Es gibt auch Gegenargumente

Jagdunfall bietet Zündstoff – Jagd ganz abschaffen?

Freitag, 05. Oktober 2018 | 13:28 Uhr

Bozen – Unfälle im Zuge der Jagdausübung, insbesondere solche, bei denen Menschen zu Schaden kommen, bieten manchen Kräften immer wieder einen Anlass, die Jagd insgesamt infrage zu stellen. Ende September ist es in der Region Ligurien zu einem tödlichen Jagdunfall gekommen. Ein junger Mann, der im Wald unterwegs war, wurde von einem Geschoss getroffen und starb an den Verletzungen. Im Internet hat das zu einer kontroversen Debatte geführt, wie der Südtiroler Jagdverband feststellt.

Auch Umweltminister Sergio Costa vom M5S hat ein Jagdverbot an Sonntagen in Erwägung gezogen. Noch schärfere Reaktionen kursieren gegenwärtig im Netz: Man sollte die Jagd gleich ganz abschaffen, meinen dort die Einbringer einer Internet-Initiative. Aber es gibt auch gegenläufige Kampagnen, die darauf verweisen, dass die Schäden, die etwa beim Autofahren angerichtet werden, – auch im Verhältnis gerechnet – viel häufiger sind. Demnach dürfe man sich zu Recht fragen, ob denn nicht auch das Autofahren verboten oder eingeschränkt werden müsse, wenn etwa ein Alko-Lenker einen Todesfall verursacht, oder das Bergsteigen, wenn einer einmal einen Stein ins Rollen bringt, der andere verletzt, oder das Skitourengehen, wenn dabei eine unheilbringende Lawine losgetreten wird.

Schlussendlich würde dies bedeuten, dass „die ganze Gesellschaft jahrein, jahraus in ihren Wohnungen bleibt und Facebook schaut“, heißt es etwas verbittert-ironisch in der von Jägern initiierten Gegenreaktion zur Abschaffungs-Initiative.

Abgesehen vom unverzeihlichen Verlust eines Menschenlebens sei der Schaden für die gesamte Jägerschaft und Jagd immens, wenn es, aus welchen Gründen auch immer, zu Vorfällen wie kürzlich in Ligurien kommt, erklärt der Südtiroler Jagdverband.

Der Verband hat sich über ein Radiointerview dazu geäußert und gemeint, Einzelvorfälle sollten nicht zu gesetzlichen Maßnahmen führen. Eine Anlass-Gesetzgebung mittels Verboten habe noch nie zu dem erwarteten Ergebnis geführt. Vielmehr müsse das Möglichste getan werden, dass Unfälle vermieden werden. „Jägerinnen und Jäger sind sich ihrer Verantwortung bewusst, wenn sie mit der Waffe im Revier sind, sie sind gut ausgebildet im Umgang mit Waffen und, das Wichtigste: Sie dürfen nur dann einen Schuss abgeben, wenn sie auch wissen, auf was sie schießen und dass die Geschosse keinen Schaden anrichten“, erklärt der Südtiroler Jagdverband.

Die Südtiroler Jägerprüfung biete gute Voraussetzungen für das Erlernen dieser Grundregeln des Weidwerkes. Es dürfe in der Vorsicht und Umsicht im Umgang mit Waffen nie nachgelassen werden. Die in Südtirol übliche Jagdausübung sei allein schon wegen ihrer Besonderheit ein guter Garant dafür, dass schwere Unfälle vermieden werden. „Wer ein Stück Wild zum Abschuss frei hat, muss es vor dem Erlegen ansprechen, auf den Kugelfang achten und darf erst dann drücken, wenn er sicher ist, dass durch die Schussabgabe kein Schaden entstehen kann“, erklärt der Jagdverband.

„Es gibt in unserer Gesellschaft wenig Tätigkeiten, in denen nicht auf die eine oder andere Weise Missgeschicke oder – schlimmer – Unfälle passieren können. Die unverzeihlichen Fehler Einzelner dürfen nicht zu Einschränkungen der Gesamtheit führen, sondern es ist darauf zu achten, dass wir uns verantwortungsbewusst verhalten und Schaden von den Mitbürgern fernzuhalten versuchen. Jägerinnen und Jäger unseres Landes verspüren diese Verantwortung heute schon, und in der Zukunft wird es nicht anders sein können“, erklärt der Südtiroler Jagdverband abschließend.

Von: mk

Bezirk: Bozen

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