27-Jähriger stirbt grausamen Tod, Barist wegen Mordes angeklagt – VIDEO

„16 Minuten lang mit dem Knie zu Boden gedrückt“

Donnerstag, 24. November 2022 | 08:24 Uhr

Bitritto – Eine Bar in Bitritto bei Bari in Apulien ist am Sonntagmorgen am 20. November Schauplatz eines Mordes geworden, der an den grausamen Tod des Afroamerikaners George Perry Floyd erinnert. Der weiße Polizeibeamte Derek Chauvin tötete bei der Festnahme den am Boden liegenden 46-jährigen Afroamerikaner, indem er neun Minuten und 29 Sekunden lang mit einem Teil seines Körpergewichts auf seinem Hals kniete und ihm trotz zahlreicher Bitten Floyds und umstehender Zeugen bis zu seinem Sterben die Atemwege abdrückte.

Laut der Anschuldigung der Staatsanwaltschaft von Bari starb der 27-jährige, an psychischen Problemen leidende Giovanni Palazzotto einen ähnlich grausamen Tod. Ein 31-jähriger Barist, Francesco Assunto, soll dem bäuchlings auf dem Boden liegenden Giovanni Palazzotto 16 Minuten lang sein gesamtes Gewicht einsetzend mit seinem Knie den Brustkorb zusammengedrückt und dadurch seinen Tod herbeigeführt haben. Francesco Assunto, der von den Carabinieri verhaftet wurde, sitzt wegen vorsätzlicher Tötung in Untersuchungshaft.

Facebook/Gianni Palazzotto

Die Tat geschah am frühen Sonntagmorgen gegen 6.20 Uhr in der Ortschaft Bitritto bei Bari. Einer ersten Rekonstruktion der Carabinieri von Modugno zufolge suchte Giovanni Palazzotto zu dieser Zeit die Bar von Francesco Assunto auf. Da der in Bari wohnhafte 27-Jährige, der an psychischen Problemen litt, bereits die Innen- und Außeneinrichtung einer Bar in der Nähe beschädigt hatte, versuchte Francesco Assunto mit aller Macht, Giovanni Palazzotto am Zutritt zu seiner Bar zu hindern. Zwischen dem Inhaber der Bar und dem 27-jährigen „Gast“ kam es sofort zu einem Wortgefecht, das innerhalb kürzester Zeit in Handgreiflichkeiten ausartete. Durch das Geschrei wurde die ganze Nachbarschaft aufgeweckt.

Im Verlauf der gewaltsamen Auseinandersetzung soll Francesco Assunto nach sechs Faustschlägen ins Gesicht Giovanni Palazzotto zu Boden gedrückt und dem bäuchlings auf dem Fußboden liegenden 27-Jährigen 16 Minuten lang sein gesamtes Gewicht einsetzend, mit seinem Knie den Brustkorb zusammengedrückt haben. Zwei weitere Männer, gegen die ebenfalls ermittelt wird, halfen dem 31-jährigen Baristen bei diesem Angriff, indem sie die Beine von Giovanni Palazzotto festhielten. Obwohl der 27-Jährige um Hilfe gerufen und nach Luft gerungen haben soll, soll Francesco Assunto nicht davon abgelassen haben, dem um Atemluft ringenden jungen Mann den Brustkorb zusammenzudrücken.

Facebook/Gianni Palazzotto

Als die wenig später verständigten Rettungskräfte eintrafen, lag Giovanni Palazzotto auf dem Gehsteig vor der Bar. Der 27-Jährige war schwer verletzt und befand sich in einem verwirrten Zustand. Trotz der Bemühungen des Notarztes und der Rettungskräfte erlag Giovanni Palazzotto kurz darauf seinen schweren Verletzungen. Die wenige Minuten nach den Rettungskräften eingetroffenen Carabinieri nahmen Francesco Assunto fest. Nach einem ersten Verhör wurde der 31-jährige Barist, dem die Staatsanwaltschaft vorsätzliche Tötung vorwirft, in Untersuchungshaft genommen. „Ich wollte ihn nicht töten“, beteuerte Francesco Assunto.

Die zuständige Staatsanwältin Chiara Giordano, die die Ermittlungen leitet, unterstrich, dass die Beschuldigten den Angriff fortgesetzt hatten, obwohl sich der 27-jährige Mann in einem psychophysischen Ausnahmezustand befunden hatte, was durch seine ständigen Hilferufe und seine Atemnot deutlich geworden war. Um den genauen Tathergang rekonstruieren zu können, befragten die Carabinieri mehrere Zeugen. Zugleich begannen sie, die Aufnahmen der Überwachungskamera der Bar auszuwerten. Die genaue Todesursache hingegen wird das Ergebnis der am Mittwoch erfolgten Autopsie klären. Am Donnerstag wird der 31-Jährige vom Untersuchungsrichter verhört werden.

 

In Bitritto ist der Schock groß. Der Inhaber der Bar Francesco Assunto wird vom Bürgermeister als Mann beschrieben, der sich nie etwas zuschulden kommen ließ. Einige Einwohner glauben, dass der fatale Angriff durch eine „Kurzschlussreaktion“ ausgelöst wurde. Ob das der Richter genauso sieht, bleibt abzuwarten. Immerhin sind 16 Minuten eine unglaublich lange Zeit. Wer einen Menschen zu Boden drückt und ihn am Atmen hindert, nimmt immer billigend seinen Tod in Kauf. Sollte sich der Angriff wirklich so zugetragen haben, hatte Giovanni Palazzotto kaum eine Chance, ihn zu überleben.

Von: ka