Von: mk
Dublin – Eine Infektion mit dem Coronavirus hinterlässt in manchen Fällen auch nach dem Ausheilen der Krankheit ihre Spuren. Zu den tückischen Langzeitfolgen zählt unter anderem der sogenannte „Gehirnnebel“. Nun ist Wissenschaftlern offenbar ein Durchbruch gelungen.
Menschen, die eine Corona-Erkrankung während der ersten Wellen überstanden haben, klagten oft anschließend über neurologische Symptome. Der Zustand umfasst unter anderem Müdigkeit, Gedächtnisverlust und Verwirrung und wurde mit dem Begriff „Gehirnnebel“ zusammengefasst.
Eine Forschungsgruppe des Trinity College Dublin, die sich seit März 2020 gemeinsam mit dem St. James Hospital Dublin mit Long-Covid befasst, ist der Ursache des Phänomens auf der Spur. In der Zeitschrift Nature Neuroscience wurde die Studie veröffentlicht.
Der „Gehirnnebel“ rührt demnach offenbar von Problemen bei der Blut-Hirn-Schranke, jener physiologischen Barriere zwischen den Flüssigkeitsräumen des Blutkreislaufs und dem Zentralnervensystem. Dadurch ist das Gehirn weniger effektiv vor Krankheitserregern, Toxinen und anderen Substanzen im Blut geschützt.
Um ihre Ergebnisse zu unterstreichen, nutzten die Forscher auch bildgebenden Verfahren. Eine spezielle Art der Magnetresonanztomografie (MRT) verdeutlichte, dass bei Betroffenen mehr Kontrastmittel in das Hirngewebe außerhalb der Blutkapillaren gelangt.
„Zum ersten Mal konnten wir zeigen, dass undichte Blutgefäße im menschlichen Gehirn zusammen mit einem hyperaktiven Immunsystem die Hauptursache für Gehirnnebel im Zusammenhang mit Long Covid sein können“, erklärte Matthew Campbell, der Leiter der Studie, im Bericht der Fachzeitschrift.
Die Forscher sind der Überzeugung, dass die Ergebnisse zu einer Veränderung führen könnten, wie postvirale neurologische Erkrankungen behandelt werden. In den letzten Jahren wurde festgestellt, dass bei vielen neurologischen Erkrankungen, wie beispielsweise Multipler Sklerose, wahrscheinlich eine Virusinfektion der Auslöser ist, schreibt die Online-Ausgabe vom Merkur. Die Rolle der Blut-Hirn-Schranke wird diesbezüglich von den Autoren der Studie genauer untersucht.
Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge wird die Häufigkeit von Langzeitfolgen nach einer Corona-Ansteckung in Deutschland auf sechs bis 15 Prozent geschätzt.