Während der Physiotherapie wurden die Patienten bestohlen

Videobeweis legt diebischer Krankenschwester das Handwerk

Freitag, 30. September 2016 | 08:34 Uhr

Frosinone/Latium – Seit Jahren wird davor gewarnt, im Krankenhaus Geld und Wertsachen unbeaufsichtigt herumliegen zu lassen, da sie sonst recht schnell „Füße kriegen“ könnten. Die Täter sind meist andere Patienten, Besucher oder gar Krankenhausangestellte.

Einer ganz besonders dreisten Diebin konnte in Frosinone in Latium das Handwerk gelegt werden. Der Ermittlungen kamen ins Rollen, als das Personal der Abteilung für Rehabilitation der lokalen Sanitätseinheit von Frosinone der Quästur immer wieder merkwürdige Fehlbeträge in den Hand- und Brieftaschen ihrer Patienten meldete.

Bei den Diebstählen ging der Täter oder die Täterin sehr schlau vor, weil sie nie die ganze Brieftasche entwendete oder das ganze Geld herausnahm, sondern immer einen Teilbetrag in der Geldbörse zurückließ. So hatten die Opfer zwar den Verdacht, dass sie bestohlen worden waren, entschieden sich aber, weil sie durch den Restbetrag in die Irre geführt wurden meist dazu, keine Anzeige zu erstatten. Diese besondere Technik beansprucht aber auch sehr viel Zeit, was den Verdacht nahelegte, dass als Diebin fast nur eine Angestellte des Krankenhauses infrage kommen konnte.

Nach dem Sammeln mehrerer Indizien entschied der Oberstaatsanwalt von Frosinone, die Räumlichkeiten der Abteilung mit versteckten Videokameras zu überwachen. Sehr bald konnte eine 45-jährige Krankenschwester als Täterin identifiziert werden.

Im von der Polizei veröffentlichen Video ist die Krankenschwester zu sehen, wie sie zuerst eine ältere Patientin auf der Liege Platz nehmen und sie Übungen ausführen lässt. Während die Patientin ihre Therapie durchführt, wühlt die Diebin in der Handtasche der Frau, bis sie die Geldbörse findet. Nachdem sie einige Geldscheine entnommen und sie in die Tasche ihres Arbeitskittels gesteckt hatte, legt sie die Brieftasche geschickt wieder in die Handtasche zurück.

 

Da die Krankenschwester in flagranti verhaftet wurde, konnte bewiesen werden, dass die Diebin nur einen Teil des Geldes entwendet hatte. Die Krankenschwester wurde vom Richter in den Hausarrest überstellt. Sie wird sich vor Gericht wegen erschwerten Raubes verantworten müssen. Die Taten wiegen deshalb schwer, weil sie die Diebstähle als öffentliche Angestellte während der Arbeitszeit und an ihr anvertrauten Patienten verübt hatte.

Aber was bewegt eine Krankenschwester wegen einiger Euroscheine Reputation, Gefängnis und den Verlust des Arbeitsplatzes zu riskieren? Spielsucht? Schulden und finanzielle Not? Oder handelt es sich einfach „nur“ um einen Fall von krankhafter Kleptomanie?

Von: ka