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Waldbrandgefahr in Österreich “lokal relativ hoch”

Dienstag, 01. Juli 2025 | 10:50 Uhr

Von: apa

Zurzeit ist die Waldbrandgefahr in Österreich für die Jahreszeit lokal relativ hoch, erklärte Florian Kraxner vom Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg im Gespräch mit der APA. Grund dafür ist eine lange Warmwetterperiode seit Ende Mai. “Es ist jetzt noch sehr früh im Jahr, wo eigentlich alles noch sehr viel feuchter sein sollte”, sagte der Experte. Heftige Regengüsse zwischendurch können an der Lage wenig ändern.

Mancherorts habe es zwar in der vergangenen Woche “durch stärkere Unwetter und Gewitter kurzfristig mehr Regen runter gehauen, als man sich wünschen kann”, sagte er. Das veränderte die Lage aber nur für ein paar Tage. “Wenn anschließend wieder eine Hitzewelle und Dürre kommt, sieht es schon wieder ganz anders aus”, so Kraxner. Zudem habe es zum Beispiel in Kärnten seit mehreren Wochen nicht geregnet. Dort sind die Wälder deshalb sehr trocken.

Kühler April und Mai linderten Gefahr

Positiv sei in diesem Jahr, dass es im April und Mai relativ kühl war. “Dadurch konnten die Böden mehr Feuchtigkeit bewahren, und das wirkt sich bis jetzt Anfang Juli aus”, so der Fachmann: “In Österreich sind wir deshalb noch viel besser dran, als in Deutschland, wo es viel länger eine extreme Dürre gibt.” Dort sei die Waldbrandgefahr “wirklich extrem”.

“Ob ein Waldbrand ausbricht oder nicht, hängt von verschiedensten Faktoren ab”, erläuterte Kraxner. Zum Beispiel von der Feuchtigkeit der Luft und des Holzes, aber auch von der Baumarten-Zusammensetzung sowie der Dichte des Waldes und ob er “gesund” ist: Ein vitaler Baum kann sehr viel Wasser aus tieferen Bodenschichten gewinnen und gibt sie teilweise an die Luft ab, wenn er Kohlendioxid aus der Luft aufnimmt. Dadurch wird die Feuchtigkeit im Wald erhöht. Das passiert auch durch ein intaktes, dichtes Kronendach, das übermäßiges Austrocknen verhindert.

“Nichtsahnende Fahrlässigkeit” als Waldbrandrisiko

In dicht bewohnten Gebieten ist es sehr oft “nichts ahnende Fahrlässigkeit”, die zu Bränden im Forst führt, sagte Kraxner. Dazu gehört etwa das Zigarettenrauchen oder das illegale Grillen etwa an Flussufern. Überschätzt wird nach der Meinung des Experten die Gefahr durch Glasflaschen und -Scherben, die als Lupe wirken und trockenes Laub entzünden könnten.

Offenes Feuer im Wald und Glut vom Grillen seien eindeutig gefährlicher. “In Frankreich wurde ein Waldbrand kürzlich durch einen noch auskühlenden Griller verursacht, der auf dem Heck eines Pick-ups transportiert wurde”, berichtete Kraxner: “Durch den Fahrtwind wurde die ganze Glut entlang der Fahrstrecke verteilt.”

Auch ein Brand im Frühjahr im Raxgebiet in Niederösterreich wurde durch ein Auto im Wald ausgelöst. Es war für Forstarbeiten dort mit Genehmigung unterwegs, als ein Fahrzeugteil an der Unterseite überhitzte und sich entzündete. “Obwohl es kein spektakulär großer Brand vor allem entlang des Bodens war, bedeutete es für sämtliche Feuerwehren der Umgebung einen irrsinnigen Arbeitsaufwand, ihn zu löschen”, erinnerte Kraxner: “Sie waren Tag und Nacht im Einsatz und auch Helikopter mussten eingesetzt werden.”

