Suspendierung wird angestrebt

Mutmaßlich fragile Person belästigt: Land leitet Disziplinarverfahren ein

Dienstag, 09. Dezember 2025 | 09:45 Uhr

Von: luk

Bozen – In Bozen wird bekanntermaßen gegen einen rund 50-jährigen öffentlichen Bediensteten ermittelt, dem vorgeworfen wird, einer jungen Frau mit kognitiver Beeinträchtigung über einen längeren Zeitraum Fotos mit sexuellem Inhalt geschickt und sie in unangemessene Online-Kontakte verwickelt zu haben. Dem Mann wird sexuelle Gewalt unter Ausnutzung der geistigen Unterlegenheit der Betroffenen zur Last gelegt.

Heute soll die Justizpolizei dem Beschuldigten eine elektronische Fußfessel anlegen. Damit wird ein bereits verfügtes Annäherungsverbot im Umkreis von 500 Metern überwacht. Zudem gelten weitere Auflagen gegen den Mann.

Parallel zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hat nun auch die Landesverwaltung reagiert, berichtet die Zeitung Alto Adige. Der zuständige Abteilungsdirektor will eine formelle Meldung an das Personalamt übermitteln, um die Entfernung des Mitarbeiters vom Arbeitsplatz zu veranlassen. Anschließend soll geprüft werden, ob und in welchem Umfang eine Suspendierung vom Dienst ausgesprochen wird. Das Disziplinarverfahren ist eingeleitet.

Nach bisherigem Ermittlungsstand soll der Mann das Vertrauen einer Südtiroler Familie und insbesondere der Tochter gewonnen haben, die ihn für einen verlässlichen Freund gehalten habe. Aufgrund ihrer erheblichen kognitiven Einschränkung sei sie jedoch nicht in der Lage gewesen zu erkennen, welche Absichten der Mann tatsächlich verfolgte.

Die Mutter der jungen Frau entdeckte schließlich im September mehrere Nachrichten auf dem Handy ihrer Tochter, darunter Bilder mit sexuellen Inhalten, die über die WhatsApp-Funktion „einmalige Ansicht“ verschickt worden waren. Zudem sollen vom Telefon des Beschuldigten mehrere Videoanrufe erfolgt sein. Er soll die junge Frau aufgefordert haben, die Kontakte geheim zu halten.

Daraufhin erstattete die Familie Anzeige. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen sexueller Gewalt mit erschwerendem Umstand, da die fehlende Fähigkeit des Opfers, die Situation zu verstehen oder sich dagegen zu wehren, juristisch eine besonders schutzbedürftige Lage darstellt.

Die Behörden analysieren derzeit das Mobiltelefon des Mannes. Nach Angaben der Ermittler kann nicht ausgeschlossen werden, dass weitere Betroffene existieren.

Der Verteidiger des Beschuldigten, der Bozner Anwalt Nicola Nettis, erklärte, man werde zunächst die Ermittlungsakte prüfen und den Sachverhalt vollständig rekonstruieren. Ziel sei es, die Grundlagen der erhobenen Anschuldigung zu überprüfen und die Einordnung des Tatvorwurfs zu klären.

In ersten Aussagen soll der Mann versucht haben, sein Verhalten zu rechtfertigen. Später habe er versucht, sich bei der Familie zu entschuldigen – die jedoch jeglichen Kontakt ablehnte.

Der Beschuldigte engagiert sich – wie berichtet – seit einigen Jahren als freiwilliger Helfer in einer Einrichtung, die Menschen mit Behinderung unter die Arme greift. Dadurch kam er in Kontakt zur Familie sowie zur jungen Frau

Bezirk: Bozen

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