Verschleppte ukrainische Kinder umerzogen

London nimmt Kadyrows Mutter ins Visier

Donnerstag, 04. September 2025 | 07:57 Uhr

Von: mk

London – In einer scharfen Reaktion auf die mutmaßliche Zwangsumsiedlung und Indoktrination ukrainischer Kinder hat Großbritannien Sanktionen gegen acht Personen und mehrere Organisationen verhängt.

Zu den sanktionierten Personen, die in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern erlassen wurden, gehört auch Aymani Kadyrowa, die Mutter des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow, der den Spitznamen “Putins Bluthund” trägt. Dies gab das britische Außenministerium bekannt, wie n-tv in Berufung auf die ukrainische Zeitung “Kyiv Independent” berichtet.

Der britische Außenminister David Lammy verurteilte die Taten scharf: “Die Politik des Kremls, ukrainische Kinder zwangsweise zu verschleppen, zu indoktrinieren und militarisieren zu lassen, ist abscheulich und zeigt, zu welch abscheulicher Verdorbenheit Präsident Putin greifen wird, um die ukrainische Sprache, Kultur und Identität auszulöschen.”

Nach Angaben der ukrainischen Datenbank “Children of War” wurden seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine mindestens 19.546 ukrainische Kinder nachweislich zwangsverschleppt. Bislang konnten lediglich 1.592 gerettet und in ihre Heimat zurückgebracht werden.

Die britischen Sanktionen zielen unter anderem auf die Achmat-Kadyrow-Stiftung ab, deren Präsidentin Aymani Kadyrowa ist. Die Stiftung soll für die Organisation von Umerziehungsprogrammen für die verschleppten Kinder verantwortlich sein.

Anklage gegen Kadyrow

Doch auch Ramsan Kadyrow selbst wird vom ukrainischen Geheimdienst wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen angeklagt. Ihm werden zwei Vorfälle aus dem Jahr 2023 vorgeworfen. Im Oktober soll Kadyrow seinen Untergebenen befohlen haben, gefangene ukrainische Soldaten zu töten, was er aber später widerrief. Im Dezember soll er angeordnet haben, Kriegsgefangene als “menschliche Schutzschilde” auf Dächern von Militäreinrichtungen in Grosny zu platzieren, um die Gebäude vor ukrainischen Drohnenangriffen zu schützen.

Für die ukrainischen Ermittler handelt es sich um Verstöße gegen die Genfer Konventionen und das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs. Die Anklage wurde in Abwesenheit Kadyrows erhoben, ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu zwölf Jahre Haft. Die Ermittlungen werden von der Generalstaatsanwaltschaft beaufsichtigt.

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