Von: mk
Bozen – Im Frühling und Sommer, wenn die Temperaturen steigen, werden Zecken aktiver und können – falls sie infiziert sind – virale Krankheiten wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Obwohl Italien insgesamt als ein Land mit geringem Risiko für FSME gilt, wurden im vergangenen Jahr 50 FSME-Fälle bestätigt. Nach dem Biss einer infizierten Zecke können bei 30 Prozent der Betroffenen grippeähnliche Symptome auftreten, in einigen Fällen auch Störungen des zentralen Nervensystems – im Extremfall mit tödlichen Folgen.
Mit dem Beginn der warmen Jahreszeit und den länger werdenden Tagen wächst auch die Lust auf Aktivitäten im Freien, wie etwa Spaziergänge in der Natur oder sportliche Betätigung inmitten von Wäldern und atemberaubenden Berglandschaften.
Während der Frühjahrs- und Sommermonate ist es jedoch wichtig, sich bewusst zu machen, dass weitläufige Grünflächen und Waldgebiete auch Risiken bergen können. Diese Umgebungen sind bevorzugte Lebensräume für Zecken – kleine, krankheitsübertragende Parasiten –, die sich in Bodennähe, im hohen Gras, in Parks, Gärten, Weiden und Wiesen aufhalten.
Infizierte Zecken können durch ihren Biss schwere Krankheiten übertragen, wie zum Beispiel die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), auch bekannt unter dem englischen Akronym TBE (Tick-Borne Encephalitis) – eine virale Infektionskrankheit, die das zentrale Nervensystem betreffen und langfristige neurologische Schäden verursachen kann – in einigen Fällen sogar mit tödlichem Ausgang.
FSME-Fälle gestiegen
Obwohl Italien insgesamt als ein Land mit geringem Risiko für FSME gilt, ist die Inzidenz dieser Krankheit seit den frühen 2000-er Jahren gestiegen. Dieser Anstieg ist auf ökologische Faktoren zurückzuführen – darunter die Zunahme der Zeckenpopulation selbst in höheren Berglagen –, sowie auf soziale Faktoren (zum Beispiel Zunahme von Aktivitäten im Freien) und technologische Entwicklungen, insbesondere die Verbesserung diagnostischer Möglichkeiten.
FSME-Fälle wurden vor allem im Nordosten und im Zentrum des Landes gemeldet, insbesondere in den endemischen Gebieten mit besonderem Schwerpunkt auf Friaul-Julisch Venetien, den autonomen Provinzen Trient und Bozen sowie Venetien. In der Provinz Belluno werden die höchsten Inzidenzraten verzeichnet.
Laut den Daten des Obersten Gesundheitsinstituts ISS wurden vom 1. Jänner bis zum 5. Dezember 2024 insgesamt 50 Fälle einer neuroinvasiven FSME-Infektion (TBE-Infektion) bestätigt – davon 48 autochthone Fälle und zwei reiseassoziierte Fälle sowie zwei Todesfälle. 68 Prozent der Betroffenen waren männlich, das Durchschnittsalter lag bei 55 Jahren. Die meisten Fälle traten zwischen Mai und September auf – in den Monaten, in denen das Infektionsrisiko steigt, da Zecken Wärme und Feuchtigkeit benötigen, um aktiv zu sein.
Wie man sich schützen kann
Für FSME gibt es keine spezifische antivirale Therapie. Wer in einem Endemiegebiet lebt oder dort Urlaub macht, kann jedoch einige Vorsichtsmaßnahmen treffen, um Zeckenstiche und die Krankheit zu vermeiden, wie etwa:
- das Tragen von schützender Kleidung mit langen Ärmeln, langen Hosen und Stiefeln.
- geeignete Insektenschutzsprays
- eine gründliche Untersuchung des eigenen Körpers nach Aktivitäten im Freien, um Zecken zu entdecken und diese gegebenenfalls mit einer feinen Pinzette zu entfernen
- das Vermeiden von Verzehr von nicht pasteurisierter Milch und Milchprodukten in Risikogebieten.
Die Impfung gilt als die wirksamste vorbeugende Maßnahme gegen die durch Zecken übertragene Enzephalitis (FSME) in endemischen Ländern. In Italien ist laut dem Nationalen Impfpräventionsplan (PNPV) 2023–2025 die FSME-Impfung (TBE-Impfung) unter den empfohlenen Impfungen für Personen mit erhöhtem Risiko aufgrund bestimmter Verhaltensweisen oder Bedingungen aufgeführt.
Insbesondere wird sie empfohlen für:
- Berufstätige in endemischen Gebieten, insbesondere in ländlichen und bewaldeten Regionen (z. B. Landwirte und Militärangehörige),
- Bewohner von Gebieten, die als „Risikogebiete“ eingestuft werden, wenn dort innerhalb eines Jahres mehr als fünf FSME-Fälle (TBE-Fälle) pro 100.000 Einwohner auftreten.
- Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Anteil betrifft Touristen, die Freizeitaktivitäten im Freien planen. In diesen Fällen ist das Expositionsrisiko oft wenig bekannt, weshalb die FSME-Impfung (TBE-Impfung) auch für Reisende zu den empfohlenen Impfungen zählt.
Das Risiko einer FSME-Erkrankung (TBE-Erkrankung) wird häufig unterschätzt – insbesondere bei Kindern, bei denen die Symptome oft unspezifisch sind und die Erkrankung in der Regel milder verläuft. Dies kann zu Fehldiagnosen führen, sofern nicht routinemäßig serologische Tests auf FSME durchgeführt werden.
Was ist FSME?
Die durch Zecken übertragene Enzephalitis (FSME, engl. Tick-Borne Encephalitis – TBE) wird zunehmend als ein internationales Problem der öffentlichen Gesundheit betrachtet. In Europa ist die Krankheit seit 2012 meldepflichtig. Dennoch ist sie in Italien noch wenig bekannt und das Bewusstsein für die Risiken und möglichen Präventionsmaßnahmen ist begrenzt.
Nach einer FSME-Infektion (TBE-Infektion) kann bei etwa jeder dritten betroffenen Person eine Langzeitfolge auftreten, die Monate oder sogar Jahre andauern kann. In sehr seltenen Fällen kann die Krankheit tödlich verlaufen.
Nach dem Biss einer infizierten Zecke verläuft die Infektion beim Menschen in etwa 70 Prozent der Fälle symptomlos oder mit nur milden Beschwerden, sodass sie oft unbemerkt bleibt. In den übrigen 30 Prozent der Fälle tritt nach drei bis 28 Tagen eine erste Phase mit grippeähnlichen Symptomen auf: hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Müdigkeit sowie Muskel- und Gelenkschmerzen, die zwei bis vier Tage andauern. Danach sinkt die Temperatur, und in der Regel folgen keine weiteren Beschwerden.
In zehn bis 20 Prozent dieser Fälle beginnt nach einem beschwerdefreien Intervall von acht bis 20 Tagen eine zweite Phase mit Störungen des zentralen Nervensystems (z. B. Enzephalitis, schlaffe Lähmungen), die in etwa einem Prozent der Fälle tödlich verlaufen kann.
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