Von: ka
Rom – Seit Tagen beherrscht eine Affäre die italienische Öffentlichkeit, die nicht nur die Klatschpresse, sondern seit der Anzeige des 53-jährigen Raoul Bova bei der Postpolizei auch die römische Staatsanwaltschaft beschäftigt.
Auslöser ist die offensichtliche Untreue eines bekannten italienischen Film- und Fernsehstars. Ein Unbekannter soll versucht haben, Raoul Bova mit der Veröffentlichung von Konversationen mit seiner 23-jährigen Liebhaberin, dem Model Martina Ceretti, zu erpressen – doch der Schuss ging nach hinten los.
Laut den Untersuchungen der Staatsanwaltschaft, in die bisher Martina Ceretti, ihr zwielichtiger „Freund” Federico Monzino und der ehemalige „König der Paparazzi” und Aufdecker Fabrizio Corona involviert sind, besteht der Verdacht, dass anderen Prominenten Ähnliches widerfahren sein könnte. Es gibt viele Fragen: Welche Rolle spielten Ceretti und Monzino in dieser Geschichte? Wer verbarg sich hinter dem mysteriösen Erpresser?
„Hallo, ich bin ein Freund von Martina Ceretti. Wir haben eine schöne Geschichte über Marti und Raoul. Wir besitzen Audioaufnahmen und alles“, soll Federico Monzino laut La Repubblica am 5. Juli zu Fabrizio Corona gesagt haben. „Marti” und „Raoul” sind die 23-jährige Martina Ceretti und der 53-jährige Raoul Bova. Bei der „schönen Geschichte“, die der 29-Jährige dem ehemaligen „König der Paparazzi“ und Aufdecker von Klatschgeschichten Prominenter anbot, handelte es sich um einen sehr langen Nachrichtenaustausch zwischen der 23-Jährigen und dem 53-jährigen Schauspieler. Dieser fand über die private Instagram-Nachrichtenfunktion statt und dauerte zwei Jahre. Zudem gab es eine Audioaufnahme, die der Schauspieler dem Model geschickt hatte und die mittlerweile in den sozialen Netzwerken öffentlich ist.
Ein paar Tage später, am 11. und 12. Juli, erhielt Bova zahlreiche Nachrichten – laut La Repubblica etwa vierzig – von einer anonymen spanischen Nummer. Gegenstand der Nachrichten war die Forderung nach einem „Geschenk“, um die Veröffentlichung des Materials über die Liaison mit der 23-Jährigen und insbesondere dessen Übergabe an Fabrizio Corona zu verhindern. Zwar wurde kein Geld gefordert, doch das Anliegen des unbekannten Anrufers war eindeutig.
Raoul Bova entgegnete, dass dies eine Straftat darstelle und er nicht nachgeben werde. Am folgenden Tag zeigte er den Erpressungsversuch bei der römischen Postpolizei an. Die Staatsanwaltschaft von Rom leitete daraufhin eine Untersuchung ein. Es wird wegen versuchter Erpressung und des Diebstahls von Audioaufnahmen ermittelt. Martina Ceretti, Federico Monzino und Fabrizio Corona wurden als „Personen, die über die Sachlage informiert sind”, vernommen.
Den Ermittlern zufolge könnte es sich um eine seit Monaten gestellte Falle handeln, in die Raoul Bova schließlich getappt ist. Laut dem Corriere della Sera könnte diese Erpressungsmasche nicht nur bei Raoul Bova, sondern auch bei anderen Prominenten angewendet worden sein. La Repubblica spricht von der „Ermittlungsvermutung eines Systems zur Erpressung von Prominenten“. Doch von wem? Am 25. Juli veröffentlichte Corona in seiner YouTube-Sendung „Falsissimo” diese „schöne Geschichte”.
