Von: mk
Bozen – Was kann jede und jeder tun, um einer Krebserkrankung vorzubeugen? Und an welchen Krebsarten erkranken die Südtirolerinnen und Südtiroler am häufigsten? Dr. Christoph Leitner, Primar Dr. Martin Steinkasserer und Dr. Guido Mazzoleni informierten auf Einladung der Südtiroler Krebshilfe anlässlich des internationalen Weltkrebstages.
„Close the care gap – Versorgungslücken schließen“ – unter diesem Motto findet am 4. Februar der internationale Weltkrebstag statt. Ein Anlass, den auch die Südtiroler Krebshilfe alle Jahre nutzt, um zu informieren und zu sensibilisieren. „Das Thema Krebs betrifft jeden von uns. Allerdings reden wir darüber zu wenig. Als Südtiroler Krebshilfe ist es uns daher wichtig, auf die verschiedene Aspekte rund um eine Krebserkrankung hinzuweisen und die Südtiroler Bevölkerung regelmäßig zu informieren“, erläutert Ida Schacher, Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe.
Zwölf Regeln, um das Krebsrisiko zu senken
Dr. Christoph Leitner, Leiter der onkologischen Tagesklinik und geschäftsführender Direktor der Internen Medizin am Krankenhaus Bruneck, stellte den Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung vor: „Es handelt sich dabei um zwölf Empfehlungen, welche die meisten Menschen ohne besondere Fachkenntnisse oder Beratung umsetzen können. „Je mehr Sie davon befolgen, umso geringer ist ihr persönliches Krebsrisiko. Und: Fast die Hälfte aller Todesfälle aufgrund von Krebs in Europa ließen sich vermeiden, wenn die Empfehlungen allgemein befolgt würden“, erläuterte der Onkologie-Experte. Der Kodex wurde 1987 auf Initiative der Europäischen Kommission veröffentlicht und seitdem anhand der neuesten onkologischen Forschungsergebnisse stetig weiterentwickelt (siehe unten).
Deutliche Fortschritte erzielt die Forschung auch im Bereich der gynäkologischen Tumore wie Gebärmutterkörper, Gebärmutterhals- oder Eierstockkrebs. Dr. Martin Steinkasserer, Primar an der Abteilung Gynäkologie am Krankenhaus Bozen, stellte die Entwicklungen in der Therapie dieser Erkrankungen vor und schilderte die Vor- und Nachsorgemöglichkeiten in Südtirol.
Früherkennung in Südtirol
„Die Teilnahme an den kostenlosen Screening-Programmen ist ein effektiver Weg, um Krebserkrankungen frühzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln“, informierte Dr. Guido Mazzoleni, Mitarbeiter am Südtiroler Tumorregister. In Südtirol werden drei Screenings angeboten: für die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, für Brustkrebs und für Darmkrebs. Diese Möglichkeiten zur Früherkennung werden im unterschiedlichen Ausmaß wahrgenommen. Im Jahr 2021 nahmen am Pap-Abstrich bzw. HPV-Test 55 Prozent der eingeladenen Frauen teil, zur Mammografie gingen 67 Prozent der Frauen und an der Darmkrebsfrüherkennung beteiligten sich 33 Prozent der aufgeforderten Personen.
Häufigkeit und Arten von Krebserkrankungen in Südtirol
Durchschnittlich erkranken jährlich 2.968 Südtirolerinnen und Südtiroler neu an Krebs (Zeitraum 2015-2019, ohne Berücksichtigung der nichtmalignen Hautkrebse). Davon sind 1.642 Männern und 1.326 Frauen. Bei den Männern zählt der Prostatakrebs zu den häufigsten Krebsarten (25 Prozent aller Fälle), gefolgt von Darmkrebs, Blasenkrebs, Lungenkrebs und Hautmelanomen. Frauen erkrankten hauptsächlich an Brustkrebs (29 Prozent), gefolgt von Darmkrebs, Lungenkrebs, Hautmelanomen und Gebärmutterkrebs.
Nicht immer gelingt die Heilung: Im Durchschnitt versterben jährlich 1.151 Personen in Südtirol an Krebs (Jahreszeitraum 2017-2021). Der Anteil der Männer ist mit 617 Personen dabei etwas höher als jener der Frauen (534). Die Anzahl der Neuerkrankungen nimmt bei den Männern hingegen ab, bei den Frauen bleibt sie stabil. Besonders im Rückgang ist bei Männern die Neuerkrankung an Darmkrebs und Hautmelanomen. Eine leichte Zunahme musste jedoch bei den Neuerkrankungen an Prostatakrebs verzeichnet werden. Bei den Frauen stieg hingegen die Anzahl an Neuerkrankungen bei Brustkrebs leicht an.
Auswirkungen der Covid-19-Pandemie
„Die Pandemie der letzten zwei Jahre hat sich sicherlich auf die Krebsdiagnostik ausgewirkt. Für eine genaue Bewertung müssen wir jedoch den Abschluss der Registrierung der Krebserkrankungen in den Jahren 2020-21 abwarten. Die Ergebnisse werden wir bis Ende des Jahres vorliegen“, erläuterte Dr. Guido Mazzoleni abschließend.
Europäischer Kodex zur Krebsbekämpfung
1. Rauchen Sie nicht. Verzichten Sie auf jeglichen Tabakkonsum.
2. Sorgen Sie für eine rauchfreie Umgebung. Unterstützen Sie rauchfreie Arbeitsplätze.
3. Legen Sie Wert auf ein gesundes Körpergewicht.
4. Bewegen Sie sich täglich. Verbringen Sie weniger Zeit im Sitzen.
5. Ernähren Sie sich gesund:
Essen Sie häufig Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse.
Schränken Sie Ihre Ernährung mit kalorienreichen Nahrungsmitteln ein (hoher Fett-oder Zuckergehalt) und vermeiden Sie zuckerhaltige Getränke.
Vermeiden Sie industriell verarbeitetes Fleisch; essen Sie weniger rotes Fleisch und salzreiche Lebensmittel.
6. Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum. Der völlige Verzicht auf Alkohol ist noch besser für die Verringerung Ihres Krebsrisikos.7. Vermeiden Sie zu viel Sonnenstrahlung, insbesondere bei Kindern. Achten Sie auf ausreichenden Sonnenschutz. Gehen Sie nicht ins Solarium.
8. Schützen Sie sich am Arbeitsplatz vor krebserregenden Stoffen, indem Sie die Sicherheitsvorschriften befolgen.
9. Finden Sie heraus, ob Sie in Ihrem Zuhause einer erhöhten Strahlenbelastung durch natürlich vorkommendes Radon ausgesetzt sind. Falls ja, ergreifen Sie Maßnahmen zur Senkung dieser hohen Radonwerte.
10. Für Frauen:
Stillen senkt das Krebsrisiko bei Müttern. Falls möglich, stillen Sie Ihr Kind.
Hormonersatztherapien erhöhen das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen. Nehmen Sie Hormonersatztherapien möglichst wenig in Anspruch.
11. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kinder an Impfprogrammen teilnehmen, gegen:Hepatitis B (Neugeborene)
Humanes Papillomavirus (HPV) (Mädchen).
12. Nehmen Sie an bestehenden Krebsfrüherkennungs- und Screening Programmen teil:Darmkrebs (Männer und Frauen)