Tausende Wartende "kämpfen" um eine der 1.200 verfügbaren Impfdosen - VIDEO

“Open Vax Day” Johnson&Johnson endet in Chaos

Donnerstag, 03. Juni 2021 | 07:11 Uhr

Bologna – Ein auf dem Messegelände von Bologna für den Feiertag organisierter “Open Vax Day”, bei dem ohne Vormerkung und ohne Alterseinschränkung 1.200 Dosen des Vakzins von Johnson&Johnson zur Verfügung standen, endete in einem völligen Chaos.

Tausende Impfwillige stürmten das Impfzentrum. Um eine der Dosen zu ergattern, harrten Hunderte bereits Stunden vor der Öffnung vor den Toren des Zentrums aus. Im Laufe des Tages kam es in der langen Schlange zu Spannungen, von denen einige in Schubsereien und anderen Auseinandersetzungen ausarteten. Der Bürgermeister von Bologna entschuldigte sich später für die schlechte Organisation des “Open Vax Day” und versprach, dass so ein Chaos nicht mehr vorkommen werde.

Fällt der Tag der Republik auf einen Wochentag, wälzt sich normalerweise eine lange Autoschlange von Bologna in Richtung der beliebten Strände der Emilia-Romagna. Die Verantwortlichen des vom lokalen Sanitätsbetrieb von Bologna organisierten “Open Vax Day”, bei dem ohne Vormerkung und ohne Alterseinschränkung 1.200 Dosen des Vakzins von Johnson&Johnson zur Verfügung standen, hätten allerdings nie im Traum daran gedacht, dass der Andrang dermaßen groß sein würde.

Vermutlich mit dem Gedanken, dass im Gegensatz zu den Impfstoffen anderer Hersteller das Vakzin von Johnson&Johnson nur ein einziges Mal verabreicht werden muss und daher fast sofort die “große Freiheit” winkt, standen besonders viele Jugendliche sehr früh am Morgen auf. Die Sperrstunde missachtend, fanden sich die ersten Impfwilligen bereits am Dienstagabend gegen 22.40 Uhr vor dem Impfzentrum ein. Mit Hockern, Decken und heißem Kaffee “bewaffnet” wollten diese “harten Impfbefürworter” ganz sichergehen, in der Reihenfolge ganz vorne zu landen. Um Mitternacht hatten sich bereits rund 40 zumeist junge Leute, die es kaum erwarten konnten, eine Dosis des Vakzins von Johnson&Johnson zu erhalten, für die restlichen Nachtstunden auf dem Platz vor dem Zentrum eingerichtet.

YouTube/Corriere della Sera

Das war auch bitternötig, denn der “Run” auf die Impfdosen von Johnson&Johnson übertraf alle Erwartungen. Um 6.00 Uhr am Morgen des Feiertags – zwei Stunden vor der Öffnung des Impfzentrums – reichte die Schlange der Wartenden bereits vom Platz des Messegeländes bis in die Zubringerstraße hinein. Zu diesem Zeitpunkt übertraf die Anzahl der Impfwilligen die Anzahl der verfügbaren Impfdosen bereits um das Dreifache.

Außerhalb des Impfzentrums fehlte jegliche Organisation. Das Lustige war, dass sich die ersten 500 Impfwilligen selbst auf die Reihenfolge einigten, indem sie ihre Namen auf Papierseiten schrieben. Dieser Selbstversuch, den Impftag in geordnete Bahnen zu lenken, konnte aber nicht verhindern, dass es vor den Toren des Impfzentrums besonders kurz vor der Öffnung zu Spannungen kam, von denen einige in Schubsereien und verbalen Auseinandersetzungen ausarteten. Die Gemüter beruhigten sich erst wieder, als gegen 8.00 Uhr mehrere Streifen der Lokalpolizei und der Carabinieri eintrafen. Die Ordnungskräfte sowie Schranken und Absperrungen sorgten fortan dafür, dass in der langen, inzwischen mehrere tausend Personen umfassenden Menschenschlange jeder seine Reihenfolge einhielt.

Um dem großen Impfandrang Herr zu werden, erhöhte die lokale Sanitätseinheit von Bologna die Menge der Dosen des Vakzins von Johnson&Johnson von anfangs 1.200 auf 2.400 und später gar auf 3.000 Impfdosen. Um die große Anzahl der Impfwilligen schneller impfen zu können, wurden außerdem zusätzliche Mediziner und Krankenpfleger ins Impfzentrum beordert. Die Erkenntnis, dass praktisch alle Wartenden geimpft werden würden, trug dazu bei, die Spannungen in der Warteschlange zu entschärfen.

Nichtsdestotrotz sorgte das “Impfchaos von Bologna” weit über die bekannte Stadt hinaus für heftige Kritik. Selbst viele, die eine der verfügbaren Dosen ergattern konnten, gingen mit der schlechten Organisation, die wohlgemerkt nicht das Impfpersonal selbst, sondern die Zustände auf dem Platz vor dem Zentrum betrafen, hart ins Gericht.

“Der Sanitätsbetrieb hat nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Ziel ist es gewesen, einen zusätzlichen Dienst anzubieten. Diesmal ist der von dieser Art von Initiativen ausgelöste Andrang unterschätzt worden. Das nächste Mal werden wir es besser machen. Wir haben bis jetzt gut gearbeitet und ein Fehler kann passieren”, entschuldigte sich später der Bürgermeister von Bologna, Virginio Merola, für die Unannehmlichkeiten.

Niemand spricht den Verantwortlichen der Bologneser Impfkampagne ihren guten Willen ab, aber nach der Erfahrung des “Johnson&Johnson-Open Vax Day” dürften sie in Zukunft davon absehen, einen weiteren Impftag ohne elektronischen Vormerkungssystem zu organisieren.

Von: ka