Dramatischer Einsatz in Bozen

Nach Vergewaltigungsversuch verprügelt er den Vater und die Polizei

Dienstag, 27. August 2024 | 12:06 Uhr

Von: mk

Bozen – Ein erschreckender Zwischenfall hat am Montagabend die Polizei in Bozen auf den Plan gerufen. Ein Vater, der seine Tochter und seine Nichte vor sexueller Belästigung schützen wollte, wurde brutal zusammengeschlagen.

Der Mann, der die Landesnotrufnummer 112 gewählt hatte, berichtete, er sei von einem Unbekannten auf offener Straße verprügelt worden. Zuvor war er von seiner Tochter am Handy angerufen worden, die mit ihrer Cousine unterwegs gewesen war. Sie hatte ihren Vater um Hilfe angefleht, da sie der Unbekannte verfolgt und anschließen sexuell belästigt hatte.

Die jungen Mädchen standen offensichtlich unter Schock. Der unbekannte Täter hatte offenbar die Absicht, die Jugendlichen zu vergewaltigen. Der Vater sei sofort auf die Straße geeilt, um seiner Tochter und seiner Nichte beizustehen und sie aus der Gefahr zu befreien. Doch der Angreifer schlug mit der Faust brutal auf ihn ein und verpasste ihm Stöße mit dem Fuß.

Erst als ihn ein Mann und eine Frau – vermutlich die Eltern des Übeltäters – zur Ordnung riefen, ließ der Angreifer von seinem Opfer ab und verschwand hinter dem Tor eines Mehrfamilienhauses in der Freiheitsstraße.

Sowohl der Vater als auch seine Tochter und ihre Cousine lehnte die Versorgung von Sanitätern ab und erklärten, sie würden sich selbst in die Notaufnahme des Bozner Krankenhauses begeben. Auch dank eines Augenzeugen konnte das Aussehen des Angreifers genauer bestimmt werden.

Die Polizeibeamten beschlossen, sich ins Innere des Mehrfamiliengebäudes zu begeben. Vor der Tür eines Appartements waren laute Stimmen zu hören, als ob sich im Inneren ein heftiger Streit abspielen würde.

Als die Polizisten klingelten, verstummten die Stimmen plötzlich. Schließlich öffneten ein Mann und eine Frau armenischer Abstammung den Ordnungshütern die Tür. Zuerst stritten die beiden ab, dass sich ihr Sohn in der Wohnung befand. Doch dann räumten sie dessen Anwesenheit ein.

Der 25-jährige A. T. passte genau auf die Täterbeschreibung der Opfer und des Augenzeugen. Der junge Mann verfügt über eine gültige Aufenthaltsgenehmigung und genießt Schutzstatus. Allerdings ist er wegen Stalkings und Körperverletzung auch vorbestraft. Als die Beamten ihn aufforderten, sie zur Quästur zu begleiten, legte der 25-Jährige plötzlich ein aggressives Verhalten an den Tag.

Gleichzeitig tauchten plötzlich mehrere Verwandte des jungen Mannes in der Wohnung auf, die sich den Ermittlern gegenüber nur wenig kooperativ zeigten und offen Widerstand leisteten. Offenbar wollten sie verhindern, dass die Beamten mit dem 25-Jährigen interagierten.

A. T., der mit nacktem Oberkörper und in offensichtlich berauschten Zustand in der Wohnung stand, hatte deutliche Hautabschürfungen an den Knien und an der Nase. Er weigerte sich partout, mit den Beamten mitzugehen.

Weil er damit anfing, die Polizisten mit Gewalt von sich zu schubsen und sie mit Faustschlägen und Fußtritten zu attackieren und weil sich auch die anderen Angehörigen den Beamten gegenüber zunehmend aggressiver verhielten, spitzte sich die Situation in der engen Wohnung zu. Deshalb forderten die Polizisten Verstärkung an.

Der 25-Jährige, der 1,95 Meter groß und von kräftiger Statur ist, drängte einen der Beamten in die Ecke und verpasste Faustschläge ins Gesicht und auf den Brustkorb. Um der Situation Herr zu werden, bleib den Beamten nichts anderes übrig, als den Taser zu zücken und ihn gegen den 25-Jährigen einzusetzen. Ein erster Schuss auf den Brustkorb zeigte nicht die gewünschte Wirkung, zumal sich der junge Mann immer noch zur Wehr setzte. Deshalb schossen die Beamten ein zweites Mal mit dem Elektroschocker und setzen Pefferspray ein.

In diesem Moment rannte der 25-Jährige gegen die Glastür ins Wohnzimmer, die darauf in tausend Scherben zu Bruch ging. Dabei zog er sich mehrere offene Wunden zu und verlor eine Menge Blut. Trotzdem legten die Polizisten dem Angreifer Handschellen an und verständigten die Rettungskräfte. Der junge Mann wurde in Begleitung von sechs Polizeibeamten in die Notaufnahme des Bozner Krankenhauses  gebracht und anschließend unter Arrest gestellt.

Die jugendlichen Mädchen – eine der beiden ist noch minderjährig – hatte in der Quästur unterdessen Anzeige erstattet und bestätigten, dass es sich bei A.T. um den mutmaßlichen Täter handelt. Der 25-Jährige soll eine der beiden an den Haaren gepackt und sie über mehrere Meter mit gezerrt haben. Anschließend wollte er die Jugendliche zum Geschlechtsverkehr zwingen und zog ein Kondom aus seiner Hosentasche. Ihm werden Widerstand gegen die Staatsgewalt, Körperverletzung und versuchte sexuelle Gewalt vorgeworfen. A. T. wurde ins Bozner Gefängnis eingeliefert.

Sein 55-jähriger Vater A. T., seine Mutter, die 52-jährige A. M. und sein 48-jähriger Onkel A. M. kassierten wegen Körperverletzung und Widerstands gegen die Staatsgewalt eine Anzeige auf freiem Fuß. Bei dem Handgemenge waren insgesamt vier Beamte verletzt worden – unter anderem auch eine junge Polizistin -, die in der Notaufnahme verarztet werden mussten. Gerechnet wird jeweils mit einer Genesungszeit zwischen drei und sieben Tagen.

Quästor Paolo Sartori spricht von einem „äußerst schwerwiegenden Vorfall“. Er hat unterdessen die Aufhebung des Asylstatus beantragt – sowohl für den jungen Mann als auch für dessen Eltern und den Onkel. Von sexueller Gewalt gegenüber zwei Jugendlichen sei es zu einem Angriff auf vier Polizisten gekommen. „Es ist inakzeptabel, dass diejenigen, die den Staat repräsentieren und über die Einhaltung der Gesetze wachen, systematisch beleidigt und attackiert werden“, so Sartori. Deshalb werde auch die Abschiebung veranlasst.

Bezirk: Bozen

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