Von: ka
Temù – Die beiden 27 und 19 Jahre alten Töchter Silvia und Paola Zani sowie der Freund der älteren Tochter, der 27-jährige Mirto Milani, die seit ihrer Festnahme in Untersuchungshaft sitzen, haben eigentlich den „perfekten Mord“ geplant. Dabei machten sie allerdings die Rechnung ohne die Zeugen und ohne die verschiedenen technischen Möglichkeiten wie Abgleich der Autokenntafeln mit den Uhrzeiten, Geolokalisierung von Smartphones, der forensischen Auswertung von Computern und Telefonaufzeichnungen und ganz besonders ohne das Smartphone des Opfers und einer auf dem Gerät installierten App.
Der Glaube, den Verdacht von sich zu lenken und die Ermittler in die Irre führen zu können, wog das „diabolische Trio“ in Sicherheit. In den Wochen nach der schrecklichen Bluttat zogen aber die Carabinieri und die Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft den Kreis um die beiden Schwestern und dem 27-jährigen Student immer enger. Zum Verhängnis wurden dem mörderischen Trio vor allem die moderne Technik, die heute mehr denn je in der Lage ist, Bewegungen, die Anwesenheit an Orten und die Position elektronischer Geräte festzustellen und nachzuverfolgen. Aber auch offensichtliche Lügen sowie mehrere Unvorsichtigkeiten machten den mutmaßlichen Tätern einen Strich durch die Rechnung. Zudem begingen besonders Silvia und Paola Zani den Fehler, sowohl im Auto als auch am Telefon zu viel zu reden.
Den ersten Patzer hatte Mirto Milani bereits lange vor der eigentlichen Tat begangen, als er auf einem ihm zuordenbaren Computer nach Stichwörtern wie „Perfekte Morde“, „Giftige Pflanzen“ und „Wie töte ich Menschen“ gesucht und im Netz die entsprechenden digitalen Spuren hinterlassen hatte. Sie wurden später von den Forensikern der Carabinieri entdeckt.
Am Tag des Verschwindens des Opfers, dem 8. Mai, waren die beiden Schwestern sowie Mirto Milani, die den Nachbarn zufolge sonst bis in den späten Vormittag geschlafen hatten, bereits um 7.10 Uhr hellwach gewesen. Entgegen den üblichen Gewohnheiten – war Laura Ziliani im Haus gewesen, hatte Mirto Milani für gewöhnlich die Wohnung verlassen – hatten sich sowohl das Opfer als auch alle mutmaßlichen Täter zugleich im Haus befunden. Den Carabinieri gegenüber gaben die beiden Schwestern an, dass Laura Ziliani vor der Wanderung angeblich ihr Smartphone benutzt hätte. Eine Analyse des Telefonverkehrs ergab aber, dass das Smartphone zwar eingeschaltet, aber nicht verwendet worden war.
LAURA ZILIANI, STORDITA E SOFFOCATA NEL SONNO
LAURA ZILIANI, STORDITA E SOFFOCATA NEL SONNOSoffocata nel sonno dopo essere stata stordita dai farmaci. Potrebbe essere stata uccisa così l'ex vigilessa Laura Ziliani. Martedì gli interrogatori di garanzia.Maria Teresa Palamà dal Tg3 delle 19 del 26 settembre 2021
Posted by Tg3 on Sunday, September 26, 2021
Die Töchter berichteten auch, dass sie das Smartphone ihrer Mutter hinter einer Bank im Keller gefunden hätten. Nach Ansicht der Töchter sei es wahrscheinlich aus der Hosentasche der Frau gerutscht und dort stecken geblieben. An diesem Ort gibt es aber kein Telefonsignal. Die auf dem Smartphone installierte Schrittzähler- und Gesundheitsapp hatte zwischen 8.00 und 8.20 Uhr jedoch 38 Schritte gezählt. Den Ermittlern zufolge war das eingeschaltete Mobiltelefon von den Tätern im Keller abgelegt worden. Die Geotargeting hatte das elektronische Gerät bis 9.57 Uhr im Haus lokalisiert, erst dann war das Signal abgebrochen. Um 13.49 Uhr war es wieder aufgetaucht, als laut Angaben der Töchter das Smartphone von ihnen gefunden worden sei.
Weitere schwere Fehler waren bei der Ablage des Salomon-Schuhs des Opfers am Ufer des Wildbachs Fiumeclo, eines Seitenbachs des Oglio, am 23. Mai begangen worden. Ziel des „diabolischen Trios“ war es eigentlich, die Ermittler auf die falsche Fährte zu führen, dass Laura Ziliani bei ihrer Wanderung tragischerweise in den Bach gestürzt und vom Oglio fortgeschwemmt worden sei. Da der Opel Meriva von Silvia Ziliani auf dem Weg von Brescia nach Temù und auf dem Rückweg unter den Augen mehrerer Kameras vorbeigefahren war und da ihr Smartphone an den entsprechenden Sendemasten „angedockt“ hatte, konnten die Ermittler die Anwesenheit von Silvia Zani im Tal beweisen.
Zwei Tage später, am 25. Mai, war das Paar von einem der Hauptzeugen der Ermittlungen dabei gesehen worden, als es den zweiten Schuh im Bett des Wildbachs deponiert hatte. Mit der Absicht, den Verdacht von sich abzulenken, hatten sie einige Tage später eine Jeans in denselben Bach geworfen. Der Lebensgefährte des Opfers erklärte aber, dass Laura Ziliani bei ihren Wanderungen immer nur technische Bergbekleidung getragen habe. Von den Kameras fotografierte Autokenntafeln sowie die Geolokalisierung der Smartphones der mutmaßlichen Täter bestätigten diese These und die Zeugenaussage.
Zum Verhängnis wurde dem Trio auch ihre Gier. Bereits wenige Tage nach dem spurlosen Verschwinden des Opfers hatte Mirto Milani, der seit längerer Zeit das mehrere Millionen Euro schwere Immobilienvermögen der Witwe verwaltete, die Mieten erhöht und säumige Mieter dazu aufgefordert, ihre Schuld zu begleichen. Den Ermittlern zufolge gilt Mirto Milani, der als Verlobter der älteren und als Liebhaber der jüngeren Tochter des Opfers mit beiden Schwestern Beziehungen pflegte, überhaupt als „der kriminelle Kopf“ des Trios. Mitgeschnittene Gespräche, aber auch viele Zeugenaussagen deuten darauf hin, dass der 27-jährige Student, der ein abgeschlossenes Studium der Psychologie besitzt und auch als Sopranist tätig war, die beiden Schwestern „manipulierte“.
Laut der Rekonstruktion der Ermittler und den letzten Erkenntnissen aus der Autopsie zufolge war Laura Ziliani in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai mit dem später in der Wohnung der beiden Schwestern sichergestellten Bromazepam zuerst betäubt und anschließend mit einem Kissen erstickt worden. Unklar ist noch, wo und unter welchen Umständen die erstaunlich gut erhaltene Leiche des Opfers aufbewahrt worden war. Die Ermittler schließen das Vorhandensein weiterer an der Tat beteiligter Personen nicht aus.
Fassungslos steht Italien vor dieser Tragödie. Die Tatsache, dass drei junge Leute aus reiner Geldgier eine schreckliche Bluttat begehen und sich so selbst ins Verderben stürzen, lässt die Italiener kopfschüttelnd zurück.