Zwei Studien

Geimpft oder genesen – wer ist besser geschützt?

Montag, 22. November 2021 | 08:12 Uhr

Die Frage taucht immer wieder auf: Sind Geimpfte besser vor einer Corona-Infektion geschützt als diejenigen, die eine Erkrankung durchgemacht haben und somit eine Immunisierung auf natürlichem Weg erhalten haben? Zwei aktuelle Studien – eine aus den USA und eine weitere aus Israel – haben sich genau diesem Thema gewidmet, berichtet BR24.

Um herauszufinden, wie hoch das Risiko einer erneuten Infektion für Genesene ist, analysierte das US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta die Daten von etwa 7.300 Patienten, die aufgrund einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt wurden.

Der Analyse zufolge war die Wahrscheinlichkeit, positiv auf SARS-CoV-2 getestet zu werden, bei den ungeimpften Genesenen deutlich höher als bei Geimpften. Bei den Geimpften lag die Verabreichung der Coronaschutzimpfung drei bis sechs Monate zurück.

Laut der Studie gelten Genesene über 65 noch einmal gesondert als eher gefährdet, sich erneut anzustecken. Bei Patienten über 65 entwickelt sich aus einer Infektion und einer durchgestandenen Erkrankung anscheinend nur eine sehr schwache Immunität.

Die Studie aus Israel

Die israelische Studie kommt stattdessen zu einem Ergebnis, das auf das Gegenteil schließen lässt – zumindest auf den ersten Blick. Forscher haben die Daten der Maccabi Healthcare, eine der größten Krankenkassen des Landes, ausgewertet. Die Daten umfassen alle Angaben zu Infektionen und Impfungen der versicherten Erwachsenen. Als im Sommer die Infektionen wieder anstiegen, wurde untersucht, ob sich geimpfte oder genesene Personen häufiger infizieren. Den Ergebnissen zufolge erkrankten Genesene weniger häufig an Covid-19 als Geimpfte. Geimpfte hätten demnach ein 13,06-fach erhöhtes Risiko für eine Durchbruchinfektion mit der Delta-Variante. Dabei ist jedoch bemerkenswert, dass von den 238 Patienten mit einer Durchbruchsinfektion nur insgesamt acht stationär behandelt werden mussten und keine Erkrankung tödlich verlief.

Auch der Studie aus Israel zufolge erzeugt die zweifache Impfung mit einem mRNA-Impfstoff eine starke Immunabwehr gegen SARS-CoV-2. Der erworbene Schutz ist nach der vollständigen Impfung zunächst hoch und übertrifft sogar jenen nach einer überstandenen Infektion, nimmt dann aber nach sechs Monaten immer mehr ab. Somit steigt nach einem halben Jahr das Risiko einer Durchbruchsinfektion. Umgekehrt ist die Immunität nach einer Genesung nach mehr als sechs Monaten ein größerer Schutz.

Sowohl der US-Studie als auch der israelischen Studie zufolge sind Geimpfte in einem ersten Moment besser geschützt. Weil der Impfschutz mit der Zeit schwächer wird, haben Genesene den Ergebnissen aus Israel zufolge nach einem halben Jahr den besseren Schutz. Dass der Impfschutz mit der Zeit abnimmt, ist auch der Grund, warum viele Länder mit der Booster-Impfung begonnen haben.

Laut den Studienergebnissen aus Israel lässt allerdings auch die natürlich erworbene Immunität nach einer durchgestandenen Erkrankung mit der Zeit nach. Werden Fälle einbezogen, die eine Erstinfektion vor mehr als sechs Monaten vor der Wiederansteckung durchgemacht haben, zeigt sich, dass das Risiko einer Durchbruchsinfektion bei Geimpften nur mehr sechs- anstatt 13,06-fach höher ist.

Während die US-Studie ausschließlich die Wirkung von Impfung und Genesung auf schwere Covid-Verläufe untersucht hat, umfasst die Studie aus Israel alle positiven Testergebnisse und damit auch milde Erkrankungen.

Die Forscher aus Israel wiesen allerdings auf mehrere Einschränkungen bei der Interpretation der Ergebnisse hin. Zum einen lag dort die Impfung bei den meisten Personen bereits länger als sechs Monate zurück. Weil die Anzahl der Antikörper mit Zeit abnimmt, steigt auch die Wahrscheinlichkeit von Durchbruchinfektionen.

In der Studie wurden außerdem lediglich Erkrankte registriert, die Symptome aufwiesen, was zu einer Unterschätzung der asymptomatischen Infektionen führen könnte. Es bleibt also unklar, ob sich die Ergebnisse zugunsten der Geimpften verschieben würden, falls man asymptomatische Infizierte einbezieht.

Weiters wurden in dieser Studie nur Patienten aufgenommen, denen der Impfstoff von BioNTech/Pfizer verabreicht worden ist. Da die Studie durchgeführt wurde, als die Delta-Virus-Variante bereits vorherrschend war, gelten die Ergebnisse zudem nur für diese Mutation. Auch das Sozialverhalten unterschiedlicher Gruppen, wie etwa Treffen mit Freunden, das Tragen einer Maske oder das Einhalten des Sicherheitsabstandes wurde nicht evaluiert.

Von: mk