Energiegemeinschaft im Landtag

“In vielen Köpfen entsteht noch ein ‘Kurzschluss'”

Mittwoch, 30. November 2022 | 18:47 Uhr

Bozen – Im Südtiroler Landtag wurde heute auch über Energiegemeinschaften gesprochen. Zwei Beschlussanträge von Diego Nicolini und Gert Lanz wurden gemeinsam behandelt.

Diego Nicolini (5 Sterne Bewegung) erklärte, wie wichtig der Energiebereich sei. Es sei nun seit einiger Zeit möglich, auch kleine Energiegemeinschaften, etwa in einem Kondominium, zu gründen. Es sei dies relativ einfach, außerdem sei die von diesen produzierte Energie kostengünstig. Es seien dies Anlagen mit weniger als 200 Kilowatt. Komplexer sei die Errichtung von Anlagen mit mehr als 200 Kilowatt. Doch es gebe hier viele Fördermittel, die darauf warten, eingesetzt zu werden. Die Gesellschaft stehe vor einer Transformation im Bereich Elektrizität, immer mehr Geräte würden mit Strom anstelle von anderen Energiequellen angetrieben. Deshalb sei es notwendig, dass auch das Land Südtirol hier mehr mache.

Gert Lanz (SVP) ergänzte, wenn über Energie gesprochen werde, entstünde in vielen Köpfen noch ein “Kurzschluss”: Meist werde von Wirtschaftlichkeit gesprochen, doch inzwischen gehe es viel eher um Nachhaltigkeit, darum Energie zukunftsfähig zu machen. Es müsse überprüft werden, wo es Einsparungsmöglichkeiten gebe und diese auch umgesetzt werden könnten. Denn Fakt sei auch, dass laut Prognosen künftig mehr Energie notwendig sei. Man sei derzeit noch in einem falschen Weg gefangen. Es komme vor, dass Energie nicht dort genutzt werde, wo sie erzeugt wird, sondern eingespeist werde, weil dies wirtschaftlich mehr bringe. Es müsse dafür gesorgt werden, dass die Kontinuität der Stromversorgung gewährleistet bleibe – gerade wenn man künftig mit vielen Insellösungen arbeiten werde, dann sei dies eine komplexe Aufgabe, die es anzugehen gelte. Energiegemeinschaften seien in diesem Zusammenspiel eine Möglichkeit. Die öffentliche Hand müsse nicht unbedingt finanzieren, aber sie hat die Immobilien und Grundstücke auf denen eventuell Anlagen errichtet werden könnten. Es gelte auch die Frage zu klären, ob die Öffentlichkeit bereit sei, Strukturen zur Verfügung zu stellen, und wenn ja, in welcher Form. In den beiden Beschlussanträgen gehe es darum, zu sehen, was die öffentliche Hand beitragen könne – ihm gehe es insbesondere auch darum, dass Private rasch eine Antwort auf Anfragen bekämen. Energiegemeinschaften sollten von Privaten starten, könnten aber von der öffentlichen Hand unterstützt werden.

Peter Faistnauer (Perspektiven für Südtirol) bat um Ergänzung des Antrages: Er schlage vor, dass im beschließenden Teil der Anträge aufgenommen werde, dass die Beobachtungen des Landtags gesammelt und ans Ministerium MASE geschickt würden.

Riccardo Dello Sbarba (Grüne) verwies darauf, dass das Energiemodell mit Kleinerzeugern auch eine Redemokratiserung des Energiemarktes bedeute. Es gebe in Südtirol einige gute Beispiele für Genossenschaften. Früher habe es in Südtirol ein weniger zentralisiertes Strommodell gegeben, nun ziehe Alperia viel an sich. Er denke, es müsse wieder redezentralisiert werden – wie, das wisse er nicht. Die beiden Anträge seien ein Anreiz dafür.

Josef Unterholzner (Enzian) bemerkte, er würde es befürworten, wenn die Mehrheit öfter solch sachlich fundierten Beschlussanträge vorbrächte, wie es der nun behandelte von Lanz sei. Wobei ihm, Unterholzner, der Antrag Nicolinis besser gefalle, weil dieser einfache und unbürokratische Möglichkeiten vorsehe seien.

Andreas Leiter Reber (Freiheitliche) erklärte, dass die Freiheitlichen immer wieder darauf hingewiesen hätten, dass gezielt kleinere Anbieter und kleinere Kreisläufe aufgebaut werden sollten. Deshalb gebe es Zustimmung zu den Anträgen.

LR Giuliano Vettorato sagte, in Sachen Energieeffizienz müsse auf alternative Energiequellen gesetzt werden. Fotovoltaik solle künftig wichtiger werden; es seien Daten aus Rom dazu ausständig, voraussichtlich im Dezember solle es so weit sein. Die Frage, ob man auf Fotovoltaik oder Energiegemeinschaften setzen solle, stelle sich nun. Energiegemeinschaften seien eine Chance. Der Landesrat schlug vor, die Anträge zu vertagen, damit diese mit Daten auf dem neuesten Stand ergänzt werden könnten.

Diego Nicolini (5 Sterne Bewegung) stimmte dem zu. Gert Lanz (SVP) fragte, was zu ändern wäre, wenn aufgeschoben würde, er sei durchaus bereit, bestimmte Abschnitte seines Antrags zu ändern.

Von: luk

Bezirk: Bozen