Laut Lukaschenko ist der Wagner-Chef in St. Petersburg

Lukaschenko: Prigoschin ist in Russland und nicht in Belarus

Donnerstag, 06. Juli 2023 | 13:28 Uhr

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hält sich nach Angaben des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko in Russland und nicht in Belarus auf. “Was Prigoschin betrifft, so ist er in St. Petersburg. Er ist nicht in Belarus”, sagte Lukaschenko am Donnerstag vor ausländischen Journalisten in Minsk. Ein Aufstand der Wagner-Söldner war Ende Juni nach Angaben des Kreml mit der Abmachung beendet worden, dass Prigoschin ins Exil nach Belarus gehen sollte.

Er könne “mit Sicherheit” sagen, dass Prigoschin auf freiem Fuß sei, fügte Lukaschenko bei der Pressekonferenz im Präsidentenpalast hinzu. “Ich habe gestern mit ihm telefoniert.” Auch die Kämpfer der Söldnertruppe Wagner hielten sich bisher nicht in Belarus auf, sagte Lukaschenko. Er erklärte sich aber bereit, “eine bestimmte Anzahl” von Wagner-Söldnern in Belarus aufzunehmen. Ihre “Erfahrung” könne für sein Land sehr nützlich sein.

Lukaschenko äußerte sich auch zum Verhältnis Prigoschins zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. “Ich weiß nicht alles über die Beziehung zwischen Putin und Prigoschin und ich möchte auch nicht alles wissen”, sagte der belarussische Präsident. “Putin kennt Prigoschin viel besser als ich”, sagte Lukaschenko und fügte hinzu: “Glauben Sie, dass Putin nachtragend ist und ihn morgen töten wird? Nein, das wird nicht passieren.

Am Donnerstag äußerte sich auch der Kreml dazu. “Nein, wir verfolgen die Standortwechsel Jewgeni Prigoschins nicht, dafür fehlen uns die Möglichkeiten und der Wille”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Man sei nicht über Prigoschins Aufenthaltsort unterrichtet. Nach dem gescheiterten Aufstand von Prigoschins Privatarmee Wagner gegen Russlands Militärführung vor knapp zwei Wochen war eine der Bedingungen für eine Amnestie die Ausreise des Oligarchen nach Belarus.

Indessen haben russische Medien Bilder einer Durchsuchung des Hauses von Prigoschin in St. Petersburg während seines Aufstands Ende Juni veröffentlicht. Mehrere staatliche und private russische Medien veröffentlichten am Mittwochabend offenbar von Strafverfolgungsbehörden aufgenommene Bilder, auf denen ein großes luxuriöses Haus mit einem Hubschrauber-Landeplatz im Garten zu sehen ist.

Bei der Durchsuchung fanden die Ermittler den Bildern zufolge unter anderem Dollar- und Rubel-Bündel, Goldbarren, zahlreiche Waffen, aber auch mehrere Pässe mit unterschiedlichen Namen und einen Schrank voller Perücken. Die in St. Petersburg ansässige Website Fontanka berichtete außerdem, in Prigoschins Haus sei ein Foto mit “abgetrennten Köpfen” gefunden worden. Prigoschins Kämpfern wurden wiederholt Übergriffe vorgeworfen.

Fontanka veröffentlichte zudem ein Foto, das einen großen Vorschlaghammer zeigt. Der Metallkopf trägt den Schriftzug “Bei wichtigen Verhandlungen”. Der Vorschlaghammer ist eines der Symbole der Wagner-Gruppe. Die Truppe erklärt, diese Waffe zu benutzen, um ihre Feinde hinzurichten oder zu foltern.

Die Wagner-Söldner hatten am 24. Juni mehrere Stunden lang das Hauptquartier der russischen Armee in Rostow am Don in Südwestrussland besetzt und waren dann in Richtung Moskau vorgerückt. Der Aufstand endete nach Kreml-Angaben am selben Abend mit einer Vereinbarung, derzufolge Prigoschin ins Exil nach Belarus gehen sollte. Sein genauer Aufenthaltsort war bisher jedoch nicht bekannt. Prigoschin hat sich zuletzt am 26. Juni öffentlich geäußert.

Von: APA/AFP/Reuters