Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen steht an

Gewalt gegen Frauen: “Alkohol ist kein Alibi und nie eine Erklärung”

Montag, 24. November 2025 | 10:30 Uhr

Von: luk

Bozen – Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November rücken weitere Südtiroler Organisationen und Akteure unterschiedliche Aspekte des Problems in den Mittelpunkt – vom Einfluss von Alkohol auf Gewalt, über Präventionsarbeit mit Männern bis hin zur oft übersehenen psychischen Gewalt.

Das Ambulatorium HANDS warnt vor der Wechselwirkung von Alkohol und Gewalt gegen Frauen. Alkohol sei kein Auslöser, aber ein Verstärker von Aggressionen, betont Psychologin Marcella Minotti. Laut Daten des italienischen Gesundheitsinstituts sind in einem Großteil der Fälle körperlicher und sexueller Gewalt sowie bei den meisten Femiziden Alkoholprobleme im Spiel. HANDS kritisiert zudem die verbreitete Tendenz, betroffene Frauen für erlittene Übergriffe verantwortlich zu machen, während Tätern unter Alkoholeinfluss mildernde Umstände zugeschrieben würden. Die Einrichtung fordert eine engere Zusammenarbeit zwischen Alkoholberatung, Präventionsdiensten und Gewaltschutzstrukturen.

Die Caritas Männerberatung hebt die Bedeutung frühzeitiger Prävention hervor. Gewalt könne nur eingedämmt werden, wenn auch mit jenen Männern gearbeitet werde, die Gewalt ausüben oder Gefahr laufen, gewalttätig zu werden, erklärt Leiter Guido Osthoff. Die Nachfrage nach Antigewalttrainings sei stark gestiegen; heuer haben sich bereits 200 Männer gemeldet. Ziel der Programme ist es, Verantwortung zu fördern, Konflikte gewaltfrei zu lösen und damit Frauen und Kinder besser zu schützen. Eine Mitarbeiterin hält dafür regelmäßig Kontakt zu betroffenen Frauen und Sozialdiensten.

Auf die häufig unsichtbare psychische Gewalt macht auch die Landtagsabgeordnete Myriam Atz (Süd-Tiroler Freiheit) aufmerksam. Viele Frauen befänden sich in mehrfach belasteten Lebenslagen und seien damit besonders anfällig für subtile Formen von Kontrolle und emotionalem Druck. Psychische Gewalt beginne oft früh, bleibe aber lange unerkannt und führe zu Erschöpfung, Verlust des Selbstwerts und Abhängigkeit. Atz ruft dazu auf, psychische Gewalt ernster zu nehmen, frühzeitig Hilfe zu suchen und gesellschaftliche Unterstützung auszubauen.

Gemeinsam erinnern die drei Stimmen daran, dass Gewalt gegen Frauen viele Formen hat – sichtbar und unsichtbar – und dass Prävention, Aufklärung und verlässliche Unterstützungsangebote zentrale Bausteine im Kampf gegen Gewalt bleiben.

Bezirk: Bozen

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