Bett auf der Intensivstation kostet täglich rund 1.500 Euro – VIDEO

Kontroverser Vorschlag: „Impfgegner sollen ihren Krankenhausaufenthalt bezahlen“

Donnerstag, 02. September 2021 | 10:36 Uhr

Rom – Der Assessor für das Gesundheitswesen der Region Latium, Alessio D’Amato, lässt mit einer Idee aufhorchen, die in der italienischen Öffentlichkeit für heftige Diskussionen sorgt. Angesichts der Tatsache, dass auf den Intensivstationen der Krankenhäuser der Region neun von zehn Covid-19-Patienten ungeimpft sind und ein belegtes Intensivbett im Schnitt täglich rund 1.500 Euro kostet, schlug der Alessio D’Amato vor, den erkrankten Impfgegnern, die stationär aufgenommen werden müssen, ihren Krankenhausaufenthalt in Rechnung zu stellen. „Wenn sie auf der Intensivstation landen, müssen sie für ihren Krankenhausaufenthalt bezahlen“, so der Assessor für das Gesundheitswesen der Region Latium. Da aber enorme rechtliche, aber auch ethische Hürden bestehen, sind die Chancen, dieses Vorhaben umzusetzen, sehr gering.

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„Nicht geimpfte Patienten, die an Covid erkranken und auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Latium landen, sollen für ihren Krankenhausaufenthalt bezahlen“, so der Assessor für das Gesundheitswesen der Region Latium, Alessio D’Amato, gegenüber der römischen Tageszeitung Il Messaggero. Die Tatsache, dass auf den Intensivstationen der Krankenhäuser der Region fast neun von zehn Covid-19-Patienten ungeimpft sind und ein belegtes Intensivbett im Schnitt täglich rund 1.500 Euro kostet, sorgt bei Alessio D’Amato für tiefe Verärgerung.

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Der Assessor für das Gesundheitswesen vertritt die Ansicht, dass „diejenigen, die die Impfung verweigern und damit die Bewegungsfreiheit und Gesundheit anderer Menschen gefährden, für ihre Entscheidungen und Handlungen die volle Verantwortung übernehmen müssen“. Alessio D’Amato fügt hinzu, dass sich die täglichen Kosten für ein Bett auf der Intensivstation im Schnitt auf rund 1.500 Euro belaufen und dass ein Patient es im Durchschnitt 17 Tage lang belegt.

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Darauf angesprochen, dass die praktische Umsetzung des Vorhabens viele rechtliche Fragen aufwerfe, antwortet Alessio D’Amato, dass es sich bei seinem Vorschlag um keine einfache Provokation handle und es bereits vorhandene Modelle gebe. „In der Lombardei wurde in der Vergangenheit den Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus eine ‚Kostenaufstellung‘, die die ganzen von der Region für den einzelnen Patienten aufgewandten Ausgaben enthielt, nach Hause geschickt. Aber während bisher die ungeimpften Coronapatienten nichts bezahlen mussten, sind wir entschlossen, dies zu ändern“, so der Gesundheitsassessor der Region, der Mittel und Wege suchen will, Impfgegner an den entstandenen Kosten zu beteiligen.

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Das Ansinnen von Alessio D’Amato stieß in der italienischen Öffentlichkeit nicht nur auf Zustimmung. „Der Vorschlag, die Kosten für die medizinische Behandlung denjenigen anzulasten, die sich gegen eine Impfung entscheiden, sollte meiner Meinung nach im Bereich der Provokation bleiben. Die Gesundheitsfürsorge muss ein Recht sein, das immer und für jeden gelten muss. Vielmehr vertrete ich die Einführung der Impfpflicht. Aus den Zahlen geht hervor, dass weit über 90 Prozent der Todesfälle und der stationären Aufnahmen auf den Intensivstationen ungeimpfte Personen betreffen. Dies allein sollte bereits Anreiz genug sein“, so der Präsident von Italia viva, Ettore Rosato, gegenüber SkyTg24.

Il #vaccino salva la vita. Questa mattina a Sky TG24

Posted by Ettore Rosato on Tuesday, August 31, 2021

Aber auch wenn der Gesundheitsassessor der Region Latium das Gegenteil behauptet, dürften seinem Vorhaben eine Vielzahl rechtlicher, aber auch versicherungstechnischer Hürden im Weg stehen. Wenn das allgemeine Recht auf gesundheitliche Fürsorge durch Prinzipien wie „Verantwortung“ und „Schuld“ ergänzt oder gar ersetzt würde, würde dies abgesehen aller verfassungsrechtlicher und versicherungstechnischer Zweifel, aber auch aller absehbaren Rekurse und Klagen eine Büchse der Pandora öffnen. Ein Prinzip, das bei intensivmedizinisch betreuten Impfgegnern angewandt würde, müsste unter anderem auch für an Lungenkrebs erkrankte Raucher und im weitesten Sinne auch für verunglückte, unerfahrene Bergsteiger und für selbst verschuldete Unfalllenker gelten, merken Kritiker an.

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Verfassungsrechtler und Experten der Materie rechnen daher damit, dass es beim Ansinnen des Regionalassessors für das Gesundheitswesen bei einer einfachen Provokation bleiben wird. Politische Beobachter glauben vielmehr, dass die Regierung den umgekehrten Weg gehen und durch die Ausdehnung der Pflicht des Grünen Passes auf weitere Bereiche oder gar durch die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht den Druck auf die Krankenhäuser senken wird.

Von: ka