Sind große Ziele auch ein hohes Risiko wert? Ein Kommentar.

Große Spannung versus Langeweile

Donnerstag, 28. September 2017 | 01:24 Uhr

Bozen – Es geht rund in Katalonien. Die katalanische Regierung versucht ein vom spanischen Verfassungsgericht für illegal erklärtes Unabhängigkeitsreferendum dennoch durchzuführen, während die Madrider Zentralregierung dies mit Verhaftungen und Beschlagnahmen von Urnen und Stimmzetteln mit allen Mitteln verhindern will. Seither beherrschen Demonstrationen, Polizeieinsätze, Verhaftungen und ein Krieg der Worte die internationalen Schlagzeilen. Gleichzeitig verfolgen einheimische Selbstbestimmungsbefürworter gespannt, wie das Kräftemessen zwischen Madrid und Barcelona ausgeht.

Der Kontrast zu Südtirol hingegen könnte nicht größer sein. Vor einem halb leeren Landtag und vor auf ihren Smartphones surfenden Abgeordneten wurden letzte Woche die Ergebnisse des Autonomiekonvents verlesen. Die Wenigsten schien der trockene Inhalt des Abschlussdokuments zu interessieren. Aber ist Langeweile schlechter als große Spannung?

APA/APA (AFP)/LLUIS GENE

Stolz blicken Südtirols Verantwortliche auf die Erfolge des Landls. Einkommen, Export und Tourismus steigen, während gleichzeitig die Arbeitslosigkeit sinkt. Geschickt haben Südtiroler Politiker in Parlamenten und Hinterzimmern oft fast lautlos das erreicht, für was Katalanen heute lautstark auf die Straße gehen. Angesichts der hitzigen Auseinandersetzung in Katalonien, die am vorgesehenen Wahltag leicht auch in offene Gewalt umschlagen könnte, erweist sich der vielfach gescholtene besonnenere Südtiroler Weg möglicherweise als der bessere.

Oder anders gefragt: Sind große Ziele ein solches Risiko wert?

Von: ka

Bezirk: Bozen