Von: ka
Lido degli Estensi – Der beliebte Adria-Badeort Lido degli Estensi wird von einer schrecklichen Tragödie erschüttert. Der 16-jährige Aymane Ed Dafali war mit einigen Freunden auf einem Tretboot unterwegs, als er am späten Samstagnachmittag sah, wie zwei Touristen gegen die starke Strömung kämpften und zu ertrinken drohten.
Er zögerte nicht, ins Wasser zu springen, um sie zu retten. Leider sollte er seine Hilfsbereitschaft mit dem Leben bezahlen, denn kaum war das Paar gerettet, wurde er selbst von der Strömung nach unten gezogen. Als er wieder an den Strand gespült wurde, war es zu spät. Vergeblich versuchten der Bademeister und der Notarzt, den Jugendlichen wiederzubeleben. Von den beiden Geretteten hingegen fehlt jede Spur.
Das Drama ereignete sich am späten Samstagnachmittag gegen 18.00 Uhr in der Nähe der Mündung des Logonovo-Kanals, der die beiden Badeorte Lido degli Estensi und Lido della Spina voneinander trennt. Aufgrund der starken Strömungen, der Unebenheiten des Meeresbodens und der häufigen Durchfahrt von Booten ist das Baden in diesem Bereich verboten. Laut Aussage zweier diensthabender Rettungsschwimmer befand sich das Touristenpaar genau in diesem verbotenen Bereich.
„Der Mann und die Frau waren in der Nähe der Mündung des Kanals. Sie kämpften gegen die starke Strömung und waren offensichtlich in großen Schwierigkeiten”, so Rettungsschwimmer Filippo Barillari gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. „Wahrscheinlich wurden sie von der Strömung in einen Bereich gezogen, in dem sie den Boden nicht mehr berühren konnten. Mein Kollege griff sofort mit seinem Rettungsboot ein. Kurz darauf war ein Tretboot mit einigen Jugendlichen an Bord in der Nähe, und einer von ihnen sprang hinein, um den beiden zu helfen. Er geriet leider unter Wasser und tauchte nicht wieder auf“, erklärt Barillari.
Dieser Junge war Aymane Ed Dafali. Der 16-Jährige aus Rovigo hatte zusammen mit drei Gleichaltrigen ein Tretboot gemietet, um den Samstag auf der Adria ausklingen zu lassen. Als die Jugendlichen das Paar im Meer sahen, sprang nach Aymane auch ein Freund hinterher. Dieser trug jedoch eine Schwimmweste, die ihn rettete.
Aymane Ed Dafali hingegen wurde von der starken Strömung mitgerissen und nach unten gezogen. Sein lebloser Körper wurde von einem Rettungsschwimmer im Meer vor dem öffentlichen Strand von Lido degli Estensi gefunden – Hunderte Meter von der offenen See bei Spina entfernt, wo er plötzlich nicht mehr gesehen worden war. Dies ist ein Beweis für die starken Meeresströmungen.
Die minutenlangen Wiederbelebungsversuche des Notarztes und seines Teams der Notrufnummer 118 waren erfolglos. Auch der alarmierte Rettungshubschrauber aus Ravenna musste leer zurückfliegen. Die Betroffenheit am Strand war greifbar. Seine Freunde standen unter Schock, doch auch der Rettungsschwimmer, der ihn tapfer ans Ufer zurückgebracht hatte, stand regungslos vor dem leblosen Körper des Jugendlichen.
Niemand konnte Abderrohim Ed Dafali trösten. Der Vater von Aymane ist Landarbeiter und war am Samstagabend aus Rovigo angereist. Auch seine Frau war vor Ort. „Er war ein Junge, der immer glücklich, ruhig und gut war“, sagte Abderrohim über seinen verstorbenen Sohn.
Um den Hergang der Tragödie zu rekonstruieren, wurden die Jugendlichen und die Bademeister am Samstagabend von der zuständigen Hafenbehörde angehört. Der zweite Rettungsschwimmer, Moreno Uggeri, bestätigte, dass es ihm gelungen war, die beiden Touristen zu retten. Als er erfuhr, dass Aymane Ed Dafali vermisst wurde, kehrte er sofort ins Wasser zurück.
Als der Einsatz beendet war, waren die beiden Touristen, ein Mann und eine Frau im Alter von 20 bis 30 Jahren, bereits verschwunden. Sie sind derzeit unauffindbar. Es ist unklar, ob sie die Tragödie nicht bemerkt haben oder aus Angst geflüchtet sind. Ihre Aussagen sind für die Staatsanwaltschaft Ferrara von großer Bedeutung.
Unter den Bademeistern und Strandbadinhabern, die in den Badeorten Lido degli Estensi und Lido della Spina leben, wird gleichzeitig darüber nachgedacht, wie sich solche Tragödien in Zukunft verhindern lassen. Ein besonderes und leider immer wiederkehrendes Thema ist die Beaufsichtigung der frei zugänglichen Strände. „Wir weisen schon seit Jahren darauf hin, dass auch in diesen Bereichen ein Rettungsschwimmer nötig wäre, um die Sicherheit zu gewährleisten“, erklärt der Inhaber eines Strandbads.
Laut vielen Bademeistern müssten zumindest die freien Strände in unmittelbarer Nähe der Mündung des Logonovo-Kanals, der die beiden Badeorte Lido degli Estensi und Lido della Spina voneinander trennt, abgezäunt und mit Schildern versehen werden, die das Baden verbieten. „Besonders wenn Wind aufkommt, herrschen dort sehr starke Strömungen. Selbst die besten Schwimmer laufen Gefahr, in Meeresströmungen zu geraten, aus denen sie nicht mehr alleine herauskommen können“, erklärt derselbe Inhaber des Strandbads.
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