Italienischer Sommerurlaub 2023 birgt teure Überraschungen

Urlaubsfreude und Reiselust schlagen Inflation

Donnerstag, 30. März 2023 | 08:05 Uhr

Rom – Angesichts der galoppierenden Inflation und der hohen Energiekosten ist es zwar keine Überraschung, dass die Italiener für ihren gewohnten Sommerurlaub tiefer in die Tasche greifen müssen, aber die Nachricht, dass er bis zu 40 Prozent teurer werden könnte, schreckt die leidgeplagten Einwohner des Stiefelstaats trotzdem auf.

Einem Umfrageinstitut, das die Urlaubsgewohnheiten der Italiener genauer unter die Lupe nahm, rechnet vor, dass die Kosten für die Unterkunft, die Hin- und Rückreise sowie für den Strandservice empfindlich steigen werden.

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Egal, ob es sich um einen gemütlichen Strand- oder um einen Sport- und Abenteuerurlaub handelt, ist es den Italienern wichtig, sich eine Auszeit vom Alltag zu gönnen und die schwierige Zeit der letzten Monate hinter sich zu lassen. Schade nur, dass sie heuer mit sehr viel höheren Kosten rechnen müssen. Die Inflation und die anhaltend hohen Energiekosten sorgen dafür, dass eine italienische Durchschnittsfamilie gegenüber dem vergangenen Sommer für ihren Urlaub Preisanstiege von bis zu 40 Prozent hinnehmen muss.

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Dem Umfrageinstitut „Osservatorio Compass“ zufolge planen die italienischen Familien verglichen zum vergangenen Sommer heuer fast 500 Euro mehr auszugeben, wobei das familiäre Durchschnittsbudget 1.930 Euro erreichen soll. Mehr als ein Drittel der Familien– 36 Prozent – will sich den ersehnten Sommerurlaub sogar 2.400 Euro kosten lassen.

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Leider werden die Familien mit beiden Urlaubsbudgets keine großen Sprünge machen können. Branchenvertretern zufolge werden die Preise für die Unterkunft im Schnitt um rund 30 Prozent anziehen, wobei von den Preissteigerungen alle Unterkunftsarten – von den Hotels und den Pensionen über die Ferienwohnungen bis hin zu den Campingplätzen – betroffen sein werden. Besonders infolge der stark gestiegenen Energiekosten müssen die Familien auch für die Hin- und Rückreise – gleich ob mit dem Auto, dem Bus, dem Flugzeug oder dem Zug – mit höheren Ausgaben rechnen. Die Tickets für die Fähren schlagen sich ebenfalls mit bis zu zehn Prozent höheren Preisen zu Buche.

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Hinzu kommt, dass die italienischen Städte und Gemeinden mit einer spürbar gestiegenen Ortstaxe tiefer in die Taschen der urlaubsfreudigen Italiener greifen werden. Die Stadtgemeinde von Florenz hat diesen Schritt bereits vorweggenommen und die Ortstaxe von fünf auf acht Euro angehoben. Italienweit dürfte diese Steuer im Schnitt um 9,5 Prozent ansteigen. Nachdem die Regierung die vom Staat von den Betreibern der Strandbäder eingehobene Konzessions- und Grundgebühr um 25 Prozent angehoben hat, rechnen Beobachter damit, dass auch der Strandservice mit Liegestühlen und Sonnenschirm heuer 20 Prozent teurer sein wird als im letzten Jahr. Die italienische Vereinigung der Reiseveranstalter Fiavet teilt mit, dass aus diesen Gründen die Ausgaben für Urlaubspakete und Pauschalreisen im Vergleich zum vergangenen Sommer heuer rund 30 Prozent höher sein werden.

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Mit Blick auf diese Zahlen wird Reisen für viele Italiener allmählich zum Luxus. Dies gilt insbesondere für Familien mit Kindern. Um dennoch in den Sommerurlaub fahren zu können, versuchen die Italiener, an allen Ecken und Enden zu sparen. Laut einer Studie des Reiseportals Booking.com zu den Reisetrends des Jahres 2023 werden 68 Prozent der Befragten genau auf ihr Budget achten und versuchen, Geld zu sparen, indem sie vor allem die günstigsten Angebote im Auge behalten.

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Zu diesem Zweck werden 61 Prozent der Interviewten ihren Urlaub lange im Voraus planen und sich 53 Prozent für Reisen in der Vor- und Nebensaison entscheiden. Andere hingegen gedenken, ihren Urlaub zu verkürzen oder auf billigere Unterkünfte auszuweichen. Viele werden auf das Hotel verzichten und stattdessen eine Ferienwohnung wählen. Wer diese Möglichkeit besitzt, versucht auch seinen Urlaub bei Freunden oder Verwandten zu verbringen oder – ein neuer Trend – mit einer anderen Familie für einige Wochen die Wohnung zu tauschen.

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Zu ihren Reisegewohnheiten befragt, gab etwas mehr als die Hälfte der befragten Italiener an, dass sie ihren Urlaub selbst organisieren und Unterkunft sowie An- und Abreise unabhängig voneinander buchen werden. Etwas weniger als ein Drittel der Befragten – darunter befinden sich vor allem ältere Reisende – teilten hingegen mit, dass sie sich an ein Reisebüro wenden werden. Einer von zehn Italienern soll der Umfrage zufolge zu den absoluten Abenteurern gehören. Diese „planen“, einfach loszufahren und sich vor Ort eine passende Unterkunft zu suchen.

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Zusammengefasst lassen sich die Italiener trotz aller widrigen Umstände ihre Urlaubslust nicht vermiesen. Allerdings werden die höheren Ausgaben viele Familien dazu zwingen, im Urlaub zu sparen und sich mit einfacheren Unterkünften zu begnügen. Aber der italienische Sommertraum lebt und Urlaubsfreude und Reiselust schlagen Inflation, fasst ein Reiseexperte die Gefühlslage der Italiener in Worte.

Von: ka