Ein Kommentar zu Lehrerprotesten

Mehr Solidarität

Dienstag, 21. Oktober 2025 | 01:01 Uhr

Von: mk

Bozen – Südtirols Lehrpersonen halten an ihrem Protest fest und führen keine außerschulischen Aktivitäten durch – trotz des Drucks vonseiten der Landesregierung. Diese will erst wieder weiter verhandeln, wenn die Lehrkräfte die Protestmaßnahmen zurückfahren. Abgesehen davon, dass der Konflikt auf diese Weise zum Streit im Sandkasten degradiert wird, klingt der Unmut der Landesregierung vorgeschoben.

Immerhin ein gewichtiges Argument spricht für die Lehrpersonen: Ausflüge, Projektwochen oder andere freiwillige Zusatzangebote sind Aktivitäten, zu denen die Lehrpersonen gar nicht verpflichtet sind. Niemand kann sie dazu zwingen.

Was oft auch untergeht: Die Proteste drehen sich nicht nur um Lohnverhandlungen, sondern generell um Missstände im Bildungsbereich. So fordern die Lehrpersonen etwa unter anderem eine Aufstockung der Stunden für Integration.

Laut den Lehrerinitiativen reichen die von der Landesregierung in Aussicht gestellten Erhöhungen nicht aus, um den Kaufkraftverlust in den vergangenen zehn bis 15 Jahren auszugleichen.

Wie erst kürzlich das Team K und die Schützen wird auf den Mangel an qualifizierten Lehrern und der Abwanderung von Lehrkräften ins Ausland oder in andere Berufssparten verwiesen. Insofern sollten die Verantwortlichen auf Landesebene die Problematik durchaus ernster nehmen, zumal Bildung ein wichtiger Baustein für die Zukunft eines Landes ist.

In der Bevölkerung lösen die Protestmaßnahmen der Lehrer gemischte Reaktionen aus, was eigentlich schade ist. Immerhin kämpfen Arbeitnehmer auch in der Privatwirtschaft mit hohen Lebenshaltungskosten bei vergleichsweise niedrigen Gehältern. Laut AFI stiegen zwischen 2018 und 2023 die Nominallöhne in der Südtiroler Privatwirtschaft um +11,8 Prozent, die Lebenshaltungskosten jedoch um +20,3 Prozent. Statt Neiddebatten wäre mehr Solidarität vermutlich hilfreicher.

Bezirk: Bozen

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