Tagung

Integration hängt von Haltung der Gemeindeverantwortlichen ab

Donnerstag, 28. September 2017 | 16:29 Uhr

Brixen – Gestern tauschten sich Gemeindereferenten in Brixen über die Erfahrungen mit der Eingliederung von Flüchtlingen und Migranten in ihrer Gemeinde aus.

Wie Migranten und Flüchtlinge in einer Gemeinde aufgenommen und integriert werden, hängt maßgeblich davon ab, wie die politisch und gesellschaftlich führenden Köpfe – Bürgermeister, Gemeinderäte, aber etwa auch Vereinsfunktionäre – zu diesem Thema stehen. Darin waren sich bei der Tagung der Europa-Gemeindereferenten aus Tirol und Südtirol gestern in Brixen alle einig.

“Integration kann nur dann funktionieren, wenn man in seiner öffentlichen Funktion als Meinungsbildner auf lokaler Ebene selber nicht in Abwehrhaltung geht”, betonte Soziallanderätin Martha Stocker und wies darauf hin, dass anderenfalls der latent ohnehin bestehende Widerstand in der Bevölkerung verstärkt würde. Sie bezeichnete Außenpolitik und Migration als große Herausforderungen Europas. Es gehe nicht nur darum, den Asylbewerbern ein Dach über dem Kopf zu bieten, betonte Gemeindenverbandspräsident Andreas Schatzer, das Bereitstellen einer Unterkunft sei oft die einfachste Aufgabe einer Gemeinde. Viel entscheidender für eine gute Integration – und damit für Zufriedenheit auf beiden Seiten – sei es, wie die Bürger mit der neuen Situation umgehen.

Luca Critelli, Direktor der Landesabteilung Soziales, wies darauf hin, dass nach einer anfänglichen überzogenen Willkommenskultur den Asylbewerbern mittlerweile vermehrt Angst und Ablehnung entgegenschlage. Zudem leide die Diskussion oft darunter, dass die lokale Ebene für Aspekte verantwortlich gemacht werde, auf die sie keinen Einfluss hat: so zum Beispiel die Frage, wie viele Personen kommen, wer kommt und ob die Personen Anrecht auf Asyl haben oder nicht. “Die Haltung der Gemeindeverwalter hat einen großen Einfluss auf die Akzeptanz vor Ort”, stellte er fest. Bei Informationsmaßnahmen werde deshalb immer versucht, die Beispiele aus anderen Gemeinden vorzustellen, denn die konkreten Erfahrungen in den Südtiroler Gemeinden sind im Allgemeinen weitaus positiver als die Diskussionen, die der Aufnahme meistens vorausgegangen sind. Sein Tiroler Amtskollege Dietmar Schennach betonte, wie wichtig auch der Einsatz der ehrenamtlichen Helfer in der Flüchtlingsfrage war und ist. “Ohne Ehrenamt würde es nicht gleich gut funktionieren”, sagte er.

Als die wichtigsten Faktoren für eine gelingende Integration wurden Arbeit und Beschäftigung herausgearbeitet. Darüber hinaus könnten auch Kindergarten und Schule dafür sorgen, dass die ganze Familie sich willkommen und zugehörig fühle. Die Tiroler Soziallandesrätin Christine Baur berichtete in diesem Zusammenhang von einem neuen Phänomen: Bei der Schließung von Flüchtlingsunterkünften gibt es oft ähnliche Proteste wie bei deren Eröffnung, denn die Bevölkerung hat sich an die Anwesenheit gewöhnt.

Jana Maria Andres von der Koordinierungsstelle für Integration in Südtirol und Johann Gstir, Bereichsleiter Integration in der Tiroler Landesregierung, stellten gelingende Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen und Migranten vor. Diese reichen von Sprachcafés über Weiterbildungsangebote bis hin zu Projekten der Arbeitseingliederung. “Mir ist es ein Anliegen, zu betonen, dass Integration die gesamte Gesellschaft verändert”, sagte Gstir, die Sprache habe dabei besonders große Bedeutung. “Achten wir darauf, dass wir das Trennende nicht immer automatisch mitlaufen lassen” forderte er die Gemeindereferenten auf.

Im Anschluss tauschten sich die Teilnehmer in Workshops darüber aus, wie die Kommunikation mit den Flüchtlingen selbst, aber auch gegenüber Bürgern und Institutionen verbessert werden könnte.

Veranstaltet wurde die Tagung von Europe Direct Südtirol der Landesabteilung Europa und Europe Direct Tirol gemeinsam mit dem österreichischen Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres.

Von: mk

Bezirk: Eisacktal