Von: ka
Bozen – Nach dem anhaltenden Starkregen, der Überschwemmungen und einige große Vermurungen verursachte, ist das Aufatmen groß. Trotz der Schäden ist Südtirol wieder einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Was bleibt, ist aber das mulmige Gefühl vieler freiwilliger Feuerwehrleute, die an den Bachläufen und auf den Dämmen der Flüsse Wache hielten, um die gewaltigen Wassermassen, die sich im Bett ihren Weg bahnten, im Auge zu behalten.
Und wenn eines Tages so viel Wasser vom Himmel fällt, dass es das Flussbett nicht mehr aufzunehmen vermag, fragen sich nicht nur die Feuerwehrleute, sondern auch die zuständigen Behörden. Da in den letzten Tagen viel Regen fiel, aber noch lange kein Rekord verzeichnet wurde, ist diese Sorge nicht unbegründet. Auf Südtirols früheren Retter – Schneefall in höheren Lagen, der den Abfluss hoher Wassermengen vermindert – ist immer weniger Verlass. Infolge der Klimaerwärmung fällt selbst auf den hohen Bergen immer öfter Regen anstatt Schnee, was die Gefahr von Vermurungen und Überschwemmungen weiter ansteigen lässt.
Geringere Schneefälle und höhere Temperaturen verstärken auch die Leiden der Gletscher. Fällt weitverbreiteter Starkregen mit hohem Schmelzwasserabfluss zusammen, erhöht sich dadurch ebenfalls die Gefährdung ufernaher Gebiete. Südtirol ist gezwungen, sich darauf vorzubereiten, dass extreme Wetterereignisse wie tagelanger Starkregen und längere Trockenperioden häufiger werden. Auf die „Hilfe“ der Gletscher als Wasserspeicher werden wir dabei leider immer weniger zählen können.
Jeder Euro, der in Zukunft in Auffangbecken und Maßnahmen zum Hochwasserschutz fließen wird, wird doppelt gut investiertes Geld sein. Becken, die einen schnellen Abfluss verhindern und das Wasser für die Trockenheit zurückhalten, sowie Dämme und andere Bauten, die wertvolles Gut schützen, werden stark an Bedeutung gewinnen. Südtirols neue Landesregierung, die nach der Wahl im Oktober ihre Arbeit aufnehmen wird, sollte die Mammutaufgabe in Angriff nehmen.