Von: ka
Bozen – Die jungen Südtiroler kennen sie nur von ihren Vätern und Großvätern: Die berühmte „Naja“, die Wehrpflicht im italienischen Heer. Nach dem Kalten Krieg und dem folgenden Ende der Wehrpflicht glaubten sie, die Friedensdividende einzustreichen und sich von der ungeliebten „Naja“ für immer zu verabschieden. Jahrelang lebte man in der Gewissheit, die Verteidigung einem kleinen Berufsheer delegieren zu können und sich selbst auf ewig auf die Couch zu bequemen.

Aber weit gefehlt: Seit im Osten Europas Krieg herrscht, wird immer deutlicher, dass die kleinen NATO-Berufsheere neuen Bedrohungen kaum gewachsen wären. Zudem scheint es, dass mit der weitgehenden Abschaffung und Aussetzung der Wehrpflicht auch der „Kitt” zwischen den Soldaten und der Bevölkerung verloren gegangen ist. Der zunächst für unmöglich gehaltene Abwehrerfolg der ukrainischen Streitkräfte und ihrer zum Wehreinsatz einberufenen Soldaten zeigt, dass ein Heer aus Wehrpflichtigen einem Angriff gut ausgebildeter Streitkräfte, die aus Berufssoldaten bestehen, standhalten kann.

Heißt das für uns, dass die „Naja” zurückkehrt? Nein, vielmehr sind verschiedene Formen der „freiwilligen Wehrpflicht“ denkbar, bei der sich junge Menschen für eine gewisse Zeit verpflichten, im Heer zu dienen. Sollten sich jedoch nicht genügend „Teilnehmer” finden, dürfte eine Wehrpflicht, die einen Teil eines Jahrgangs betrifft, ähnlich wie etwa in Schweden und künftig auch in Deutschland, in Rom genügend Anhänger finden. Im drohenden Notfall ist ohnehin klar, dass eine Einberufung erfolgen wird, denn die „Naja” ist lediglich ausgesetzt, aber nicht abgeschafft.

Panik ist fehl am Platz, aber es wird ebenfalls schwerfallen, einfach „Nein, danke” zu sagen. Auch junge Südtiroler, die heute an ihre Zukunft denken, könnten ins Visier der italienischen Streitkräfte geraten. „Attenti, riposo!”




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