Von: luk
Bozen – Die Natur- und Tierschutzorganisation WWF hat in Südtirol in knapp 90 Prozent der Oberflächengewässer Pestizidrückstände festgestellt. Sogar im Nationalpark Stilfserjoch wurden in den Gewässern Grenzwerte überschritten.
Für den WWF lässt dies nur einen Schluss zu: Viele Substanzen, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, breiten sich über große Distanzen auch in jenen Gegenden aus, wo sie eigentlich nicht vorkommen sollten.
“Der WWF setzt sich dafür ein, dass die landwirtschaftliche Produktion auf nachhaltige Weise erfolgt, d. h. Lebensräume erhalten, Wassereinzugsgebiete schützen und die Bodenfruchtbarkeit und Wasserqualität verbessern. In diesem Sinne werden die ISPRA-Daten zur Überwachung von Pestiziden im Wasser – Ausgabe 2020 – Daten 2017-2018 in Bezug auf die Provinz Bozen verbreitet”, heißt es in einer Aussendung.
Ergebnisse in Südtirol
“Im Jahr 2017 waren in 70,59 Prozent der Punkte und in 34,69 Prozent der Proben in Oberflächengewässern Rückstände vorhanden.” Insgesamt wurden laut WWF 46 verschiedene Substanzen mit größerer Häufigkeit gefunden: Boscalid, Methoxyphenozid, Penconazol, Imidacloprid, Dimethomorph, Fluodioxonil und Diphenylamin. Im Grundwasser wurden zwei Substanzen gefunden: Hexazinon und Simazin. An keinem der Überwachungspunkte habe der Verschmutzungsgrad die Umweltqualitätsgrenzen sowohl im Oberflächen- als auch im Grundwasser überschritten.
“Im Jahr 2018 waren in Oberflächengewässern Rückstände in 14 von 16 Überwachungspunkten (87,5 Prozent) und in 37,6 Prozent der Proben vorhanden. Insgesamt wurden 42 Substanzen mit größerer Häufigkeit gefunden: Boscalid, Methoxyphenozid, Glyphosat, Chloranthaniliprol, Fluodioxonil, Imidacloprid und Diphenylamin.
Bei Oberflächengewässern liegt der Verschmutzungsgrad in drei Punkten über den Grenzwerten für die Umweltqualität: in Margreid an der Weinstraße (im Großen Kalterer Graben), in Roverè della Luna (im Kleinen Kalterer Graben) und in Latsch (im Plimabach), der im Martelltal im Nationalpark Stilfserjoch fließt.
In den Jahren 2017 und 2018 wurden die Oberflächengewässer in den landwirtschaftlichen Gebieten zwischen Meran und Bozen nicht überwacht. Es handelt sich dabei um Gebiete für Obst und intensiven Weinbau, in denen das Wasser in den letzten Jahren durch Pestizide kontaminiert war”, so der WWF.
Pestizide im Plimabach, im Stilfserjoch Nationalpark
In einem Nationalpark, einem Schutzgebiet von großer naturalistischer Bedeutung, sollte die Landwirtschaft auf der Achtung und Entwicklung des Umwelterbes beruhen, so der WWF. Im Schutzgebiet seien hingegen gefährliche Chemikalien gefunden worden, wobei der gesetzliche Verschmutzungsgrad der zulässigen Grenzwerte überschritten wurde.
Die Substanzen seien folgende:
Metazaclor: ist ein Herbizid, das als umweltschädlich und gefährlich eingestuft wird.
Chlorpyrifos: ist ein Organophosphat-Insektizid mit einer neurotoxischen Wirkung und einem breiten Wirkungsspektrum. Seine Verwendung, die bei Obst, Gemüse und Getreide weit verbreitet ist, wurde mit Schäden an der intellektuellen Entwicklung von Kindern, Autismus und Schäden am endokrinen System, in Verbindung gebracht. Ab 2020 ist seine Verwendung in der Europäischen Union verboten.
“In Südtirol werden Pestizide hauptsächlich für den Obst-und Weinbau verwendet. Sie sind gefährlich, weil ihre Wirkung nicht ausschließlich auf schädliche Organismen beschränkt ist. Pestizide wirken auf alle Bestandteile des Ökosystems (Luft, Wasser, Boden, Pflanzen und Tiere). Sie stellen eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen dar”, so der WWF.
Weitere Informationen finden sich auf dem ISPRA-Pestizidportal.