Kommentar

Freches Plakat für glückliches Land

Donnerstag, 03. November 2016 | 17:10 Uhr

Bozen/Rom – Die Nachricht, dass die Generalstaatsanwaltschaft des Oberlandesgerichtes vor dem Kassationsgerichtshof Rekurs eingereicht hat, schlug am Mittwoch wie eine politische Bombe ein. Damit geht der nicht enden wollende Streit um das sogenannte „Besen-Plakat“ der Süd-Tiroler Freiheit in die hoffentlich letzte Runde.

Italien muss ein wirklich glückliches Land sein, wenn man trotz wirtschaftlicher, finanzieller und politischer Misere sowie immer wieder bebender Erde, die viele Menschen in Tod und Verzweiflung gestürzt hat, einem frechen aber an sich recht harmlosen Plakat so viel Aufmerksamkeit, Zeit und nicht zuletzt Geld widmen kann. Dank der italienischen Justiz hat das Plakat eh weit mehr Aufsehen erregt, als es eine kleine Provinzpartei je zu hoffen gewagt hätte.

In Südtirol hingegen ist man des Streits um die mutmaßliche Schmähung der italienischen Trikolore längst überdrüssig. Im Landl locken diese kleinen politischen Provokationen, Ethnospielchen und Reibereien kaum mehr einen Hund hinter dem Ofen hervor. Da lässt die traurige Nachricht, dass ein Viertel der Landsleute unter der Armutsgrenze leben muss, weit mehr aufhorchen.

Aber was soll’s. Schauen wir uns halt den letzten Akt des Bauernschwanks an, der nur mehr zur Unterhaltung taugt. Die einen dürfen zu Gericht sitzen und die anderen sich ein bisschen als Opfer fühlen. Die Welt dreht sich weiter, während die wirklich wichtigen Probleme weiterhin einer Lösung harren. Ich habe mich geirrt. Es war keine politische Bombe. Für die gemeinen Südtiroler und Italiener war es bestenfalls ein politischer Knallkörper und die Nachricht nur eine kurze Notiz.

stf/Fotomontage
stf/Fotomontage

Von: ka

Bezirk: Bozen