In der Zwischenzeit richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem auf die Abfolge der Ereignisse, die zur versuchten Erpressung des Schauspielers führten. Dafür wurde bislang nur Federico Monzino angezeigt, der 29-jährige Spross einer Mailänder Unternehmerfamilie. Die Polizei beschlagnahmte dessen Smartphone. Er bestreitet, den Schauspieler kontaktiert zu haben, um ihn zu erpressen. Er gibt jedoch zu, Fabrizio Corona die Audiodateien mit den Nachrichten von Bova an das junge Model weitergegeben zu haben – und zwar nach dem ersten persönlichen Treffen der beiden in einem Mailänder Hotel.
Die Ermittlungsergebnisse lassen jedoch einen ganz anderen Ablauf der Ereignisse vermuten. Sie könnten für das 23-jährige Model, gegen das derzeit nicht ermittelt wird, schwere rechtliche Folgen haben. Auch ihr wurde das Smartphone beschlagnahmt. Neben dem Chat mit Monzino wird auch der Chat mit Bova untersucht. Dieser enthält die Unterhaltungen mit dem 53-Jährigen seit der ersten Kontaktaufnahme vor zwei Jahren. Damals schrieb die 23-jährige Influencerin mit über 100.000 Followern Raoul Bova, um ihn kennenzulernen.
Verdächtig ist, dass zu ihren Kontakten auch andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gehören sollen. Zunächst hatte sich Martina Ceretti in den sozialen Medien für ihren Freund Monzino eingesetzt, dann versuchte sie, sich aus der Angelegenheit herauszuziehen, indem sie behauptete, sie habe ihm diese Audiodateien „in gutem Glauben und ohne Hintergedanken” weitergegeben.
Monzino wiederum beteuert, er habe die Dateien in Absprache mit Ceretti an Corona weitergeleitet, um ihrem Wunsch nachzukommen, durch deren Veröffentlichung „berühmt zu werden”. Diese unterschiedlichen Aussagen überzeugen die Ermittler jedoch nicht, obwohl Monzinos Verteidiger Sirio Serafinelli bekräftigt, dass sein Mandant „nicht der Verfasser der an Raoul Bova gesendeten Nachrichten ist”.
Er behauptet, Chats und Audio-Nachrichten des Schauspielers an Fabrizio Corona weitergeleitet zu haben. Seine Freundin Martina Ceretti habe davon gewusst. Corona veröffentlichte Beiträge über die Beziehung zwischen Bova und der 23-Jährigen in den sozialen Netzwerken, was eine emotionale Szene der Lebensgefährtin des 53-Jährigen, Rocío Muñoz Morales, zur Folge hatte. Sie hatte von der Liaison nichts gewusst. Nun wurde Corona ein Beschluss zur Beschlagnahmung der Telefongespräche mit Monzino und offenbar auch mit Ceretti zugestellt.
Der ehemalige „König der Paparazzi” und Aufdecker ist geschädigte Partei. Die Auswertung der Telefonaufzeichnungen hat ergeben, dass die Erpressung des Schauspielers mit einem wahrscheinlich auf einen spanischen Strohmann registrierten Smartphone vor der Weitergabe der Dateien durch Monzino an ihn stattfand.
„Es gibt keinen einzigen Abschnitt in jeder einzelnen Folge, der nicht mit Rechtsanwalt Chiesa besprochen wurde. Die Audioaufnahmen und Chats von Raoul Bova wurden mir von Federico Monzino und Martina Ceretti freiwillig übermittelt. Sie haben sie direkt von ihrem Computer auf mein Mobiltelefon geschickt. Es gab keine betrügerische Beschaffung des Datenmaterials. Sobald eine der Beteiligten ihre Zustimmung gibt, wird das Problem zu ihrem alleinigen Problem“, so der ehemalige Paparazzi-König in einem auf der Instagram-Seite seiner Sendung „Falsissimo“ veröffentlichten Beitrag.
Mit der Aufdeckung der heimlichen Beziehung von Raoul Bova zu dem 23-jährigen Model und der eindeutigen Aufforderung zu einem „Geschenk“, um ein öffentliches Bekanntwerden der Beziehung zu verhindern, hat Italien die perfekte „schöne Sommergeschichte“. Die nach der gescheiterten Erpressung eingeleiteten Ermittlungen könnten jedoch noch weitere Prominente in ihren Strudel ziehen.
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