Debatte um Großraubtiere

Keine Wildtierkorridore: Große Mehrheit im Dreierlandtag dagegen

Donnerstag, 15. Juni 2023 | 08:49 Uhr

Riva – Bei der Sitzung des Dreierlandtags am Mittwoch hat sich eine Debatte rund um Großraubtiere entzündet. Die gemischte Gruppe und Luca Zeni vom PD sowie die Grünen plädierten für die Errichtung interregionaler Wildtierkorridore. Der Antrag stieß allerdings auf wenig Gegenliebe.

Vorgeschlagen wurde die Errichtung von Biotopvernetzungen in Form von Wildtierkorridoren, die es den Wildtieren ermöglichen, sich frei zu bewegen und den „Bürgern der betroffenen Gebiete mehr Sicherheit geben“. Der Dreierlandtag möge sich als Beispiel der Kooperation zwischen verschiedenen Alpenregionen für eine Umweltplanung einzusetzen, die Wildtierkorridore vorsieht, um die Biodiversität zu erhalten. Im Sinne einer gewinnbringenden Zusammenarbeit solle diese Kooperation harmonisch, gemeinsam und mit der Beteiligung aller Akteure weiterentwickelt und ausgebaut werden.

Gianluca Cavada (Lega Salvini Trentino) unterstrich, die Lega werde gegen den Antrag stimmen – weil es sich dabei lediglich um die Verlagerung eines Problems handeln würde. Man könne sich nicht erlauben, dass sich die Bären auf dem ganzen Landesgebiet verteilten, man habe bereits mit den Wölfen ein großes Problem. Er sei viel mehr für eine Reduzierung der Anzahl der Großraubtiere. Der Abgeordnete erinnerte zudem daran, dass Anfang April im Trentino eine Person durch einen Bären gestorben ist.

Auch Michael Jäger (Mattle) kündigte die Ablehnung des Antrags an, ebenso wie Christian Kovacevic (SPÖ). Letzterer betonte, die großen Beutegreifer hätten nicht das Problem, Grenzen nicht überschreiten zu können – deshalb müsse dies aus Nordtiroler Sicht nicht erleichtert werden. Es gehe vielmehr darum, der Bevölkerung Ängste im Zusammenhang mit den großen Beutegreifern zu nehmen. Es sollten Lösungen für diese Problematik erarbeitet werden.

Ivano Job (Gruppo Misto) sagte, es fehle in der Gesellschaft noch die Kultur und das Wissen für die Wildtierkorridore – auch er könne den Antrag nicht mittragen. Das Problem würde damit nur verlagert werden. Zuerst müsste man viel mehr wissen, wie man mit den Tieren im Gebiet umgehen wolle.

Die Bären, so Roberto Paccher (Lega Salvini Trentino), seien eine Gefahr für die Bürger. Der Antrag sei schlechter Stil und eine Provokation, insbesondere angesichts der Tatsache, dass kürzlich ein Mensch von einem Bären getötet worden sei. Der Antrag müsse abgelehnt werden, denn Wölfe und Bären müssten anders gemanagt werden – und zwar mit Abschüssen.

Es gehe in diesem Antrag um die Einrichtung von Wildtierkorridoren in Europa – dies für die Vielfalt der Tiere, die unterwegs seien, nicht ausschließlich für Beutegreifer, erinnerte Petra Wohlfahrtstätter (Grüne). Bayern etwa habe neun solcher Wildtierkorridore ausgewiesen. Es gebe Landschaftsstrukturen, die für die Errichtung von solchen Korridoren, geeignet seien. Ziel sei der Erhalt der Biodiversität und den Erhalt der Lebensmittelversorgung aus Europa für Europa. Sie bat um Unterstützung für den Antrag.

Der Antrag wurde mit großer Mehrheit nicht angenommen (abgestimmt wurde per Handzeichen).

Von: mk

Bezirk: Bozen