Brot und Pasta bis zu 50 Prozent teurer? – VIDEO

Krieg lässt Weizen- und Maispreise explodieren

Dienstag, 01. März 2022 | 07:04 Uhr

Rom – Der Krieg in der Ukraine hat nicht nur auf die Preise für Öl und Gas verheerende Auswirkungen. Da die Ukraine und Russland zu den weltweit größten Exporteuren von Mais und Weizen gehören, steigen infolge des militärischen Angriffs Russlands auf die Ukraine auf den internationalen Märkten auch die Preise für diese beiden Rohstoffe für wichtige Grundnahrungsmittel massiv an. Experten schätzen, dass die Einzelhandelspreise für Nudeln bis zu 30 Prozent in die Höhe schnellen könnten.

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Nicht alle wissen, dass Russland und die Ukraine zu den weltweit führenden Exporteuren von Mais und Weizen gehören. Laut dem italienischen Bauernverband Coldiretti führt der Krieg dazu, dass rund ein Drittel des Weizens der Welt praktisch vom Markt genommen wird. Nach dem Bekanntwerden der internationalen Wirtschaftssanktionen gegen Russland schoss der Weizenpreis an einem Tag um rund neun Prozent in die Höhe.

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Experten zufolge könnte der Krieg dazu führen, dass der Preis für die besonders von den Italienern geliebte Pasta gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs um 30 Prozent ansteigen könnte. Für die Brotpreise werden je nach Sorte Anstiege von bis zu zehn Prozent vermutet. Einige Marktanalysten vertreten sogar die Auffassung, dass zusammen mit der galoppierenden Inflation und der massiv gestiegenen Energiepreise der kriegsbedingte Ausfall zweier wichtiger Exporteure dazu führen könnte, die Preise für Brot und Pasta bis zu 50 Prozent in die Höhe schnellen zu lassen.

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„In der Landwirtschaft spielt die Ukraine eine wichtige Rolle. Sie produziert rund 36 Millionen Tonnen Futtermais, was dem weltweit fünften Platz entspricht, und 25 Millionen Tonnen Weichweizen für die Brotherstellung, was global den siebten Platz bedeutet. Russland hingegen gehört zu den weltweit führenden Weizenexporteuren“, so die Coldiretti in einer Aussendung.

Da Italien 53 Prozent seines Futtermaises importieren muss, hat der durch den Krieg erzwungene Ausfall des ukrainischen Maises starke Auswirkungen auf die italienische Nutzviehhaltung. Auch wenn Italien seinen für die Pastaherstellung benötigten Hartweizen vorwiegend aus anderen Ländern bezieht, sorgen die kriegsbedingten Erschütterungen der Weizenmärkte auch beim Hartweizen für starke Preisanstiege. Führende italienische Pastahersteller teilten mit, dass die Weizenmenge ihrer Speicher höchstens noch bis Ostern ausreichen würde.

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Die Weizenkrise, die sich in Italien in eine „Nudelkrise“ verwandelt, ist allerdings auch hausgemacht. Nun rächt es sich, dass Italien rund 64 Prozent seines Weizenbedarfs importieren muss. Da viele kurzsichtige Unternehmer nicht dazu bereit waren, den heimischen Bauern angemessene Preise für ihren Weizen zu zahlen, und es vorzogen, insbesondere den Hartweizen aus dem Ausland zu beziehen, wurde in Italien in den letzten zehn Jahren eines von fünf Weizenfeldern aufgegeben.

Die italienische Maisproduktion sank im selben Zeitraum gar um fast ein Drittel. Der Bauernverband spricht sich dafür aus, gerade im Lichte des Krieges in der Ukraine dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten und den heimischen Weizenanbau wieder anzukurbeln. Diesem Ansinnen stimmen im Gegensatz vergangener Jahre nun auch immer mehr Unternehmer zu.

Hinzu kommt, dass direkte Kriegshandlungen – unter anderem wurden in der Ukraine Hafenanlagen bombardiert – und das militärische Ringen um die ukrainischen Schwarzmeerküsten mit dazu beitragen, den Weizenimport aus dem Schwarzen Meer fast komplett zum Erliegen zu bringen. Vincenzo Divella, Vorstandsvorsitzender des gleichnamigen apulischen Teigwarenherstellers, erklärte, dass ein Schiff mit 30.000 Zentnern Weichweizen, die für sein Unternehmen bestimmt sind, im Asowschem Meer festsitze.

Noch schlechter erging es dem Frachtschiff „Namura Queen“. Die „Namura Queen“, die den ukrainischen Hafen Juschne anlaufen wollte, um Weizen zu laden, wurde vor der Küste von russischen Raketen getroffen. Der Besatzung gelang es zwar, den Brand zu löschen, aber der Frachter, der schwer beschädigt wurde, musste in den nächsten Hafen geschleppt werden.

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Ähnlich wie bei den massiv gestiegenen Gas- und Treibstoffpreisen werden sich die Verbraucher auch auf spürbar höhere Nudel- und Brotpreise einstellen müssen. Wie bei der Energie könnten die höheren Preise für Grundnahrungsmittel in der Gesellschaft einen Nachdenkprozess auslösen. Der neu entdeckte Trend, anstatt Rohstoffe für Grundnahrungsmittel wie Mais und Weizen zum Großteil zu importieren, verstärkt auf den Anbau im eigenen Land zu setzen, dürfte die einzige positive Auswirkung des militärischen Konflikts sein.

 

Von: ka