Fall wird immer komplexer

Schutzmasken: Zivilschutz fordert eine Mio. Euro von Oberalp

Dienstag, 01. September 2020 | 11:34 Uhr

Bozen – Der Südtiroler Firma Oberalp wäre es im Nachhinein wohl lieber gewesen, sich nicht als Vermittler in Sachen Schutzmasken aus China eingebracht zu haben.

Bekanntlich haben sich Teile der Lieferung als nicht geeignet für den medizinischen Bedarf herausgestellt. Nun wird der Fall laut Tageszeitung Alto Adige immer komplexer und facettenreicher.

Motiv für vorsorgliche Beschlagnahme

Vergangene Woche wurden – wie berichtet – die Schutzmasken in einem Lager des Sanitätsbetriebes vorsorglich beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft nimmt nämlich an, dass die von der Prüfstelle Dekra in Stuttgart getesteten und für zum Teil zufriedenstellend erachteten Masken gar nicht jenen der Lieferung für den Südtiroler Sanitätsbetrieb entsprochen hätten. Zudem war sie davon ausgegangen, dass der Generaldirektor der Sanität, Florian Zerzer, die Schutzausrüstung auf Basis des positiven Gutachtens doch zum Gebrauch freigeben wollte.

Das geht aus dem Beschlagnahmedekret, das von Richter Emilio Schönsberg unterzeichnet wurde, hervor.

Gegenschlag

Nun erwägt die Verteidigung von Sanitäts-Generaldirektor Zerzer, die Beschlagnahme vor dem Freiheitsgericht anzufechten. Rechtsanwalt Federico Fava hat Einsicht in die neuen Ermittlungsunterlagen beantragt. Dann soll über eine Anfechtung beraten werden. Niemand habe vorgehabt, die unter Verschluss befindliche Schutzausrüstung zu verwenden.

Oberalp muss sich mit Schadenersatzforderung auseinandersetzen

Indes zieht für die Firma Oberalp neues Ungemach auf. Der italienische Zivilschutz fordert von dem Unternehmen, das in der Corona-Hochzeit als Vermittler die Masken angekauft und importiert hatte, Schadenersatz in Höhe von 1,071 Millionen Euro für den Ankauf von 805.800 KN95-Masken, die sich im Nachhinein als unbrauchbar erwiesen haben.

Sechs Corona-Positive wegen Mängel an Masken?

Als wäre das nicht genug, ist ein weiterer Ermittlungsstrang bekannt geworden. Wie aus dem Beschlagnahmepapier hervorgeht, wird untersucht, ob die Infektion von sechs Mitarbeitern des Sanitätsbetriebes (darunter ein Arzt und drei Pfleger) mit dem Coronavirus möglicherweise auf die Schutzausrüstung aus China zurückzuführen ist.

Die Ermittler räumen aber auch ein, dass es derzeit nicht feststellbar sei, ob die Ansteckungen etwas mit der Ausrüstung zu tun gehabt haben könnte.

Von: luk

Bezirk: Bozen