So ist es den Kunden des ehemaligen Finanzberaters ergangen

Geplatzte Pensionsträume und zerstörtes Vertrauen

Freitag, 17. Oktober 2025 | 09:55 Uhr

Von: luk

Bozen – Eine vermeintlich sichere Altersvorsorge endete für ein Bozner Ehepaar im finanziellen Ruin. Sie zählen zu rund 20 mutmaßlichen Opfern des ehemaligen Finanzberaters, der im Verdacht steht, über Jahre hinweg Millionenbeträge von Kunden veruntreut zu haben. Die Staatsanwaltschaft Bozen ermittelt bekanntlich gegen den Ex-Mitarbeiter der in Südtirol operierenden Bank wegen schwerem Betrug und Unterschlagung.

„Er sagte mir: Geh beruhigt in Pension. Es ist genügend Geld da, damit du die Kündigung einreichen kannst. Das Geld ist sicher. Aber schon da war kein Euro mehr vorhanden“, berichtet die Frau, die anonym bleiben möchte. Im Jahr 2019 habe er ihr stolz einen Kontostand von 337.000 Euro gezeigt – Ersparnisse eines ganzen Arbeitslebens. In Wahrheit, so die Ermittler, waren die Gelder längst verschwunden.

Der Berater soll laut den Vorwürfen Blankounterschriften und gefälschte Dokumente genutzt haben, um die Illusion wachsender Investitionen zu erzeugen. Viele seiner Kundinnen und Kunden hielten ihn für einen Freund und vertrauten ihm ihr gesamtes Vermögen und persönliche Informationen an.

Erst Anfang 2025 flog der mutmaßliche Schwindel auf, als Betroffene nach dem plötzlichem Verschwinden des Finanzberaters – er war, ohne seine Kunden zu informieren, in Rente gegangen – ihre Konten überprüften und Anzeige erstatteten. Die angeblichen Investments mit hohen Erträgen lösten sich in Luft auf.

Die Frau hat den fraglichen Finanzberater im Februar nur wenige Tage nach ihrer Anzeige im Zentrum von Bozen getroffen. “Ich bin ihm nachgelaufen und habe um eine Erklärung gebeten. Er hat mich abgewimmelt und mir gesagt, er würde mich am Montag anrufen. Ich habe nichts mehr von ihm gehört.”

Die Finanzpolizei ermittelt im Auftrag des Staatsanwalts Igor Secco, während der Berater laut seinem Anwalt Alberto Berardi mit den Behörden kooperiert. Mittlerweile soll er in Vittorio Veneto wohnen.

Parallel laufen Verhandlungen mit der Bank über mögliche Entschädigungen. Mehrere Anwaltskanzleien vertreten die Geschädigten, die insgesamt Millionen verloren haben. Erste Angebote der Bank – teils nur wenige zehntausend Euro pro Fall – sorgen bei den Betroffenen für Empörung, berichtet die Zeitung Alto Adige.

„Wenn wir schon nicht alles zurückbekommen, dann wenigstens das, was wir wirklich eingezahlt haben“, sagt das Bozner Ehepaar. Wie der Verdächtige den Betrug so lange unentdeckt fortführen konnte, bleibt vorerst ein Rätsel, ebenso wie das Schicksal der verschwundenen Millionen.

Bezirk: Bozen

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