Von: APA/AFP/Reuters
Die mühsam vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist gefährlich ins Wanken geraten. Die israelische Armee hat am Sonntag nach eigenen Angaben weitere Attacken gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen ausgeführt. Wie die Streitkräfte mitteilten, begannen sie “eine Serie von Angriffen gegen Hamas-Terrorziele im südlichen Gazastreifen”. Dies sei eine Antwort auf eine “eklatante Verletzung der Waffenruhe” zuvor am Sonntag durch die Hamas.
Davor hatte die israelische Armee bereits Luftangriffe auf die Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen geflogen und erklärt, es handle sich um eine Reaktion auf vorangegangene Attacken militanter Palästinenser auf israelische Soldaten. “Terroristen” hätten “Panzerabwehrraketen abgefeuert” und das Feuer auf israelische Soldaten eröffnet, woraufhin die israelische Armee in Rafah mit Luftangriffen durch Kampfjets und mit Artilleriebeschuss reagiert habe.
Rund zehn Tage nach Inkrafttreten einer Feuerpause im Gazastreifen gemäß dem von US-Präsident Donald Trump vermittelten 20-Punkte-Plan beschuldigten sich beide Seiten am Sonntag, die Feuerpause verletzt zu haben: Regierungschef Benjamin Netanyahu warf der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas einen “Bruch der Waffenruhe” vor und wies die Armee an, “mit aller Härte” gegen “terroristische Ziele im Gazastreifen vorzugehen”.
Hamas weist Verantwortung zurück und beschuldigt Netanyahu
Der militärische Arm der Hamas wies jegliche Verantwortung für die von Israel gemeldeten Angriffe auf Truppen zurück. “Wir bekräftigen unsere vollständige Verpflichtung, alles umzusetzen, was vereinbart wurde”, hieß es in einer Mitteilung der Kassam-Brigaden. Dies gelte vor allem für die Waffenruhe in allen Gebieten des Gazastreifens.
Izzat al-Rishek, Mitglied des Hamas-Politbüros, warf Israel in einer Mitteilung seinerseits vor, gegen die Waffenruhe zu verstoßen und “fadenscheinige Vorwände” zu fabrizieren, “um seine Verbrechen zu rechtfertigen”. Er beschuldigte Netanyahu, dieser wolle sich vor seinen Verpflichtungen gegenüber den Vermittlern drücken, weil er unter Druck rechtsextremer Koalitionspartner stehe.
Rund 20 Ziele im Gazastreifen bombardiert
Die israelische Luftwaffe bombardierte nach Angaben des TV-Senders N12 rund 20 Ziele im Gazastreifen. In Deir al-Balah inmitten des Gazastreifens seien bei einem Luftangriff vier Palästinenser getötet und fünf weitere verletzt worden, hieß es aus medizinischen Kreisen.
“Heute in der Früh haben Terroristen Panzerabwehrraketen abgefeuert und das Feuer auf IDF-Soldaten eröffnet”, teilte die israelische Armee mit. Darauf habe man mit Luftangriffen durch Kampfjets und mit Artilleriebeschuss reagiert. Die Angriffe dienten dazu, eine Bedrohung zu beseitigen, hieß es weiter.
Die Armee bezeichnete die Angriffe auf ihre Streitkräfte als “eklatante Verletzung der Waffenruhe”, die seit dem 10. Oktober im Gazastreifen in Kraft ist. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wies das Militär an, mit voller Härte gegen “Terrorziele im Gazastreifen” vorzugehen. Netanyahus Büro teilte mit, der Regierungschef habe dies nach einer Beratung mit Verteidigungsminister Israel Katz und Sicherheitsvertretern beschlossen.
Rechtsextreme Minister fordern Rückkehr zum Krieg
Israels Polizeiminister Itamar Ben-Gvir forderte Netanyahu nach ersten Berichten über einen Hamas-Angriff dazu auf, die Armee anzuweisen, “die Kampfhandlungen im Gazastreifen vollständig und mit voller Stärke wieder aufzunehmen. Die nazistische Terrororganisation muss restlos vernichtet werden – und zwar möglichst bald.” Der ebenfalls ultrarechte Finanzminister Bezalel Smotrich schrieb bei X nur: “Krieg!” Die beiden Minister hatten die Waffenruhe-Vereinbarung von Anfang an kritisiert und auch dagegen gestimmt.
US-Unterhändler in der Region erwartet
Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ist seit dem 10. Oktober in Kraft. Es gab allerdings bereits mehrere gewaltsame Zwischenfälle, bei denen auch Palästinenser getötet wurden.
Die Waffenruhe ist Teil eines Friedensplans von US-Präsident Donald Trump. Israel und die Hamas hatten sich dabei auch auf den Austausch von Geiseln und Gefangenen und einen teilweisen Rückzug der israelischen Truppen im Gazastreifen geeinigt. An den Verhandlungen waren auch Ägypten, Katar und die Türkei beteiligt gewesen. In dieser Woche werden US-Vizepräsident JD Vance sowie die US-Unterhändler Steve Witkoff und Jared Kushner in Israel erwartet.
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