Aber auch gerissene Hochspannungsleitungen sind gar nicht so selten der Auslöser für einen Brand. In weniger dicht bewohnten Gebieten haben die meisten Waldbrände hingegen natürliche Ursachen wie Blitzschlag.

Hanglagen gefährlich, Löschlogistik herausfordernd

Wie schnell sich ein Feuer im Wald ausbreitet, hängt stark von der Hangneigung ab, erklärte der Experte: Im Flachen geht es meist weniger schnell als bei einem Steilhang. Dort zündeln die Flammen viel schneller am nächsten Baum, und auch die Thermik trägt sie oft rasch nach oben. Wenn brennende Baumteile den Hang hinunterstürzen, kann das die Flammen plötzlich talwärts bringen. “Das ist auch extrem gefährlich für die Feuerwehren, die den Brand freilich von unten bekämpfen müssen”, sagte er.

Sehr herausfordernd ist in solchen gebirgigen Regionen auch, die Logistik aufzubauen, um einen Brand löschen zu können, bevor er sich großflächig ausbreitet: “Es muss zum Beispiel eine Stelle am Fluss geben, wo er gestaut wird und Wasser in Faltcontainer für die Helikopter gefüllt werden kann.” Gleichzeitig braucht es einen Shuttle-Dienst mit Feuerwehrautos, um Wasser vor Ort in ein “Zwischenbecken” zu füllen, in das die Löschschläuche für die Brandbekämpfung zu Boden gesteckt werden.

Das rasche Löschen sei nur mit dem in Österreich sehr gut aufgestellten und dichten Netz an lokalen Freiwilligen Feuerwehren möglich, sagte Kraxner: “In anderen Ländern wie Südkorea ist man zwar mit noch größeren und besseren Geräten wie Löschflugzeugen ausgestattet, könnte solch einen Waldbrand aber wahrscheinlich nur sehr viel später stoppen, weil es viel zu lange dauert, bis die Berufsfeuerwehr aus den Städten über viel weitere Strecken zum betroffenen Gebiet kommt.”

Weniger “Badewetter” und Eindämmen der Klimakrise nötig

Kurzfristig bessern könne sich die Waldbrandgefahr eigentlich nur durch günstigere Wetterlagen, also weniger lange Hochdruck-Perioden im Sommer. Es sollte also weniger von dem geben, was im Radio und Fernsehen als “tolles Badewetter” gepriesen wird. Mittel- bis langfristig muss man die von Menschen verursachte Klimakrise eindämmen, so Kraxner: “Dafür müsste man zumindest das Zwei-Grad-Ziel auf direktem Weg erreichen, also die Temperaturkurve nicht höher als zwei Grad Celsius im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung steigen lassen.” Wenn man die Treibhausgasemissionen und damit Temperaturanstiege nicht rasch stoppt, würden sich die Waldbrandflächen laut Modellberechnungen bis zum Ende des Jahrhunderts verdoppeln oder verdreifachen.

Zusätzlich bräuchte es mehr Bewusstsein für die spezielle Waldbrandgefahr in der Bevölkerung und probate Warnmaßnahmen, erklärte der Experte. Dazu würde etwa frühe und ganzjährige Aufklärung durch Förster und Försterinnen sowie Feuerwehren schon in Kindergärten und Schulen gehören. Man sollte sich auch Warnsysteme an den Wanderwegen und Forststraßen überlegen, wo die Brandgefahr etwa in den Ampelfarben dargestellt werden könnte. Bei extremer Gefahr könnten schließlich sogar gebietsweise Sperren angedacht werden.

In Zukunft seien wohl auch verbesserte Überwachungsmaßnahmen aus der Luft nötig, um Brände rasch erkennen zu können, so Kraxner: “Zum Beispiel mit Satelliten, Kameras auf Türmen und Drohnen, die durch künstliche Intelligenz gesteuert das ganze Gebiet abfliegen.”

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