Harter Schlag

Senior erbt baufälliges Haus – und muss WOBI-Wohnung räumen

Freitag, 05. Dezember 2025 | 08:12 Uhr

Von: mk

Bozen – Ein unerwartetes Erbe wird für einen 77-jährigen Bozner zum Albtraum. Weil er durch den Tod seines Schwagers Immobilieneigentümer wurde und in den Besitz eines baufälligen Hauses im Trentino kam, verliert R. M. sein lebenslanges Wohnrecht in seiner WOBI-Wohnung am Bozner Matteotti-Platz. Trotz Krankheit und hohem Alter muss der Mann die Wohnung nun bis Februar räumen.

Alto Adige online hat auf den Fall aufmerksam gemacht. Der 77-jährige Bozner hat sein gesamtes Leben in derselben Wohnung verbracht. „Ich bin in dieser Wohnung geboren. Sie wurde meinem Vater, einem Finanzbeamten, drei Jahre vor meiner Geburt zugewiesen“, erzählt der Rentner laut Alto Adige. „Nach dem Tod meiner Eltern traten meine Frau und ich in den Mietvertrag ein.“

Nachdem der 77-Jährige vor acht Jahren verwitwet war, verlor er letztes Jahr auch noch seinen kinderlosen Schwager im vergangenen Jahr und erbte ein baufälliges Gebäude im Wert von etwa 45.000 Euro in Cembra Lisignago im Trentino.

Was als kleiner materieller Trost nach dem Verlust eines geliebten Menschen begann, entwickelte sich zu einem harten Schlag. „Ich erfuhr, dass ich ein Haus in Cembra Lisignago geerbt hatte, um das ich nie gebeten hatte. Aber ich hatte es und musste es in der Steuererklärung angeben.“

Dies reichte dem Wohnbauinstitut, um eine Überprüfung einzuleiten – mit dem Ergebnis, dass der Mann aus seiner Wohnung in Bozen ausziehen muss und das Wohnrecht verliert. Ein entscheidender Faktor war, dass die geerbte Immobilie innerhalb des 40-Kilometer-Radius zur Südtiroler Landesgrenze liegt. Laut einer 2023 in Kraft getretenen Verordnung gilt diese Entfernung als zumutbar für Pendler – eine Regelung, die nun den Senior hart trifft.

Der erste Räumungsbescheid erreichte ihn Ende September, kurz nachdem er wegen schwerer Krankheiten aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Die geerbte Wohnung hat er umgehend zum Verkauf angeboten und bereits ein Kaufangebot über 45.000 Euro erhalten.

Doch dieser Schritt konnte das Wohnbauinstitut nicht umstimmen. „Ein Mitarbeiter, den ich kontaktierte, sagte mir, dass ich keinen Anspruch mehr auf die WOBI-Wohnung habe, da ich nun ein Haus besitze, und ich mit dem Geld aus dem Verkauf eine Unterkunft in Bozen finden solle“, berichtet R. M.

Die Logik scheint auf den ersten Blick schlüssig, doch die Realität sieht anders aus. „Was kann ich mit dem Erlös aus diesem Verkauf bei den explodierenden Immobilienpreisen in Bozen mir dort eine Wohnung kaufen oder mieten?“, fragt der Betroffene verzweifelt. Die Mietpreise in seiner Gegend betragen im Schnitt 900 Euro im Monat – ohne Garage. Das ist das Dreifache von dem, was er jetzt bezahlt. „Ich habe immer pünktlich gezahlt und nie Probleme mit dem Institut oder der Hausgemeinschaft gehabt. Ich kann nicht mit diesem Damoklesschwert über meinem Kopf leben“, erklärt der 77-Jährige.

Auch WOBI-Direktor Wilhelm Palfrader räumt laut Alto Adige online ein, dass es sich um eine unglückliche Situation handle. Dennoch führe am Gesetz kein Weg vorbei. Sofern das Wohnbauinstitut seine Entscheidung nicht revidiert, muss R. M. sein Leben ab Februar völlig neu ordnen.

Bezirk: Bozen

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