Von: mk
Bruneck – Am Beispiel Prags zeigt sich, wie schnell die Landesverwaltung auf einschneidende Naturereignisse reagiert und Schutzmaßnahmen umsetzt. Dieser Meinung ist der Landesrat für Bevölkerungsschutz Arnold Schuler. Gestern hat er mit Ressortdirektor Klaus Unterweger und dem Direktor der Landesagentur für Bevölkerungsschutz Rudolf Pollinger sowie mit Vertretern der jeweiligen Gemeinden im Pustertal drei Bauwerke des Funktionsbereichs Wildbachverbauung in Augenschein genommen. Das Beispiel der Ilsterner Au dagegen zeige, “wie mit Maßnahmen unserer Einrichtungen neue Lebensräume geschaffen wurden.”
Rückhaltebecken bei der Mühlbacher Klause
Begonnen hatte der Lokalaugenschein aber am Eingang des Pustertals: Das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost hat Ende September mit der Errichtung einer Rückhaltesperre aus Stahlbeton für ein Rückhaltebecken in der Nähe der Mühlbacher Klause begonnen. Dort hat ein Graben in der Vergangenheit öfters Staatsstraße und Radweg vermurt. Im Juli 2016 musste die Staatsstraße wegen einer größeren Mure gänzlich für den Verkehr gesperrt werden; am Rande betroffen war auch die Eisenbahnlinie.
Im Zuge einer Gefahrenzonenstudie wurde festgestellt: Der Graben, der am Meransner Berg entspringt und in den Mühlbacher Stausee mündet, bedroht auch die Handwerkerzone von Mühlbach. Auch weitere wichtige Verkehrsinfrastrukturen sind der Gefahr vor Muren ausgesetzt. Das Rückhaltebecken wird künftig an die 4500 Kubikmeter Geschiebematerial zurückhalten und so die Gefahr eindämmen. Die Kosten belaufen sich auf rund 600.000 Euro.
Ausgleichsmaßnahme zwischen Vintl und Kiens
Zweite Besichtigungs-Station war die Ilsterner Au an der Rienz zwischen Vintl und St. Sigmund. Im Sommer schloss das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost die Arbeiten zur Wiederherstellung einer dynamischen Flusslandschaft auf der Biotopfläche ab. Die Revitalisierung der Au wurde als Umweltausgleichmaßnahme für den Ausbau der Pustertaler Straße von Natz-Schabs über Mühlbach bis Vintl auferlegt. Der Auftrag ging an das Landesamt für Straßenbau Nord-Ost beauftragt. Eine Gruppe von Biologen und Ingenieuren hat das Projekt ausgearbeitet. Ökologisch mitbegleitet wurde die Baustelle von Vertretern der Landesämter für Gewässerschutz, Landschaftsökologie und Jagd und Fischerei sowie von Umweltschutzverbänden wie Naturtreff Eisvogel und hyla und dem Fischereiverein.
Insgesamt wurden 1,5 Millionen Euro in diese Revitalisierungsarbeiten investiert. Zuzüglich der Beträge für Projektierung, Enteignung von Grundflächen und die noch vorgesehenen Lärmschutzdämme entlang der Umfahrungsstraße umfassen die Ausgleichsmaßnahmen einen Betrag von 2,8 Mio. Euro.
Rückhaltebecken im Schadebach in Prags
In der Gemeinde Prags besichtigte die Delegation Schutzbauten für die Fraktion Schmieden. Oberhalb des Dorfes errichtet das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost seit Mitte Mai eine 50 Meter breite und 14 Meter hohe Rückhaltesperre aus Stahlbeton. Die Beckendämme werden mit Zyklopensteinen verstärkt, als Stütze für die Dammkörper und als Erosionsschutz. Das Rückhaltebecken soll künftig rund 100.000 Kubikmeter Murmaterial aufhalten. Zudem werden im Schadebach unterhalb der Rückhaltesperre bis zum Zusammenfluss mit dem Pragser Bach sechs Konsolidierungssperren errichtet und der Uferschutz verstärkt. Gesichert werden auch die Ufer des Pragser Baches. Alle diese Schutzbauwerke sind auf ein 300-jährliches Ereignis ausgerichtet.
Nach schweren Gewittern hatte sich am Abend des 5. August 2017 eine Mure aus der Weißlahn gelöst, den Unterlauf des Schadebaches und den Zusammenflussbereich mit dem Pragser Bach verlegt und große Teile von Schmieden verschüttet. Die Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen waren sehr groß. Auch die heftigen Unwetter im Herbst 2018 zeigten erneut die Notwendigkeit einer Verbauung auf.
Nach Abschluss der Arbeiten wird das Becken mit Lärchen bepflanzt, die Ufer des Schadebachs und Pragser Baches mit standortgerechten Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Sämtliche Bauarbeiten sind voraussichtlich bis Ende Mai 2021 abgeschlossen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 3,24 Millionen Euro und werden vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung EFRE 2014-2020 finanziert.