Von: mk
Brixen – Weil die Corona-Krise und die Gesundheit der Menschen derzeit das öffentliche Leben nahezu gänzlich beherrscht, ist der Auwald in Brixen in den Hintergrund geraten. Für Umweltschützer bleibt das Thema allerdings weiterhin eine Herzensangelegenheit.
Bekanntlich hat die Firma Progress den Auwald um über 9.000.000 Euro dem Bischöflichen Institut Vinzentinum abgekauft und möchte nach der Rodung Parkplätze und Industriegebäude darauf errichten. Für die Umweltschützer ist das ein Sakrileg. Wie die Vereine SOS Auwald Brixen, der WWF Bozen, Legambiente Südtirol, die Initiative für ein lebenswertes Brixen und die Gesellschaft für Biodiversität erklären, handle es sich um den letzten großen Auwald des Eisacktales, der zugleich Brutstätte von bedrohten Vogelarten ist.
In der Sitzung vom 22.01.2020 hat die Gemeinde Brixen die Änderung des Bauleitplanes genehmigt. Als Ausgleich ist die Vergrößerung der Millander Au vorgesehen, und zwar um eine Fläche von 1,6 Hektar.
“Brutvögel werden gestört”
Doch auch am Rande der Millander Au scheint es nun Probleme zu geben. Franz Pattis, der Sprecher von SOS Auwald Brixen, ist am letzten Donnerstag von einem Zahnarztbesuch in der Brixner Industriezone auf dem Radweg zurückgekehrt. Dabei wurde er auf den starken Lärm aufmerksam, der von der gegenüberliegenden Flussseite auf Höhe der Millander Au kam.
Bei genauerem Hinsehen bemerkte er einen Bagger direkt am Rand der Au, der gerade dabei war, Aushubmaterial von einem aufgeworfenen Graben am Flussdamm auf einen Lastwagen zu verladen. Am Boden lagen hingegen viele Kunststoffrohre.
„Bei der Rückfahrt mit dem Rad sah ich dann ein Schild bei der Holzbrücke auf der Höhe des Brixner Lido. Was ich vermutet hatte, bekam ich nun bestätigt. Es handelt sich dabei um die Verlegung von Rohren im Auftrag der Firma Progress für den neuen Trinkwassertiefbrunnen am Südrand der Millander Sportplätze. Dieser soll nämlich jenen vom bedrohten Auwald in der Industriezone ‚ersetzen‘ bzw. sobald der neue Brunnen in Milland in Betrieb geht, wird die Trinkwasserschutzzone im Auwald aufgelöst und in der Folge darf der Wald gerodet werden“, erklärt Pattis.
Die Umweltschützer beschweren sich darüber, dass im geschützten Biotop Millander Au die Brutsaison – vor allem auch wegen der hohen Temperaturen – schon voll im Gange sei und Baggerarbeiten mit dem Krach die Brutvögel massiv stören würden.
Dies könnte die Vögel veranlassen, den Brutplatz zu verlassen – mit unweigerlichen Folgen für ihren Nachwuchs. Die Gruppe SOS Auwald Brixen fordert deshalb einen sofortigen Stopp der Bauarbeiten am Biotop Millander Au. „Laut Landesgesetz Nr. 6 vom 12. Mai 2010 sind stark lärmende Bauarbeiten während der Brutzeit in Biotopen absolut verboten“, betont Franz Pattis.
Luigi Mariotti vom WWF Bozen hat noch am vergangenen Freitag die zuständigen Landesämter angeschrieben und gebeten, dass aus Gründen des Tier- und Umweltschutzes sofort ein Baustopp veranlasst wird. Zudem wurde auch der neue Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Vogelschutz und Vogelkunde Südtirol, Iacun Prugger, informiert. Die Gruppe SOS Auwald behält sich zudem noch weitere Schritte vor.