Von: mk
Bozen – Das plötzliche Verschwinden von Laura Perselli und Peter Neumair sorgt weiter für Rätsel. Die Ermittler schließen derzeit keine Möglichkeit aus. In Betracht gezogen wird unter anderem, dass das Ehepaar einem Unfall zum Opfer gefallen sein könnte, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.
Vermutet wird, dass die 68-Jährige und ihr 63-jährige Ehemann am Ufer des Eisacks einen Spaziergang unternommen haben. Einer der beiden könnte auf einer eisigen Stelle ausgerutscht und ins Wasser gestürzt sein. Möglich wäre, dass der Partner dasselbe Schicksal erlitten hat – nach dem verzweifelten Versuch, eine Tragödie zu verhindern. Doch bislang handelt es sich nur um eine Hypothese.
Wie berichtet, sind am gestrigen Donnerstag auch drei Spürhunde zum Einsatz gekommen. Doch wirklich helfen konnten sie nicht. Die Hunde, die vom Wohnungsstandort des Ehepaars aus gestartet sind, verfolgten sämtliche Strecken, denen Laura Perselli und Peter Neumair in den letzten Tagen entlang gegangen sind, etwa zum Bäcker oder in ein sonstiges Geschäft.
Einer der Hunde führte die Ermittler in südliche Richtung, ein anderer wies in die Zone der St. Oswald-Promenade, der dritte Hund kehrte hingegen zurück zum Ausgangsort. In der Zwischenzeit haben die Carabinieri die Wohnung und auch den Keller durchsucht. Nichts Verdächtiges wurde dabei gefunden.
Tochter schlug Alarm
Das Ehepaar gilt seit Montagabend als vermisst. Rund 20 Stunden später hat sich die 26-jährige Tochter Madè – und nicht der Sohn – an die Carabinieri gewandt und Alarm geschlagen. Die Tochter, die in Innsbruck Medizin studiert hat und die Facharztausbildung in München absolviert, hatte sich Sorgen gemacht, weil ihre Eltern nicht auf WhatsApp-Nachrichten reagiert hatten.
Der 30-jährige Sohn Benno lebt mit seinen Eltern zwar in derselben Wohnung. Am Abend des Verschwindens und in derselben Nacht war er allerdings bei einer Freundin und hat von der Abwesenheit zunächst nichts bemerkt. Die Freundin hat die Aussage bestätigt.
Entgegen anders lautender Meldungen sind die Handys der beiden erst seit Montagabend zwischen 21.00 und 22.00 Uhr abgeschaltet und nicht bereits seit dem Abend zuvor. Das Handy von Laura Perselli soll sich zuletzt an der Rombrücke in Bozen in das Mobilfunknetz eingeklinkt haben. Dass sich die Frau zuletzt in dieser Zone auch tatsächlich aufgehalten hat, gilt jedoch nicht als gesichert. Das Ehepaar hat es sich zudem zur Gewohnheit gemacht, das Handy vor dem Schlafengehen auszumachen.
Den Ermittlungen zufolge sollen die beiden den Tag nicht gemeinsam verbracht haben. So sei Laura Perselli bei ihrer 96-jährigen Mutter in Gries zu Besuch gewesen, die erst am Nachmittag aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Dabei soll die 68-Jährige ihre Schwester Carla getroffen haben. Ihr hat sie gesagt, dass sie sehr müde sei und sofort nach Hause wolle.
Das Fahrrad, mit dem Laura Perselli unterwegs war, wurde bei der Wohnung in der Runkelsteiner Straße gefunden. Im Mehrfamilienhaus leben fünf weitere Familien. Jeder kennt den anderen. Den Nachbarn zufolge liebten die pensionierten Lehrer Spaziergänge an der frischen Lust. Allerdings richteten sich die beiden relativ genau nach den Zeiten fürs Mittag- und Abendessen und sie hielten sich an die Ausgangssperre ab 22.00 Uhr. Wichtige Hinweise, die zu Aufklärung des mysteriösen Falles führen könnten, lieferten die Nachbarn jedoch nicht.
Auto vor der Wohnung
Die Carabinieri suchten am Donnerstag die Zone in der Nähe der St. Oswald-Promenade in Richtung Schloss Runkelstein ab. Außerdem werden Bilder von Überwachungskameras überprüft.
Das Auto des Ehepaares ist vor der Wohnung geparkt. Auch persönliche Dokumente befinden sich noch in der Wohnung, was eine Spontanreise eher unwahrscheinlich macht. Die Umgebung der Wohnung und auch Parks wurden durchforstet.
Suche geht weiter
Auch am Freitag wurde die Suche nach dem Ehepaar fortgesetzt. Berichten zufolge konzentrierte sich die Suchaktion auf das Eisackufer, die bis nach Pfatten ausgedehnt wurde. Wieder kamen Spürhunde zum Einsatz.
In der Nähe der Kläranlage in Bozen Süd haben die Carabinieri ein Schuhpaar und einen Rucksack gefunden. Die Gegenstände werden derzeit überprüft. Doch die Ermittler zweifeln, dass es sich um Gegenstände der beiden Vermissten handelt.
Laura Perselli hatte zuletzt eine WhatsApp-Nachricht am Montag um 18.46 Uhr abgeschickt. Weil sich das Handy zuletzt in der Nähe der Rombrücke in Bozen in das Mobilfunknetz eingeklinkt hat, haben sich die Suchmannschaften dort in der Umgebung auf die Ufer entlang des Eisacks konzentriert.
Am heutigen Samstag soll die Suche fortgesetzt werden – möglicherweise auch im Trentino in Flussnähe. Zum Einsatz kommen soll auch eine Hundestaffel der Finanzpolizei.