Von: luk
Fairfax – Nicht nur Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen gehören zur Risikogruppe für schwere Covid-19-Verläufe. Studien zeigen nun, dass auch Raucher zu den Risikogruppen gehören, die besonders anfällig für einen schweren Verlauf des Coronavirus sind.
Bereits vor einigen Wochen haben Forscher und Mediziner diese Hypothese aufgestellt: Tabakrauch schädigt die Lunge und macht den Menschen empfindlicher gegenüber Atemwegserkrankungen. Wie es auf www.forschung-und-wissen.de heißt, erklären auch James Olds und Nadine Kabbani von der George Mason University in Fairfax, dass „Rauchen mit einer höheren Sterblichkeit bei verschiedenen Infektionen mit Atemwegsviren verbunden ist, darunter auch bei der saisonalen Influenza.“
Studie aus China als Indiz
Daten aus China zeigen, dass signifikant häufiger Männer unter schweren Verläufen der Krankheit leiden. Dies liegt sehr wahrscheinlich daran, dass in China mehr als die Hälfte aller Männer aber nur etwa drei Prozent der Frauen Raucher sind. Auch Olds und Kabbani sind daher der Ansicht, dass „der Covid-Geschlechterunterschied den höheren Raucheranteil bei den Männern widerspiegelt.“
Der Bericht von Forschung und Wissen verweist weiters auf eine im European Journal of Internal Medicine publizierte Metastudie der Universität Verona: Dort ist nur von einem schwachen Trend zu mehr schweren Covid-Verläufen unter Rauchern die Rede.
Nikotin öffnet Virus die Tore
Doch die von Olds und Kabbani im The FEBS Journal publizierte Forschungsarbeit widerspricht der Studie des italienischen Wissenschaftlers. Laut den Studienergebnissen schwächt Rauchen nicht nur die Lunge und macht den Menschen so für den Coronavirus anfälliger, sondern sorgt auch dafür, dass das Nikotin die Anzahl der ACE2-Rezeptoren erhöht. Eine Zunahme dieser Rezeptoren, die das virale Spike-Protein als Andockstelle nutzt, erhöht die Anfälligkeit der Zellen für einen Virenbefall mit SARS-CoV-2 weiter.
In einfachen Worten: Das Virus findet mehr Andockstellen im menschlichen Körper, als bei Nichtrauchern.
Laut Olds und Kabbani „stützen Analysen großer RNA- und DNA-Expressions-Datenbanken die Annahme, dass das Rauchen zu einer verstärkten ACE2-Expression in der Lunge führt.“ Die Wissenschaftler konstatieren daher, dass „das Rauchen an einem direkten Prozess beteiligt zu sein scheint, der die Covid-19-Infektion und ihren Verlauf beeinflusst und dass diese Personen deshalb gewissermaßen für schwere Krankheitsverläufe prädestiniert sind, weil das Nikotin direkt auf die Andockstelle des Coronavirus wirkt.“
Raucher fassen sich öfter ins Gesicht
Auf focus.de kommt heute der Ulmer Lungenfacharzt Michael Barczok. Er sagt, dass Raucher wegen Corona jetzt doppelt gefährdet sind. Viren können nämlich schneller tief eindringen und das Rauchen hindert die Lunge daran, sich zu reinigen. Außerdem schwäche Rauchen das körpereigene Abwehrsystem, das sich dem Virus entgegenstellt. Letztlich fasse sich der Raucher öfter ins Gesicht als Nichtraucher. Das erhöht das Risiko, mit den Viren in Kontakt zu kommen.