Von: mk
Bozen – Mehrere Experten in Italien zweifeln mittlerweile daran, ob es immer noch Sinn macht, täglich die Zahlen der Neuinfektionen zu veröffentlichen. Unter anderem hat sich Matteo Bassetti, Primar für Infektionskrankheiten am Krankenhaus San Martino in Genua, dagegen ausgesprochen.
Der Südtiroler Virologe Bernd Gänsbacher ist dagegen anderer Ansicht. Die Covid-Daten sollten täglich veröffentlicht werden, ansonsten spielen wir dem Virus in die Hände“, erklärte Gänsbacher im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Ansa. Die freie Zirkulation des Virus sollte seiner Ansicht nach so stark wie möglich eingegrenzt werden, ansonsten drohe die Gefahr neuer Mutationen.
„Indem wir die Entwicklung der Pandemie voraussagen, beeinflussen wir auch das Verhalten der Bürger. Wenn wir plötzlich die Zahlen nicht mehr bekanntgeben, werden die Bürger weniger wachsam und das Virus kann sich weiter verbreiten“, so der Virologe.
Wenn hingegen der exponentielle Verlauf der Kurve dokumentiert wird, würden die Bürger vorsichtiger bleiben.
Auch der Biostatistiker Markus Falk widerspricht Bassettis Aussagen. „Solange wir in der Lage sind, korrekte Daten zu liefern, sollten diese auch veröffentlicht werden“, sagt Falk laut Ansa.
Seiner Ansicht nach sollten die Zahlen aber auch erklärt werden. „3.000 Neuansteckungen, zu denen es gestern in Südtirol gekommen ist, haben mit Omikron eine andere Bedeutung als dieselbe Zahl mit Delta“, betont Falk. Trotz allem sollte man die Situation nicht unterschätzen.
Der Generaldirektor im Südtiroler Sanitätsbetrieb, Florian Zerzer, würde es Medienberichten zufolge hingegen begrüßen, wenn die Zahl der Neuinfektionen nicht mehr täglich bekanntgegeben wird. Er könnte sich eine schrittweise Umstellung vorstellen – bis hin zu einer Veröffentlichung nur einmal pro Woche. Diese Entscheidung trifft allerdings nicht der Sanitätsbetrieb, sondern sie wird in Rom gefällt.
Die Zahl der Hospitalisierungen und der Intensivpatienten ist in Südtirol in der vergangen Tagen stabil geblieben bzw. war sogar leicht rückläufig, obwohl es zu extrem vielen Neuansteckungen gekommen ist. Wie Gesundheitslandesrat Thomas Widmann erklärt, könnte die Zahl der Covid-19-Patienten in den Spitälern allerdings in den kommenden Wochen noch einmal steigen.