Carabinieri und Polizei überwachen Einhaltung der Quarantäne – VIDEO

Verantwortungslos und uneinsichtig: „Wir gehen nur zu einem Fest“

Donnerstag, 12. März 2020 | 07:15 Uhr

Mailand – Selbst zwei Tage nach der Veröffentlichung des Dekrets der römischen Regierung und selbst nach der seit mehr als einer Woche stark ansteigenden Anzahl von Infizierten und Toten scheint der Ernst der Lage noch nicht bei allen Mitbürgern angekommen zu sein.

Den Ordnungskräften, die in Umsetzung des Dekrets in ganz Italien – darunter auch in Südtirol – an vielen Straßen Kontrollen durchführen und dabei besonders die für die freie Durchfahrt notwendigen Eigenerklärungen in Augenschein nehmen, gehen immer wieder verantwortungslose und uneinsichtige Bürger ins Netz. Die Carabinieri von Mailand machen da keine Ausnahme. Von bisher 1.030 kontrollierten Personen sind insgesamt 35 bei den Gerichtsbehörden angezeigt worden.

Attività di controllo a tutto campo dell'Arma su strade ed esercizi pubblici del territorio nazionale per il rispetto…

Pubblicato da Carabinieri su Mercoledì 11 marzo 2020

Die Ordnungskräfte wissen manchmal nicht, mit welcher Art von Leuten sie es zu tun haben. Sind es Mitmenschen, die wie abgeschlossen in einer Zeitkapsel weder Nachrichten hören noch über behördliche Maßnahmen informiert werden, oder handelt es sich einfach um verantwortungslose Personen, die Dekrete der Regierung und alle Aufrufe, zu Hause zu bleiben, einfach ignorieren?

Den Vogel schossen dabei vier junge Männer ab, die von den Mailänder Carabinieri an einer Straßensperre in der Via Gallarate, einer der Ausfallstraßen der lombardischen Metropole, aufgehalten worden waren. „Wir wollen zu einem Fest. Genau genommen handelt es sich um das Geburtstagsfest eines Freundes außerhalb der Stadt. Ist das ein Problem?“, so einer der 20-Jährigen zu den Carabinieribeamten. Von den Carabinieri befragt, erwiderten die jungen Männer, dass sie von den behördlichen Anweisungen und vom Dekret der römischen Regierung, das ganz Italien in eine „geschützte Zone“ verwandelt hatte, und von der Gefahr, angezeigt zu werden, nichts wissen würden.

🔴 #coronavirusProseguono i controlli a tutela della salute di tutti. Con comportamenti responsabili, tutti insieme, fermeremo il virus #COVIDー19.#essercisempre #grazieanomeditutti #iorestoacasa

Pubblicato da Polizia di Stato su Mercoledì 11 marzo 2020

„Wir kontrollieren, aber zur gleichen Zeit helfen wir den Bürgern und führen im Rahmen der Coronavirus-Notlage eine Sensibilisierungskampagne durch, wobei wir besonders die jungen Leute im Blickfeld haben. Wir werden nicht müde zu wiederholen, dass wenn wir alle zusammenarbeiten, wir aus dieser Notlage wieder herauskommen“, so der Chef der Funkstreifenwagen der Carabinieri von Mailand, Major Carmine Elefante, gegenüber der Onlineausgabe des Corriere della Sera.

Zu ähnlichen Bildern kam es auch an anderen Straßensperren in Mailand und Umgebung. In den ersten Tagen der gesamtstaatlichen Quarantäne fielen der Polizei und den Carabinieri auch an diesen Sperren die Gleichgültigkeit und Uninformiertheit vieler junger Leute auf. Zu diesen gesellten sich viele im Auto sitzende, müde Mütter, die auf der Suche nach einem noch mit frischen Waren bestückten und nicht zu sehr von Käufern überlaufenen Supermarkt waren. Außerhalb von Mailand hofften diese Frauen noch, die von ihnen gesuchten Lebensmittel finden zu können. Außerdem waren an den Straßensperren noch die älteren Leute anzutreffen. Beim Anblick der Carabinieri hielten sie ihren Wagen sofort an und zeigten stolz ihre perfekt ausgefüllte Eigenerklärung vor, die nicht selten von einer ärztlichen Bewilligung begleitet war. Andere ältere Männer gaben vor, sich zur Arbeit begeben zu wollen, und hielten den Ordnungskräften die entsprechende Eingenerklärung unter die Nase. „Wie soll ich denn sonst meinen Lebensunterhalt bestreiten?“, so der Tenor dieser kontrollierten Mailänder.

Anderseits hat die Coronavirus-Notlage und die Einrichtung der „geschützten Zone“ – auch wenn es für alle Betroffenen wie ein Hohn klingen mag – auch einige positive Nebenwirkungen. Seit dem Inkrafttreten des Dekrets der römischen Regierung verzeichnen die Carabinieri einen spürbaren Rückgang aller Straftaten. Die Diebe und Einbrecher scheinen – so die Ordnungskräfte – in den Urlaub oder in Quarantäne gegangen zu sein. Selbst die Prostituierten und die kleinen Drogendealer sind seit zwei Tagen aus dem Mailänder Straßenbild verschwunden.

L'Arma dei Carabinieri aderisce alla campagna #iorestoacasa

“Al lavoro, io tutelo gli altri. Quando non lavoro, per tutelare gli altri, #iorestoacasa”.#Carabinieri #PossiamoAiutarvi

Pubblicato da Carabinieri su Martedì 10 marzo 2020

Dieser Umstand erleichtert die Arbeit der Ordnungskräfte, die mehr Streifen und Beamten für die Überwachung der Einhaltung der getroffenen Quarantänemaßnahmen abstellen können. Die Mailänder Carabinieri, die allein bis zum Dienstag 797 Eigenerklärungen und weitere 311 Dokumente überprüft haben, finden sich manchmal in einer Rolle wieder, die oftmals jener von Pfarrern und Vätern gleicht. Viele Bürger, die an den Straßensperren angehalten werden, sind verzweifelt oder verängstigt und stellen den Beamten viele Fragen, ob dies oder jenes noch erlaubt oder wie „das Verlassen des Wohnorts aus triftigen Gründen“ zu interpretieren sei.

Viele Mailänder fragen die Carabinieri, wann der Albtraum den endlich aufhört, und was die Stadt getan hat, dass sie sich eine solche Strafe verdient. Leider gibt es aber auf diese Fragen keine Antworten.

Von: ka