Von: ka
Rom – Während sich Italien – darunter besonders die Gastlokale – auf die von der römischen Regierung beschlossenen Lockerungen vorbereiten, arbeiten mehrere Regionen – darunter auch Südtirol – darauf hin, ab dem ersten Tag des Inkrafttretens der Öffnungen, dem 26. April, „gelb“ zu werden.
Diese Farbe würde es den besonders regelkonformen und impffleißigen Regionen erlauben, zusammen mit den von der Regierung Draghi beschlossenen Lockerungen weitere Abmilderungen von Corona-Einschränkungen umzusetzen. Derweil übt in Rom besonders das Mitte-Rechts-Lager Druck auf Draghi aus, die Sperrstunde zu streichen oder zumindest um zwei Stunden in die Nacht hinein zu verlegen.
Von der italienischen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt werden mit den Lockerungen, die insbesondere die Gastlokale betreffen, am 26. April auch die von der römischen Regierung temporär suspendierten „gelben Zonen“ wiedereingeführt. Die für den kommenden Freitag erwartete Verordnung muss zwar noch abgewartet werden, aber anhand der bisher geltenden „Regel der 14 Tage“ kann bereits am Montag abgeschätzt werden, welche Regionen und autonomen Provinzen in den Genuss der mildesten Variante der Corona-Einschränkungen kommen könnten.
Laut dem bis vor Ostern geltenden Prinzip sind Regionen, die einen höheren Reproduktionsindex Rt als 1,25 oder eine wöchentliche Inzidenz von mehr als 250 Fällen pro 100.000 Einwohner aufweisen, „rote Zonen“. Liegt hingegen der Index Rt zwischen eins und 1,25, wird die betreffende Region „orange“. Erst mit einer massiv verringerten Inzidenz und mit einem Reproduktionsindex Rt unter eins wird der angepeilte „gelbe“ Status erreicht. Um in eine Klasse mit geringeren Corona-Einschränkungen „aufzusteigen“ – also von Rot nach Orange oder von Orange nach Gelb – ist es notwendig, dass die betreffende Region über 14 Tage hinweg geringere Corona-Zahlen als jene, die vorher zu einer höheren Risikoeinstufung des Infektionsgeschehens geführt haben, aufweist.
Natürlich werden für eine eventuelle Absenkung der Risikoabstufung die letzten, am Freitag, dem 23. April veröffentlichten Zahlen des Obersten Gesundheitsinstituts ISS (Istituto Superiore di Sanità) ausschlaggebend sein. Sollten aber keine negativen Überraschungen auftreten, ist unter Anbetracht der bisher bekannten Corona-Daten und unter der Berücksichtigung der „Regel der 14 Tage“ schon zu Wochenbeginn abschätzbar, welche Regionen und autonomen Provinzen in den Genuss der mildesten Variante der Corona-Einschränkungen kommen könnten.
Neben Venetien, das eine Inzidenz von 134 und einen Rt von 0.81 verzeichnet, erreichen mit Inzidenzen von jeweils 128 und 87 sowie Reproduktionsindices von jeweils 0.69 und 0.87 auch das Trentino und Südtirol die erhofften „gelben Zahlen“. Da aber auf gesamtstaatlicher Ebene auch andere Kriterien wie unter anderem der „Druck“ auf die Krankenhäuser und darunter besonderes jener auf die Intensivstationen berücksichtigt werden, ist es noch verfrüht, sich über weitere Lockerungen zu freuen.
Während einzelne Expertenstimmen vor allzu forschen Lockerungen warnen, übt in Rom besonders das Mitte-Rechts-Lager Druck auf Draghi aus, die Sperrstunde zu streichen oder zumindest um zwei Stunden in die Nacht hinein zu verlegen. Mit Hinweis auf die in Schwung gekommene Impfkampagne – mit 15.099.777 verabreichten Impfdosen ist am Sonntag eine wichtige Marke geknackt worden – und des in fast allen italienischen Regionen sinkenden Infektionsgeschehens drängen Spitzenpolitiker des Mitte-Rechts-Lagers darauf, in den nächsten Wochen weitere Öffnungsschritte in die Wege zu leiten.
Unterdes begrüßt der bekannte Virologe Roberto Burioni den von der Regierung angedachten „Pass“. „Meiner Meinung nach ist die Idee des ‚Passes‘ großartig. Denjenigen, die die Impfung verweigern, die Bewegungsfreiheit zu verringern und den Zutritt zu Bars und Restaurants zu verwehren, wird effektiver sein als jede Verpflichtung, die die Unentschlossenen zur Impfung zu drängt“, so Roberto Burioni auf Twitter.
Wie aus Regierungskreisen bekannt wurde, dürfte noch in dieser Woche ein Treffen zwischen Ministerpräsident Draghi und allen politischen Kräften, die seine Regierung unterstützen, stattfinden, um die Details des „Passes“ näher zu definieren. In jedem Fall dürfte am Prinzip, dass den Inhabern des Passes größere Freiheiten wie Reisen zwischen „verschiedenfarbigen“ Regionen sowie Zugang zu Kinosälen, Konzerten oder Sportevents ermöglicht werden, nicht gerüttelt werden.