Von: luk
Sanremo/Kiew – Dass der italienische TV-Sender RAI den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Slenskyj auf dem Sanremo-Festival eine “Friedensbotschaft” übermitteln lassen will, hat zu Widerstand aus Politik und Kultur geführt.
Das Schlagerfestival Sanremo ist bekanntermaßen ein Fixpunkt der italienischen Kultur. Vor dem Fernseher versammelt sich Anfang Februar die ganze Nation, um den Künstlern zu lauschen. Karrieren wie die von Adriano Celentano oder Zucchero haben hier ihren Ausgangspunkt. Der Sieger des Festivals wird Italien beim Eurovision Song Contest (ESC) vertreten.
Nun hat der ukrainische Präsident Selenskyj der RAI, die das Festival überträgt, die Ausstrahlung einer zuvor aufgezeichneten kurzen Friedensbotschaft aus Kiew für den Schlussabend des Festivals angeboten.
Der TV-Sender und Festivalmoderator Amadeus sagten dem Vorschlag zu. Doch daraufhin gab es Widerstand – zunächst von Lega-Chef Matteo Salvini, der schon mal mit einem Putin-Shirt auf dem Roten Platz in Moskau fotografiert wurde. Er ist der Ansicht, dass man mit einem Auftritt bei “Sanremo” keinen Krieg beenden könne. Auch Beppe Grillo von den “Fünf Sternen” hält Selenskyjs Ansinnen für “Kriegspropaganda”.
Daraufhin meldeten sich Intellektuelle, Schriftsteller und Diplomaten in einer Petition zu Wort. Darin sprechen sie sich gegen eine “Militarisierung” des Schlagerfestivals aus.
Indes will die öffentlich-rechtliche RAI an ihrem Vorhaben festhalten und Selenskyj eine Bühne bieten. Bleibt es dabei, wollen Gegner zum Protest blasen, nicht gegen den Aggressor aus Moskau, sondern die “Kriegspropaganda” aus Kiew.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung fragt diesbezüglich, ob in Italien die Solidarität mit der Ukraine zu bröckeln beginnt.