Von: luk
Bruneck/Mallorca – Mit Transparenten, Plakaten und einem offenen Brief an alle Gemeinderäte im Tal hat der Schützenbezirk Pustertal am Wochenende gegen den Ausverkauf von Bauernhöfen und Wohnraum an provinzfremde Käufer protestiert. Die Botschaft: „Unsere Heimat ist kein Immobilienmarkt für Urlauber.“
Die Pustertaler Schützen kritisieren eine ausufernde Bautätigkeit, die nicht mehr den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung dient, sondern Investoren und Zweitwohnungsbesitzern aus dem In- und Ausland. Gerade der Verkauf traditioneller Bauernhöfe an Ortsfremde sei ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich Südtirol – wie viele andere Tourismusregionen Europas – zunehmend in einen Freizeitpark für Wohlhabende verwandle.
Der Protest trifft einen Nerv, denn die Debatte um leistbaren Wohnraum und nachhaltigen Tourismus gewinnt auch anderswo an Schärfe – etwa auf Mallorca. Dort gingen in den vergangenen Wochen erneut tausende Menschen auf die Straße. Der Grund: Immer mehr Einheimische können sich das Leben auf der Insel nicht mehr leisten. Die Mieten steigen, Immobilienpreise explodieren, während gleichzeitig Millionen Touristen die Balearen jedes Jahr fluten. Auf Mallorca entlädt sich der Frust inzwischen sogar in Schmieraktionen und offenem Groll gegen ausländische Käufer.
Auch im Pustertal sehen die Schützen ein Kippen der Stimmung. „Der Ausverkauf der Heimat geht zulasten der jungen Generation. Wenn sie sich kein Haus oder keine Wohnung mehr leisten können, verlieren wir unsere Dörfer“, heißt es im offenen Brief. Dabei fordern die Schützen nicht nur strengere Regeln beim Immobilienverkauf, sondern auch Maßnahmen gegen den zunehmenden Verkehr im Tal – ein weiteres Phänomen, das man auch auf den Balearen kennt.
Anders als auf Mallorca, wo der Tourismus rund 40 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht, ist Südtirols Abhängigkeit vom Fremdenverkehr zwar geringer – doch die Zeichen sind ähnlich: steigende Lebenshaltungskosten, überlastete Infrastrukturen, schwindender Lebensraum für Einheimische.
„Wer jetzt nicht handelt, riskiert, dass der soziale Frieden schleichend erodiert“, so die Mahnung aus dem Schützenbezirk. Die Forderung lautet: konsequente politische Maßnahmen gegen Spekulation, eine Begrenzung von Zweitwohnungen und nachhaltige Verkehrs- und Raumplanung.
Die Botschaft hinter der wohl die meisten Südtiroler stehen dürften ist klar: Heimat ist kein Renditeobjekt – weder auf Mallorca noch im Pustertal.
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