Von: ka
Bozen – Wie alle Jahre wieder werden am 8. März, dem Tag der Frau, eine Vielzahl von Aktionen, Ausstellungen und Flashmobs stattfinden. Wie alle Jahre wieder werden Männer die Blumenhändler erfreuen und ihren Frauen und Arbeitskolleginnen eine Mimose mitbringen.
Die ganzen für den 8. März geplanten Aktionen und das Schenken von Blumen mögen ja lobenswert sein, aber Jahr für Jahr mehr riskiert der Tag der Frau zu einem Ritual zu verkommen. Gerade der erst vor wenigen Tagen in Bozen mitten auf einer belebten Straße erfolgte mutmaßliche Mordversuch an einer Frau sollte uns wachrütteln und uns zeigen, dass es um den Schutz vor Gewalt von Frauen nicht zum Besten steht. Nur Glück und dem beherzten Eingreifen zweier Frauen war es zu verdanken, dass es in Südtirol nicht zu einem weiteren Femizid kam.
Auch wenn die Südtiroler glauben, dass ihr Land eine Insel der Seligen sei, so hat die Realität – in Italien vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine Frau einem Gewaltverbrechen zum Opfer fällt – die nördlichste Provinz Italiens längst eingeholt. Dabei sind die Morde, wie etwa die in Algund, Gröden und Bruneck, nur die Spitze des Eisbergs. Für die, die sich beruflich mit betroffenen Frauen beschäftigen, und für die, die in den Ersten Hilfen der Krankenhäuser des Landes tätig sind, war es nie ein Geheimnis, dass Gewalt an Frauen in Südtirol absolut kein seltenes Phänomen ist. Diese Menschen werden fast täglich mit den physischen und psychischen Folgen der Gewalt an Frauen konfrontiert.
Kommen wir rund um den 8. März daher weg von kleinen Polemiken, durchgeübten Ritualen und geschenkten Blümchen und richten unseren Blick lieber auf das größte Problem, das Frauen haben können: Gewalt und die Angst, Gewalt erleiden zu müssen. Wir sollten endlich handeln!