Von: idr
Riva del Garda – Wenn Camillo Carlucci etwas nicht mag, dann sind es Grenzen. Weder im Denken noch im Tun. Zu seinem 80. Geburtstag hat der pensionierte Psychiater das getan, für was ihn viele als verrückt erklärten: einmal das gesamte Ufer des Gardasees entlang schwimmen. Bereits 2021, zu seinem 77. Geburtstag, hat der angesehene Unternehmer die über 140 Kilometer lange Tour auf sich genommen.
Eine Woche, sieben Etappen und rund 140 Kilometer. Gestartet ist der fitte Rentner von Malcesine. Sein erster Etappenstopp war Riva. Von dort aus ist er das gesamte Westufer entlang bis in den Süden und von dort zurück an seinen Ausgangspunkt. Jeden Tag mehrere Stunden im Wasser, begleitet von einem Schlauchboot, medizinisch betreut von einem befreundeten Arzt. Dabei ging es ihm nicht um sportliche Rekorde, sondern um etwas anderes: zu zeigen, dass mit 80 noch lange nicht Schluss sein muss.
Grenzen des Machbaren verschieben
„Man setzt sich oft eher mentale als körperliche Grenzen“, sagt der rüstige Herr. Und er muss es wissen: Der gebürtige Trientiner, der heute in der Provinz Brescia lebt, hat sein Berufsleben der Psyche gewidmet. Doch die Botschaft seiner Tour geht weit über die Medizin hinaus: Altwerden heißt nicht aufhören. Schon gar nicht, wenn man Träume hat. Die Idee zur Durchquerung des Sees reifte nicht über Nacht. Es war, wie er sagt, eine Geste der Dankbarkeit. Dankbar für das Leben, die Natur und die Kraft, die ihm noch bleibt.
Seine Route führte ihn von Malcesine nach Riva über Campione und Toscolano bis hinunter an das Südufer des Sees. Von dort trat Carlucci über Pacengo den Weg zurück Richtung Norden an. Der letzte Abschnitt, von San Vigilio zurück nach Malcesine, wurde für den Rentner noch einmal emotional: Gemeinsam mit seiner Familie schwamm Carlucci die letzten Meter seiner Reise. Ungeübt war Carlucci jedoch nicht, denn 1997 hat er an den italienischen Meisterschaften im Schwimmen teilgenommen.
Am Gardasee ist der 80-Jährige kein Unbekannter: Als anerkannter Kinderpsychologe, Unternehmer und Menschenfreund hat er sich in der Gegend einen Namen gemacht. Carlucci sieht sich nicht als Held, sondern als jemand, der zeigen möchte, was auch im Alter noch möglich ist. „Die mentale Vitalität ist unsere stärkste Medizin“, meint der Rentner und beweist seinen Ehrgeiz ungebrochen. Mit seiner Reise einmal durch den Gardasee hat der Carlucci bewiesen: Grenzen verschieben beginnt im Kopf.
Aktuell sind 10 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen