Zeremonie in Padua

Fast 10.000 Menschen bei Trauerfeier für Giulia Cecchettin

Dienstag, 05. Dezember 2023 | 12:16 Uhr

Padua – Der Abschiedsgottesdienst für Giulia Cecchettin hat am heutigen Dienstag in der Basilika in Padua stattgefunden. Zur Trauerfeier, die um 11.00 Uhr begonnen hat und die vom Bischof von Padua, Claudio Cipolla, geleitet wurde, sind fast 10.000 Menschen herbei geströmt. Die 22-jährige Studentin aus Vigonovo im Veneto war vor nahezu drei Wochen von ihrem Ex-Freund Filippo Turetta getötet worden. Der 21-Jährige hat ein Geständnis abgelegt.

Der Leichnam soll anschließend neben jenem der Mutter in Saonara bestattet werden – einer kleinen Gemeinde in der Provinz Padua. Die Mutter von Giulia Cecchettin ist vor fast einem Jahr an Krebs gestorben. Leinwände vor der Kirche standen bereit, damit die Zeremonie auch für die Menschen davor übertragen werden konnte. Fernsehübertragungen fanden auf RAI 1 und Canale 5 statt. Die Straßen im Zentrum von Padua mussten wegen des Ansturms gesperrt werden.

Die Familie habe den Ort bewusst gewählt, damit möglichst viele an der Trauerfeier teilnehmen können, sagt Giulias Vater Gino Cecchettin. Als Vertreter der römischen Regierung war Justizminister Carlo Nordio anwesend.

Der weiße Sarg, in dem der Leichnam gebettet war, war mit weißen Rosen übersät. Allein im Eingangsbereich der Kirche waren rund 1.200 Menschen versammelt, um sich von der jungen Frau zu verabschieden. Groß war die Anteilnahme, die dem Vater und auch den Geschwistern Elena und Davide sowie der Großmutter und den anderen Verwandten zuteilwurde.

Staatspräsident Sergio Mattarella hat einen Kranz gespendet, ebenso wie die Präsidenten von Kammer und Senat. Anwesend waren auch der Präsident der Region, Luca Zaia, Regionalratspräsident Roberto Ciambetti, Paduas Bürgermeister Sergio Giordani und mehrere Parlamentarier, wie etwa Antonio de Poli, Laura Boldrini, Alessandro Zan und Andrea Martella.

Der Mordfall hat ganz Italien in Atem gehalten. Nach Filippo Turetta war eine Woche lang gefahndet worden. Zunächst hatte man noch an eine gemeinsame Flucht oder an eine Entführung gedacht, bis der Leichnam der Studentin in einer Schlucht in der Nähe vom Barcis-See im Friaul gefunden wurde.

Turetta war darauf auf der Autobahn bei Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt in Deutschland in der Nähe von Leipzig vorläufig festgenommen worden, nachdem er wegen Benzinmangels auf dem Pannenstreifen liegen geblieben war. Anschließend wurde er nach Italien ausgeliefert. Derzeit befindet er sich in Untersuchungshaft im Gefängnis von Verona. Über 100 Frauenmorde sind allein heuer in Italien bereits verübt worden.

„Sieben Tage lang haben wir auf andere Nachrichten gehofft, stattdessen sind wir hier“, sagte der Bischof in seiner Predigt. „Wir brauchen Worte und Gesten der Weisheit, um nicht im Schrecken der Tragödie gefangen zu bleiben, um auch nur einen Schimmer an Licht zu finden. Giulias Lächeln wird allen fehlen – ihrem Vater Gino, ihrer Schwester Elena, ihrem Bruder Davide.“

Der Unterricht an der Universität in Padua, wo Giulia Cecchettin und auch Filippo Turetta studiert haben, entfällt heute bis 14.00 Uhr. Als Zeichen der Trauer sind die Fahnen auf dem Universitätsgelände auf Halbmast gehisst.

Von: mk