiegenen Risikobereitschaft ließen sich gestiegenen Unfallzahlen erklären.
Wohlgemerkt handelt es sich hierbei um Mutmaßungen. Sicher aber ist, dass sich weltweit Psychologen damit beschäftigen, welche Auswirkungen das Umschalten von Freiheit zu Lockdown und wieder zurück auf die menschliche Psyche hat und ob eventuell ein Zusammenhang mit einem – bereits feststellbaren – Anstieg der Verkehrs- und Freizeitunfälle besteht.
In jedem Fall sind die Südtiroler aber gut beraten, den „Sommer der zurückgewonnenen Lebensfreude“ mit der nötigen Vorsicht anzugehen und überflüssige Risiken zu vermeiden.