Pamer erteilt STF-Forderung Absage

„Körper der Frau gehört der Frau“

Mittwoch, 07. Mai 2025 | 18:02 Uhr

Von: mk

Bozen – Am heutigen Mittwoch hat der Südtiroler Landtag einen Beschlussantrag der Süd-Tiroler Freiheit kontrovers und heftig diskutiert, in dem gefordert wurde, die Landesregierung solle durch Sensibilisierung und Förderprogramme verstärkt auf die Möglichkeit der Adoptionsfreigabe nach der Geburt hinweisen. Diese Alternative zum freiwilligen Schwangerschaftsabbruch werde aktuell nicht gefördert, wohingegen für nicht medizinisch indizierte Schwangerschaftsabbrüche rund eine Million Euro jährlich aufgewandt werde.

„In der Diskussion hat sich schnell herausgestellt, dass auch der Großteil der Kolleginnen und Kollegen im Landtag den Vorschlag als wenig empathisch, undifferenziert und unausgegoren empfunden hat“, erklärt Rosmarie Pamer, Landesrätin für Sozialen Zusammenhalt, Familie, Senioren, Genossenschaften und Ehrenamt. Letztlich hat der Erstunterzeichner des Antrags, Bernhard Zimmerhofer, diesen dann vor der Abstimmung ausgesetzt.

„Der Vorschlag, Adoption als Alternative zur Abtreibung vorzuschlagen, berücksichtigt aber wesentliche und wichtige Aspekte nicht“, unterstreicht Landesrätin Pamer. „Vorausschicken möchte ich zunächst, dass wir stets nach dem Grundsatz ‚Der Körper der Frau gehört der Frau – sie entscheidet, was damit geschieht‘ handeln. Zudem liegt der Entscheidung zur Abtreibung in der Regel ein langer und oft auch schmerzhafter Prozess vonseiten der betroffenen Frauen zugrunde.“ Sowohl eine Entscheidung zur Adoption als auch eine zum Schwangerschaftsabbruch seien in den überwiegenden Fällen schwere Entscheidungen, die aus einer Ausnahmesituation heraus getroffen werden. „Ein linearer Zusammenhang bzw. die Argumentation ‚Adoption vor Abtreibung‘ kann ohne ein Verständnis für den komplexen Entscheidungsprozess, den viele Frauen erleben, und ohne Akzeptanz der Entscheidungsfreiheit der betroffenen Person nicht geführt werden“, hebt Pamer hervor.

Die Landesrätin erinnert zudem daran, dass die öffentliche Hand im Bereich der Beratung bereits tätig ist. So bieten die vom Land finanzierten Familienberatungsstellen als integrierte sozio-sanitäre Basisdienste mit multidisziplinären Kompetenzen Beratungen rund um den Schwangerschaftsabbruch an. Nach der geltenden nationalen Gesetzgebung ist der Schwangerschaftsabbruch ein Recht der Frau, das es ermöglicht, eine freiwillige Abtreibung legal durchzuführen. „Daher garantieren die Südtiroler Familienberatungsstellen den Frauen unter Wahrung ihrer Würde und Freiheit auch Gespräche und Beratungen zur Beseitigung der Ursachen, die zu einem freiwilligen Schwangerschaftsabbruch geführt haben, und bieten psychologische und soziale Unterstützung sowie auf Wunsch Informationen über freiwillige Vereine“, sagt Pamer und führt aus, dass allein 2023 86 Frauen Informationen über den freiwilligen Schwangerschaftsabbruch bei den Familienberatungsstellen eingeholt haben, 18 ein ärztliches Zeugnis erhalten und 5 Kontrollen nach einem freiwilligen Schwangerschaftsabbruch durchführten.

Ferner finanziert das Amt für Kinder- und Jugendschutz und soziale Inklusion die Tätigkeit der Vereine „Bewegung für das Leben“ (Meran) sowie „Zentrum Ja zum Leben“ (Bozen und Meran) im Bereich der Unterstützung für schwangere Frauen in Form eines Beitrages (gewährter Beitrag 2024: Euro 85.000). Unterstützt wird u.a. die persönliche und telefonische Beratung von Frauen, die sich in einem Schwangerschaftskonflikt befinden

Ebenso finanziert wird die Tätigkeit der Dienststelle Adoption Südtirol, ein multizonaler Dienst, der beim Betrieb für Sozialdienste angesiedelt ist. Die Dienststelle bietet u.a. professionelle Beratung zum Thema Adoption für Frauen in einem Schwangerschaftskonflikt an und fördert Sensibilisierungsmaßnahmen zum Thema Adoption für die breite Bevölkerung. Der Dienststelle Adoption Südtirol wurden 2024 rund 286.700 Euro zugewiesen.

„Auf Landesebene gibt es also bereits Dienste, die die im Beschlussantrag aufgelisteten Tätigkeiten anbieten“, sagt Landesrätin Pamer abschließend. „Was zusätzlich angedacht werden könnte, ist, das Bewusstsein für die Adoption als Alternative zur Aussetzung des neugeborenen Kindes zu schärfen, wie es andere italienische Regionen getan haben.“

Bezirk: Bozen

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